Monatsarchiv: März 2019

Der Amerikanische Traum vom Pursuit of Happiness

Im Jahre 1776 erklärten die dreizehn Gründungsländer der Vereinigten Staaten von Amerika ihre Unabhängigkeit von England mit einem Dokument, dem welthistorische Bedeutung zugemessen wird. Geradezu zum geflügelten Wort wurden daraus die Formulierungen am Anfang, wo es heißt: „Wir halten die fol-genden Wahrheiten für klar an sich und keines Beweises bedürftig – der englische Begriff dafür ist „ self evident“ – , nämlich: dass alle Menschen gleich geboren; dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt sind; dass zu diesen Leben, Freiheit und das Streben nach Glück – englisch: „pursuit of happiness“ – gehören usw.“ Dass diesen hohen Worten eine gänzlich andere Praxis gegenüberstand, ist eine der monstruösen Merkwürdigkeiten der amerikanischen Sozialmoral. Die Gründerväter hielten es nicht so sehr mit den gleichen Rechten aller Menschen und legten damit den Grundstein für die fundamentale Widersprüchlichkeit des amerikanischen Traums vom Streben nach Glück. Sie waren durch die Bank Sklavenhalter. Der hoch verehrte Thomas Jefferson etwa, dem die genannten hehren Formulierungen zugeschrieben werden, „besaß“ rund 200 Sklaven und „bilanzierte“ genau, welchen Gewinn ihm insbesondere 10-jährige Jungen einbrachten. Mit seiner Lieblingssklavin Sally Hemings hatte er ein uneheliches Kind (was lange vertuscht und erst in den 90-er Jahren des 20. Jahrhunderts durch DNA-Analyse geklärt wurde). Wahrscheinlich war er auch der Vater der vier oder fünf weiteren Kinder, die Sally Hemings gebar. Eine hohe Aktivität legten die (Nord)Amerikaner aber immer dabei an den Tag, anderen Menschen beizubringen, was man als das Glück anzusehen und wie man dies zu erstreben habe. Dazu gehörte insbesondere die Verbreitung des Glaubens an den Schöpfer, der allen Menschen das gleiche Recht zugeteilt hatte. Keines Beweise bedürftig war ihnen dabei, dass es sich dabei um die Figur handelt, dessen Sohn vor vielen Jahrhunderten im Nahen Osten zur Welt gekommen war.

Ein besonderer „Glücksfall“ war bei dieser missionarischen Aktivität der ameri-kanische Ethnolinguist Daniel Everett. Der junge Kalifornier ging in den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts im Auftrag einer jener amerikanischen evangelikalen Organisationen, die sich in besonderem Maße berufen fühlten, das Streben anderer Menschen nach dem Glück in die richtigen Bahnen zu lenken, samt seiner Familie zu den Piraha-Indianern in Amazonien, um zu erforschen, wie man diesem Naturvolk von nur 400 Personen das Evangelium beibringen könne. Die Pirahas – „Indianer“ werden wir die Bewohner der Amazonas-Region nicht mehr nennen, denn es kann kaum richtig sein, die ursprüngliche Bevölkerung dieses Landstriches mit einem Begriff zu kennzeichnen, welcher diesen Menschen nicht nur das Recht auf eine eigenständige Bezeichnung und damit geradezu auch auf eine eigene Herkunft und Identität verweigert, sondern der dazu auch noch aus einem Irrtum der Europäer stammt, welcher aus der Beschränktheit ihres Horizontes resultiert, und den zu korrigieren sie aus Gründen, welche wiederum mit eben dieser Beschränkung zu tun haben, nie für nötig hielten – die Pirahas also sind einer der letzten Stämme im Amazonasgebiet, die sich noch weitgehend der modernen Zivilisation entzogen haben. Sie leben auf dem Niveau, auf dem vor Beginn der Zivilisationsspirale vermutlich alle Menschen gelebt haben und dies über weit längere Zeit als die modernen Menschen und ins-besondere die (weißen) Amerikaner auf ihrem Level. Everett und seine Auftraggeber waren dennoch davon überzeugt, dass diese Urwaldmenschen, wiewohl sie das Leben schon über Jahrtausende gemeistert hatten, ohne die Vermittlung des christlichen Glaubens nicht glücklich sein könnten. Daher wollten sie die Sprache der Pirahas erforschen, um festzustellen, auf welche Weise man ihnen das Wort Gottes näher bringen und sie dadurch (endlich) glücklich machen könne.

