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1890 Josef Gabriel Rheinberger (1839 – 1901) Weihnachtskantate "Der Stern von Bethlehem"

Die oratorisch-balladeske Weihnachtskantate "Der Stern von Bethlehem" entstand im Jahre 1890. Ihr zugrunde liegt ein neunteiliger Gedichtzyklus aus der Feder von Rheinbergers Ehefrau, die unter ihrem Mädchennamen Fanny von Hoffnaaß auch Texte zu anderen Vokalwerken des liechtensteiner Komponisten schrieb. Die Textvorlage bedient sich einfacher Worte und Bilder. Zwischen den Eckchören "Erwartung" und "Erfüllung", die einander entsprechen, wird mit alpenländischer Emphase und Bilderseligkeit die Weihnachtsgeschichte erzählt.

 

Die Uraufführung der Kantate fand in Abwesenheit des Komponisten am Heiligen Abend des Jahres 1892 in der Dresdener Kreuzkirche statt. Rheinberger selbst hat das Werk, das sehr erfolgreich war, auch später nie gehört. Es erinnerte ihn zu sehr an den Tod seiner Frau. Nach seinem Bericht hatte man ihren Tod an dem Tag erwartet, an dem die Uraufführung in Dresden stattfand. An diesem Tag habe er ihr den soeben fertiggestellten Klavierauszug der Kantate, der nach ihrem Wunsch in weißem Pergament mit einem goldenen Stern gebunden war, auf das Bett gelegt. Dann habe er für sie daraus auf dem Klavier den "Hirtenchor" und "Vision der Maria" gespielt. Danach, so fügte er in seinem Bericht, als wolle er einen Zusammenhang herstellen, hinzu, habe es entgegen ärztlicher Erwartung bis zum Tod seiner Frau noch eine Woche gedauert.

Weitere Texte zu Werken von Rheinberger und rd. 70 anderen Komponisten siehe Komponisten- und Werkeverzeichnis