1830 Felix Mendelssohn – Bartholdy (1809-1847) – Psalm 115

Die Vertonung des Psalms 115 als protestantische Kantate im Sinne Johann Sebastian Bachs war eine Reaktion Mendelssohns auf das katholische Musikleben. Im Herbst 1830 war Mendelssohn in der Nachfolge Goethes, den er vor seiner Abreise noch in Weimar besucht hatte, nach Italien gereist. Der junge Bildungsreisende war fasziniert von der Natur des Landes und den Relikten seiner großen Geschichte, worüber er auch an Goethe in beredten Worten schrieb. Die Musikkultur fand er aber in einem ziemlich miserablen Zustand. In Briefen, unter anderem an seinen Lehrer Zelter, äußerte er sich vor allem kritisch zur Sakralmusik. Über Mendelssohn Bericht zu den Osteroffizien der päpstlichen Kapelle in Rom schrieb Zelter an Goethe: „Der Junge hat sich keine Note entgehen lassen, geschichtsmäßig, ohne den Ausländer, den Ketzer zu verraten. Es will schon etwas sagen, ein in seinem Ursprunge wohlausgedachtes, nun zu Fetzen abgetragenes Ganze aufzufassen und hinter der äußerlichen Würde und Hoheit den hohlen Leib zu erkennen.“

 

Mendelssohns Antwort auf diese Musik war die verstärkte Hinwendung zur protestantischen Sakralmusik und damit zu Bach. Unter anderem schrieb er in dieser Zeit Choräle nach Liedern von Luther und den Psalm 115. „Daß ich gerade jetzt mehrere geistlichen Musiken geschrieben habe,“ teilte er aus Rom mit, „ist mir ein Bedürfnis gewesen … Hat es Ähnlichkeit mit Bach, so kann ich nichts dafür, denn ich habe es geschrieben, wie es mir zu Mute war und wenn mir einmal bei den Worten so zu Mute geworden ist, wie dem alten Bach, so soll es mir um so lieber sein.“

 

Neben Bach hat freilich auch Rom Spuren in dem Werk hinterlassen. Am 8. November 1830 schrieb Mendelssohn an seine Familie: „Denkt Euch ein kleines zweifenstriges Haus am Spanischen Platz Nr. 5, das den ganzen Tag die warme Sonne hat, und die Zimmer im ersten Stock darin, wo ein guter Flügel steht: Auf dem Tisch liegen einige Portraits von Palestrina, Allegri usw. mit ihren Partituren, ein lateinisches Psalmbuch, um daraus „Non Nobis“ zu komponieren – daselbst residiere ich nun.“ Bei „Non Nobis“ handelte es sich um den 115. Psalm. In der Tat läßt das Werk, das Mendelssohn seiner Schwester Fanny zum Geburtstag schenkte, insbesondere im Schlußsatz Einflüße des römischen Renaissance-Komponisten Palestrina erkennen.

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