Als sie am Amazonas ankamen, fanden sich Everett und seine Familie, wie nicht weiter verwunderlich, schon mit einigem Unverständnis dafür konfrontiert, dass sie in das archaische Gemeinwesen eingelassen werden wollten. Die Pirahas wiesen die Fremden zwar nicht zurück, zeigten jedoch ein begrenztes Interesse an ihnen. So ließen sie es an der nötigen Nächstenliebe fehlen, als die Amerika-ner an Malaria erkrankten, eine Krankheit, welche die Amazonianer vermutlich auch gar nicht recht verstanden, da sie selbst dagegen immunisiert waren. Sehr enttäuscht war Everett, als er fand, dass die Pirahas auch kaum Verständnis für die Frohe Botschaft Christi hatten. Er musste feststellen, dass sie sich nicht mit einer Sache befassen wollten, deren Überzeugungskraft aus Umständen resultieren sollte, die weit in der Vergangenheit lagen und deren Versprechungen sich in einer noch weiteren Zukunft realisieren sollten. Ihre Sprache hatte schlicht keine Möglichkeit, Sachverhalte auszudrücken, die zeitlich so weit auseinander liegen wie die Geburt Jesu oder gar die Erschaffung Adams und Evas auf der einen und die künftige ewige Glückseligkeit auf der anderen Seite. Was sie hin-gegen schnell verstanden war die augenblickliche Wirkungsweise von Alkohol, welchen sie von Vertretern der entwickelten Zivilisation, die weniger subtile Interessen als die Evangelikalen verfolgten, immer wieder mal geliefert bekamen. Unter dessen Wirkung entluden sich ihre Vorbehalte gegen die Fremdlinge sogar in Gewalttätigkeiten. Everett und seine Familie mussten sich, wenn die Urwaldbewohner dergestalt entfesselt waren, in ihrem Haus verbarrikadieren, bis der Rausch abgeklungen war. Die Pirahas konnten auch nicht einsehen, was sie mit Sachverhalten zu tun haben, die unter Leuten passiert sein sollten, welche sie nicht kannten und die womöglich auch noch so ähnlich und seltsam wie Everett und seine Familie waren und im Übrigen in einer unabsehbaren Ferne gelebt haben sollen. Des Weiteren waren für sie Dinge wenig relevant, die man nicht selber sehen konnte, sondern die sich aus Zeichen ergeben sollten, welche auf einem dünnen weißen Material gemalt waren, das leicht zerriss. Darüber hinaus fehlte es ihnen auch an Verständnis dafür, dass man das, was eine einzel-ne Person wie Everett für bedeutsam erklärte, ebenfalls für wichtig halten müsse. Immer wieder fand sich Everett im Übrigen mit der Frage konfrontiert, ob er diesen Jesus, der sich ja für all das verbürgen sollte, was man für die Zukunft versprach, denn je gesehen habe. Da Everett dies verneinte, zeigten die Pirahas ein vollständiges Desinteresse an dieser Figur. Mit anderen Worten, die Pirahas konnten mit dem, was ihnen Everett nahe zu bringen versuchte, absolut nichts anfangen.

Was nun aber Everett gänzlich verwirrte, war die Tatsache, dass die Pirahas trotz des Mangels der Frohen Botschaft nicht unglücklich oder desorientiert waren. Sie schienen vielmehr in einer paradiesischen Unbefangenheit zu leben und das Glück, das man in den entwickelten Zivilisationen immer nur erstrebte, tat-sächlich erreicht zu haben. Was die äußere Welt angeht, wussten sie sich, das war kein Wunder, ohne Wegweiser bestens zurechtzufinden. Sie kannten ihre Umgebung und nie schien ein Mitglied ihres Stammes im Urwald die Orientierung verloren zu haben. An ein Wunder schien Everett aber zu grenzen, dass sie auch für die wesentlich weitere, ja unendliche und daher doch eigentlich verwirrende und orientierungsbedürftige innere Welt keinen Wegweiser brauchten, ein Bedürfnis, welches der Amerikaner immer für „self-evident“ gehalten hatte. Es gab in dem Stamm niemanden, der die Funktion eines Seelenführers gehabt hätte.

