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Ein- und Ausfälle (Denkweisen)

Man könnte meinen, dass das Denken einer einfachen Grundregel folge: man geht von richtigen Voraussetzungen aus und schließt von dort auf das richtige Ergebnis. Leider sind die Dinge aber nicht so einfach.

 

Manche gehen von richtigen Voraussetzungen aus und kommen zum falschen Ergebnis, das sie aber für richtig halten. Meist liegt hier ein einfacher Denkfehler zu Grunde. Kolumbus etwa ging richtigerweise davon aus, dass man Indien auch durch die Fahrt nach Westen erreichen könne, schloß aber fälschlicherweise daraus, dass das erste Land im Westen Indien sein müsse, weshalb die Ureinwohner dieser Landstriche noch heute Indianer heißen.

 

Andere gehen von falschen Voraussetzungen aus, kommen aber zum richtigen Ergebnis. Für die Praxis ist dies, da man mit richtigen Ergebnisses sinnvoll arbeiten kann, zunächst einmal kein Problem. Es kann aber zu falschen Schlussfolgerungen verleiten, die in anderen Bereichen zu unrichtigen Ergebnissen führen. Dies galt etwa für die Newton’sche oder für die noch „falschere“ aristotelische Physik, die für die meisten Bereiche der Alltagserfahrung brauchbare Ergebnisse lieferten, außerhalb derselben, im astronomischen und mikrokosmischen Bereich, aber in die Irre führten.

 

Des weiteren kann man ein richtiges Ergebnis für falsch halten, weil man feststellt, dass die Voraussetzungen nicht stimmen, aus denen es gewonnen wurde. In diesem Fall lebt man gewissermaßen neben der Wirklichkeit. Dass das Ergebnis richtig ist, wird dann meist erst erkannt, wenn die Zeit für die Erkenntnis reif ist. Dies gilt etwa für die Entdeckung des heliozentrischen Weltsystems, das ursprünglich falsch begründet war und daher Anlass zu Zweifeln gab.

 

Ferner kann man ein Ergebnis für richtig halten, obwohl es falsch ist und auf falschen Voraussetzungen beruht. Beides war lange hinsichtlich mancher tatsächlicher Aussagen der Bibel, etwa in der Schöpfungsgeschichte, der Fall. Hier war die Wahrheit durch stärkere Überzeugungen überlagert.

 

Noch verwickelter ist die Lage, wenn man von richtigen Voraussetzungen ausgeht und zum richtigen Ergebnis kommt, dieses aber für falsch hält. So folgt aus Einsteins Relativitätstheorie zwingend die Existenz von schwarzen Löchern. Einstein „glaubte“ aber nie daran, weil eine Verdichtung von Materie, wie sie in schwarzen Löchern vorausgesetzt wird, eine Singularität gewesen wäre, die nicht in sein Weltbild passte.

 

Die Praxis bedient sich einer weiteren Variante. Das häufigste Denkverfahren ist zweifelsohne das Umdrehen des denkerischen Kausalzusammenhanges: Man sucht sich zu einem feststehenden oder angestrebten Ergebnis die Voraussetzungen. Ob man sich die Mühe macht, den Anschein richtiger Voraussetzungen zu erwecken, ist dann eine Frage der Durchsetzbarkeit des Ergebnisses. Wer damit Probleme hat, wird einen wissenschaftlichen Tonfall anschlagen. Wer nicht, kann sich mit magischem Gehabe oder einem Denkverbot begnügen. Diese „Methode“ bevorzugen die,  welche das Absurde als Wahrheit verkaufen wollen – zum Beispiel Wahrsager oder bestimmte totalitäre politische Systeme.

 

Vollends schwierig wird es, wenn falsche und richtige Ergebnisse und falsche und richtige Voraussetzungen zu einem Geflecht verwoben werden. Dies ist das Verfahren der Ideologen. Sie haben so lange ein leichtes Spiel, als man sich nicht klar an die anfangs erwähnte die Grundregel hält.