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1815 Franz Schubert (1797 – 1828) – Symphonie Nr. 3 D-Dur

Schuberts sechs erste Symphonien sind Werke eines Teenagers. Den ersten Versuch in dieser Form startete er im Alter von 15 Jahren, was angesichts der Tatsache, dass die Gattung von den drei großen Wiener Klassikern hoch aufgeladen war und Beethoven quasi um die Ecke wohnte, einigen Mut voraussetzte. Nach einer schöpferischen Pause von zwei Jahren vertiefte sich Schubert dann so richtig in die Gattung. Binnen zwei Jahren folgt fünf weitere Symphonien.

 

Die 3. Symphonie entstand in der Zeit vom 24. Mai bis zum 19. Juli 1815, unmittelbar nach der Zweiten. Sie wurde vermutlich kurz darauf in der Wohnung des Kaufmannes Franz Frischling gespielt, wo sich unter der Leitung des Geigers Josef Prohaska zwei Mal in der Woche Berufsmusiker und Amateure zum gemeinsamen Musizieren trafen. Das Werk ist noch weitgehend von den großen Wiener Vorbildern geprägt. Es ist gekennzeichnet durch klassisch klare Formen und prägnante Themen, die mit großer Ökonomie nach den Regeln der Kunst verarbeitet werden, die die Meister vorgegeben hatten. Gelegentlich scheint allerdings schon der spätere Schubertstil mit seinen überraschenden harmonischen Rückungen durch. Auch mit dem letzten Satz geht Schubert einen eigenen Weg. Es handelt sich um eine fulminante „Tarantella“, eine italienische Musikform, die dem Werk den Beinamen „Die Italienische“ eingebracht hat. Mit der Steigerung des Tempos zum Schluss, die nach italienischer Vorstellung dem Rausch entspricht, den der Stich der Tarantel auslöst, nimmt Schubert die Prestissimo – Schlüsse vorweg, mit denen kurz darauf Rossini die Musikwelt „bestechen“ und in Taumel versetzen sollte.

 

Wie praktisch alle Instrumentalwerke Schuberts kam auch die 3. Symphonie erst nach Jahrzehnten an das Licht der Öffentlichkeit. Der vierte Satz wurde erstmals im Jahre 1860 in Wien als Teil „einer“ Symphonie gespielt, die man aus verschiedenen Werken Schuberts zusammenstellte. Die erste vollständige Aufführung fand 1881 in London statt.