Im Laufe der Zeit kam Everett zu der Erkenntnis, dass der Grund für das Glück der Pirahas darin liegen müsse, dass für sie nur das real und relevant war, was im Augenblick verfügbar oder durch jemanden bezeugt war, der anwesend ist. Er kam zu dem Schluss, dass die Urwaldmenschen gerade deswegen glücklich seien, weil sich ihre Lebensweise ganz auf das Jetzt und das bezog, was für sie unmittelbar greifbar war. Diese Erkenntnis erschütterte das Selbstverständnis des Amerikaners, der es gewohnt war, an eine Zukunft zu glauben, die sich aus der Vergangenheit einer kleinen Weltgegend ergibt. In der menschheitsgeschichtlichen Perspektive, welche ihm der Kontakt mit den Pirahas eröffnet hatte, erschien ihm das Christentum nun sehr jung und regional. Und so kamen bei ihm Zweifel auf, ob er auf dem richtigen Weg zu seinem eigenen Glück sei. Schließlich wandelte er sich vom Glücksvermittler zum Glückssucher. Er gab den ganzen orientalischen Plunder samt der damit verbundenen Fixierung auf Präteritum, Perfekt und Futur und gleich auch noch den Konjunktiv auf und versuchte, wie die Pirahas eine Haltung ohne Voraussetzungen und Visionen einzunehmen und ganz gegenwärtig zu leben. Ausgerechnet die Anschauung einer vor- und außerchristlichen Zivilisation hatte ihn zum Atheisten gemacht.

Everett blieb auf der Suche nach dem Glück sieben Jahre bei den Pirahas. Ob er das Glück gefunden hat, ist freilich zweifelhaft. Everett fühlte sich zwar von der Last der Dogmen sowie von den unterdrückten Zweifeln an denselben befreit. Die Rückkehr in das Paradies der Pirahas dürfte ihm aber verwehrt gewesen sein. Das Paradies ist ja ein Ort, der eingehegt ist. Seinen Horizont bildet eine massiv befestigte Grenze, die nur in eine Richtung überschritten werden kann. Im Falle der Pirahas ist dies ihr begrenzter Sprach- und damit Welthorizont. Der moderne Ethnolinguist aber hatte längst vom verbotenen Baum der avancierten Erkenntnis gegessen und damit Sprache und Weltvorstellung entgrenzt. Damit hatte er sich selbst aus dem Ort vertrieben, in den es keine Rückkehr gibt.

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Die Kathedrale von Norwich – Gotische Irrungen und Wirrungen

England ist Gothic Country. Die Gotik hat hier einige ihrer schönsten Blüten getrieben, vor allem in der Zeit des spätgotischen „Perpendicular Style“, welcher wunderbar lichte und weite Räume und die opulenten Fächergewölbe hervorgebracht hat, mit denen viele englische Kirchen und Kapellen den Betrachter in Staunen versetzen. Dieser besonders prachtvolle Stil, der seinen Namen dem Umstand verdankt, dass er die senkrechten Linien betont, ist eine Besonderheit der insularen Gotik, weswegen man ihn auch zum englischen Nationalstil erklärt hat. Die Gotik hat auf der Insel länger geherrscht als in jedem anderem europäischen Land. Ihre originale Phase hat hier früh begonnen und ist eher spät, nämlich erst Anfang des 16. Jahrhunderts und ziemlich zögerlich, genau genommen eigentlich gar nicht so richtig ausgelaufen. Es gab dann zwar auch hier eine Zeit, in der das horizontale antike Gebälk und die Akanthusranke den Spitzbogen und das Maßwerk zurückdrängten. Während auf dem Kontinent Renaissance, Barock, Rokoko und Klassizismus die stilistische Macht unumschränkt übernahmen, hielt die Gotik in England ihren Herrschaftsanspruch auch in dieser Zeit gewissermaßen subkutan aufrecht, weswegen man insofern von einem Interregnum sprechen kann. Nach kaum zweihundert Jahren und viel früher als auf dem Kontinent meldete sie sich dann schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit Nachdruck wieder zurück, um im 19. Jahrhundert als „Gothic Rivival“ das ganze Land und gleich auch noch die inzwischen über die Welt verstreuten englischen Kolonien zu überschwemmen. Die Houses of Parliament und die Royal Courts in London, die John Rylands Bibliothek in Manchester, das Zentrum von Bombay und etliche repräsentative Bauten im fernen Sydney sind herausragende Beispiele für die Neogotik, die sich zwar auch auf dem Kontinent, nirgends aber so nachhaltig wie in England Bahn brach. Da man in der Weltmacht England seinerzeit die nötigen finanziellen Mittel hatte, baute man aber nicht nur unzählige neue Kirchen, öffentliche Gebäude und Herrenhäuser im gotischen Stil. Auch kaum ein altes Gemäuer blieb von neugotischen Ein- und Umbauten verschont. Dabei wurden alte und neue Gotik ohne stilistische Skrupel so sehr vermischt, dass man bei dem Versuch, herauszufinden, ob Gebäude oder Teile eines solchen aus dem Mittelalter stammen oder ob sie dem „zweiten Stil“ zuzurechnen sind, einige Überraschungen erleben kann. Noch bis in das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts hat man in England gotisch gebaut. Die Kathedrale von Liverpool etwa, einer der größten Kirchenbauten überhaupt, wurde im Jahre 1904 begonnen und erst 1980 fertig gestellt. Während man bei der Sagrada Familia in Barcelona, einem weiteren Kirchengroßprojekt des 20. Jahrhunderts, das neogotisch begann, im Verlauf der – noch immer nicht abgeschlossenen – Baugeschichte neuere stilistische Entwicklungen aufnahm, blieb man in Liverpool auf gut englische Art bei der (gotischen) Tradition. Ungeniert bediente man sich dabei moderner Bautechnik und schuf mit den Mitteln des Stahlbaus ein Gotteshaus in Steinbauoptik, welches die alten steinernen Riesen weit in den Schatten stellt. Ein eigentümlicher Reiz besteht dabei darin, dass so Räume entstanden, welche mit der gotischen Steinbauweise, die ja bautechnisch schon äußerst gewagt war, statisch gar nicht möglich gewesen wären, weswegen dieser Bau irgendwie irreal erscheint. Ein letzter durchaus kongenialer Nachklang der Gotik findet sich schließlich in der City von London mit dem postmodernen Geschäftsgebäude Minster House, das Anfang der 90-er Jahre des 20. Jahrhunderts gebaut wurde und sich mit verspielter Spitzgiebeligkeit auf höchst originelle Weise von den eintönigen rechtwinkligen Rasterfassaden der meisten sonstigen neueren Citybauten abhebt.

Ich hatte in England schon Einiges an alter und neuer Gotik gesehen. Weitgehend terra incognita war für mich insofern aber der Teil im Südosten der Insel, der von alters her East Anglia genannt wird. Dazu gehört Norfolk, das allein mehr als 600 mittelalterliche Kirchen zählt und damit in England der Landkreis mit den meisten Bauwerke dieser Art ist; im puncto Dichte nimmt die Region sogar weltweit den Spitzenplatz ein. Ich machte mich daher von London mit einem Mietwagen auf, um diese Gegend näher zu erkunden. Besonders kundig gemacht hatte ich mich nicht. Ich verfügte über einen dürftigen Reiseführer und verließ mich auf meine langjährigen Erfahrungen mit historischer Architektur. Einer alten Reisegewohnheit entsprechend wollte ich mich ansonsten überraschen lassen. Die Grundzüge der englischen Architekturgeschichte waren mir allerdings bekannt. Insbesondere wusste ich, dass man die Gotik hier in drei Stilepochen unterteilt. Danach ging dem „Perpendicular Style“ der hochgotische „Decorative Style“ und diesem der strengere „Early Style“ voran.

Mein vorrangiges Ziel war die alte Normannenstadt Norwich, die abseits der großen Touristenströme liegt. Reich geworden durch den Handel mit Holland und den Export von Wolle, war Norwich im Mittelalter aber nach London die zweitwichtigste Stadt Englands. Dem entsprechend war dort Einiges an Architektur aus dieser Zeit zu erwarten. Mein Reiseführer erwähnte allerdings nur, dass es dort neben einem schönen alten Stadtbild mit normannischer Burg eine große mittelalterliche Kathedrale gebe. Eine Vorstellung von diesem Gotteshaus hatte ich nicht. Wenn man von den großen Kathedralen Englands spricht, denkt man an Salisbury, York, Durham, Lincoln, Winchester oder Canterbury, die ich alle gesehen hatte. Norwich ist dabei eher nicht im Blick.

Auf der Fahrt nach Nordosten machte ich einem Abstecher nach Cambridge, wo sich neben allerhand sonstigem gotischem und neogotischem Collegegemäuer mit der Kings College Chapel ein Juwel des Perpedicular Style mit dem wohl schönsten Exemplar eines Fächergewölbes befindet. Außerdem besuchte ich das benachbarte Kleinstädtchen Ely, welches eine ganz außergewöhnliche, für die Stadt völlig überdimensionierte normannisch-gotische Kathedrale besitzt. Nicht nur außen überschlägt sich hier der Dekorationsgeist, indem schlanke romanische Rundbögen ganz ohne statische Funktion vielfältig über- und nebeneinander gestellt sind. Der Innenraum ist überwältigend. Der gotische (Chor)Teil glänzt durch feinstes Maßwerk. Im schlanken romanischen Langhaus, dem höchsten Englands, läuft die prachtvolle, aus dem Spätmittelalter stammende hölzerne Decke, die man im 19. Jahrhundert bunt bemalte, auf ein Vierungsoktogon zu, bei welchem der Betrachter durch eine Exuberanz sternförmig himmelstrebender Fächerrippen auf geradezu magische Weise in die Höhe der Kuppel gezogen wird, ein Baumotiv, für dass es in England, das in Sachen gotischer Gestaltungsvarianten einiges Exotisches zu bieten hat, keine Parallele gibt. Nicht genug hat man neben die riesige Kathedrale auch noch eine große Licht durchflutete Lady Chapel im Decorative Style mit einer opulenten Netzdecke gestellt, die nach dem Urteil eines einschlägig ausgewiesenen Kunsthistorikers „eines der reichsten und zierlichsten Räume der ganzen Gotik“ ist.

Sinnigerweise ist Ely auch der Ort, in dem Oliver Cromwell, der Anführer der republikanischen Revolution des 17. Jahrhunderts, nach seiner Eheschließung zehn Jahre lang mit seiner Familie lebte, um von dort aus das Unterhaus in London und schließlich ganz England zu erobern. Er und seine Puritaner hatten keinen Sinn für das als katholisch verpönte Spiel mit Farben, Figuren und Formen, weswegen sie in bilderstürmerischem Furor die Kirchen von allem „reinigten“, was die Sinne anregen und Freude machen könnte (soweit es die vorangegangene Reformation, welche die Idolisierung in der Religionsausübung bekämpfte, übrig gelassen hatte). Dabei wurden auch in Ely, nicht zuletzt in der Lady Chapel, die einmal sehr bunt gewesen sein muss, zahllose Statuen, Bilder, Epitaphe und Kirchenfenster unwiederbringlich zerstört. Cromwells entsprechend bescheidenes Haus, das unweit der Prachtkathedrale liegt und ein Museum beherbergt, welches die Lebensweise einer einfachen Familie zeigt, habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen. (Sinnigerweise residierte Cromwell, nachdem er an die Spitze des Staates gelangt war, in Hampton Court, einem der unbescheidensten Paläste Englands, den sich ursprünglich der raffgierige katholische Kardinal Wolsey gebaut hatte, welcher unter Heinrich VIII. der mächtigste Mann Englands war).

Über das Internet hatte ich mir ein Zimmer in einem Hotel in Norwich gebucht. Bei meiner Wahl spielte neben dem außerordentlich günstigen Preis auch eine Rolle, dass das Etablissement unmittelbar neben der Kathedrale liegen sollte. Als ich am späten Abend das Hotel erreichte, das sich auf einer Anhöhe über der Stadt befand, zeigte sich hinter demselben tatsächlich ein prachtvoll angeleuchteter mächtiger Kirchenbau, den ich ehrfürchtig umrundete und ob seiner wohl gegliederten kompakten Masse und seinen plastisch gestalteten Fassaden ausgiebig bewunderte. Allerdings vermisste ich auf dem England-typischen viereckigen Turm die hohe spitze Haube, die auf einem Bild in meinem Reiseführer zu sehen war. Ich ging davon aus, dass man wohl versehentlich das Bild eines anderen Gotteshauses abgedruckt habe. Eine kontrapunktische Überraschung in Sachen Größe bot dann das Zimmer meines Hotels. Da es ungewöhnlich preisgünstig war, habe ich keinen besonderen Komfort erwartet. Geläufig war mir auch, dass man in England, insbesondere in London, die Platzausnutzung bei Wohngebäuden nicht selten ins Extrem treibt – etwa wenn man die neogotisch dekorierten Reihenhäuser aus viktorianischer Zeit, die einmal für eine einzige Familie vorgesehen waren, in drei Wohneinheiten mit winzigen Zimmern aufteilt oder Wohnräume unter die Erde verlegt und ihnen nur durch einen schmalen vergitterten Graben Licht zuführt. Dass man die Größe eines Hotelzimmers aber derart reduzieren kann, wie ich dies in Norwich erlebt habe, hielt ich, zumal in einer Stadt, die doch ziemlich weit vom überbevölkerten Raum London entfernt ist, nicht für möglich. Das fensterlose Zimmer hatte exakt die Breite des schmalen Einzelbettes und war so lang, dass gerade noch die Tür nach innen geöffnet werden konnte. Für ein Möbelstück oder auch nur eine Gepäckablage, geschweige denn für irgendeine Form von Ausstattung, Dekoration oder sanitären Anlagen war kein Raum. Die Puritaner hätten daran vermutlich ihre Freude gehabt. Meine größte Sorge war, dass mein Handy zwischen Bett und Wand auf den Boden rutschen könnte. Ich hätte es nur bergen können, indem ich das Bett aus dem Zimmer wuchtete.

Da ein Aufenthalt in diesem Zimmer nicht möglich und es für mich noch zu früh war, sich in das Bett zu begeben, fuhr ich mit meinem Wagen in das Zentrum der Stadt, wo ich auf diverse Zeugnisse aus der Blütezeit Norwichs stieß. Schon auf dem Weg hinunter in die Stadt passierte ich die von einem gewaltigen Turm gekrönte Kirche St. Giles, die noch auf der Anhöhe über der Stadt liegt und auch ansonsten für eine bloße Pfarrkirche eine beachtliche Größe aufweist. Unten am Markplatz fand ich die noch größere Kirche St. Peter Mancroft. Beide Bauten sind prachtvolle Exemplare des Perpendicular Style. In diesem Stil ist auch die eindrucksvolle Guildhall aus dem 15. Jahrhundert gebaut, die sich ebenfalls am Marktplatz befindet. Deren reich gegliederte Fassade ist mosaikartig unter anderem mit Feuerstein dekoriert, den man von alters in East Anglia fördert und mit dem viele alte Gebäude der Region verkleidet sind. Die Guildhall ist das größte zivile Gebäude des Mittelalters in England außerhalb von London. Auch sie wurde allerdings im 19. Jahrhundert ergänzt. Über fast 500 Jahre war das Gebäude, in dem sich heute unter anderem ein Restaurant befindet, das Rathaus der Stadt, bis dasselbe durch den monumentalen, außerordentlich Platz greifenden Art-Deco Bau aus den 30-er Jahren des 20. Jahrhundert ersetzt wurde, welcher nun den weitläufigen Markplatz so dominiert wie England seinerzeit die Welt. Über all dem thronte, gelb angestrahlt, das mächtige Geviert des normannischen Kastells mit Fassaden, die, normannischer Übung entsprechend, durch allerhand rundbogige Blendarkaden und Säulen fein gegliedert sind. Meine Erwartungen an mittelalterliche Architektur in Norwich waren damit vollkommen erfüllt.

Eine gewisse Verwirrung erzeugten bei mir Schilder, welche den Weg zur Kathedrale zeigten, aber nicht in die Richtung zu deuten schienen, aus der ich gekommen war. Ich erklärte mir den Umstand damit, dass ich angesichts der Windungen der Straße, die von meinem Hotel hinunter in die Stadt führte, die Orientierung verloren hatte. Da ich mit dem Auto unterwegs war und es sich um Hinweisschilder für Fußwege handelte, konnte ich ihnen nicht folgen. Nachdem ich die ausgestorbene Innenstadt, in der ich noch auf manch altes Gemäuer stieß, durchwandert hatte, kehrte ich schließlich in mein Hotel zurück. Genau im Moment meiner Rückkunft wurde die Beleuchtung der Kathedrale abgeschaltet, worauf sie in der Dunkelheit verschwand als sei sie nie da gewesen. Da mein Zimmer zwar sehr billig war, man aber einen überproportional hohen Preis für einen Parkplatz verlangte, stellte ich meinen Wagen im Hof der Kathedrale ab, in der Hoffnung, dass eventuelle Tunichtgute einen derart geheiligten Ort meiden.

Am nächsten Morgen begab ich mich, das preislich ebenfalls unproportionale Frühstück in meinem Hotel auslassend, als erstes zur Kathedrale, die bei Tageslicht nichts von ihrer monumentalen Großartigkeit verloren hatte. Am Eingang fand sich ein Schild, dem zu entnehmen war, dass die Kathedrale St. John heißt und Johannes dem Täufer gewidmet ist. Der Innenraum zog mich sofort in seinen Bann. Eine Phalanx vielfach profilierter Spitzbogenarkaden, ein darüber liegendes säulenreiches Triforium und die markanten Rippen des reich gegliederten Deckengewölbes zogen meinen Blick in die Tiefe des Langhauses, das von einer Wand abgeschlossen wird, welche von sechs großen Fenster mit Glasmalereien durchbrochen ist. Potenziert wurde dieser überwältigende Eindruck in der Vierung, wo die üppigen architektonischen Elemente von Lang- und Querhaus aufeinander treffen und außerordentlich komplexe Raumeffekte ergaben. Ich war in hohem Maße beeindruckt. Fasziniert war ich nicht zuletzt von der wunderbaren Einheitlichkeit des Stils. Die Kathedrale war offenbar gänzlich von späteren Ein- und Umbauten verschont geblieben. Dass die Engländer ihre alten Gotteshäuser liebevoll pflegen, war mir von vielen Kirchenbesuchen bekannt. Der Erhaltungszustand dieser Kathedrale schien mir aber besonders bemerkenswert. Sachkundig wie ich mich fühlte, ordnete ich den Bau dem „Early Style“ der englischen Gotik zu.

Nachdem ich die Innenstadt von Norwich schon am Vorabend durchwandert hatte und die Hauptsehenswürdigkeit auch bei Tag gesehen hatte, wollte ich schon weiterfahren, zumal ich noch einige Herrenhäuser auf dem Programm hatte, die meist am frühen Nachmittag schließen, und auch noch möglichst das ein oder andere Exemplar aus dem reichen Fundus an Kirchen Norfolks besuchen wollte. Ich entschloss mich aber, doch noch einmal in die Stadt zu gehen, auch um die beiden großen gotischen Kirchen näher in Augenschein zu nehmen, die ich am Abend nur im Dunkeln und von Außen gesehen hatte. Meinen Wagen ließ ich inzwischen im Hof der Kathedrale stehen und ging zu Fuß den Weg hinunter in die Stadt, den ich am Abend mit dem Auto gefahren war. St. Giles, das ich wieder passierte, war von Innen ansehnlich genug. Nach dem Besuch von St. Peter Mancroft, das wegen seinen großen, mit feinen Glasmalereien ausgestatteten Fenster und seinen hohen, schlanken Bogenarkaden im Langhaus wunderbar licht ist, konnte ich nachvollziehen, dass ein bekannter Engländer den Bau einmal als die schönste Pfarrkirche Englands bezeichnet hat.

Danach frühstückte ich gemeinsam mit vielen einfachen Norwicher Bürgern im Freien auf dem Marktplatz, wo sich auf engstem Raum zahlreiche kleine Boutiquen befanden, die zu außerordentlich sozialen Preisen neben allerhand Utensilien des Alltags auch Tee, Toast mit Marmelade oder Erdnussbutter und alle sonstigen Elemente eines englischen Frühstücks, nicht zuletzt auch black pudding anboten, bei dem der kontinentale Besucher leicht eine Überraschung erleben kann, wenn er statt einer Süßspeise, die er erwartet, ein Blutwurstgericht serviert bekommt. Für den Rückweg zu meinem Wagen nahm ich mir vor, den Schildern zur Kathedrale zu folgen, die ich am Abend gesehen hatte. In die gleiche Richtung ging es, wie auf den Schildern vermerkt, auch nach „Tombland“. Ich ging davon aus, dass damit einer jener alt-ehrwürdigen Kirchhöfe mit verstreuten Grabsteinen gemeint sein müsse, die in England viele alte Kirchen umgeben und mit der churchyard poetry eine ganze romantisierende Literaturgattung hervorgebracht haben. Zu meiner Überraschung führte der Weg aber nicht zu „meiner“ Kathedrale, sondern auf eine Anhöhe am anderen Ende der Stadt. Nach einer Weile tauchten nun an jeder Ecke altertümliche, vornehmlich gotische Gebäude auf, darunter mehrere Kirchen, eine beachtliche Klosteranlage und ein weitläufiges „Great Hospital“, in dem seit nicht weniger als achthundert Jahren ein Pflegeheim betrieben wird.

In St. George-Tombland, einer kleinen, malerisch in einem Garten gelegenen alten katholischen Kirche, fragte ich, nachdem ich den hinweiswürdigem Friedhof, welchen ich wegen des Kirchennamens dort vermutete, nicht gefunden hatte, einen älteren Herrn, wo denn nun das „Tombland“ sei, worauf er mir in der freundlich zugewandten Art, welche Engländer gegenüber Wildfremden gerne zeigen, ausführlich erklärte, dass das Wort „tomb“ in diesem Fall nicht etwa, wie man meinen könnte, Grab bedeute, sondern ein altes keltisches Wort für Platz sei. Tombland sei früher der Marktplatz und das Zentrum der Stadt gewesen, weswegen sich hier so viele mittelalterliche Gebäude befänden, darunter die meisten der insgesamt sechsunddreißig alten, eigentlich katholischen Kirchen, die von Norwichs einstiger Größe zeugten – für die alle jedoch längst kein Bedarf mehr bestehe, weswegen etwa in einer Kirche wegen der hohen Gewölbe ein Badminton Club eingezogen sei (was mich als eingefleischtem Betreiber dieser Sportart natürlich besonders faszinierte). Der Höhepunkt, so fügte er noch beiläufig hinzu, sei natürlich die große alte Kathedrale, die nur ein paar Schritte entfernt sei.

Die Erwähnung einer Kathedrale, die sich in der Nähe befinden sollte, war nun wahrhaft eine Überraschung und löste bei mir höchste Verwunderung aus. Sollte ich „meine“ Kathedrale fälschlich für die (mittelalterliche) Kathedrale von Norwich gehalten haben? Ich fragte sofort nach, ob denn St. John nicht die Kathedrale von Norwich sei. Der Mann erklärte mir freundlich, dass St. John in der Tat eine Kathedrale sei, aber die der katholischen Diözese. Sie sei erst um die Wende zum 20. Jahrhundert erstellt worden, nachdem sich der Katholizismus, der nach der Bildung der anglikanischen Nationalkirche Ende des 16. Jahrhunderts lange verpönt und unterdrückt gewesen sei, ab dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wieder „emanzipieren“ konnte. Finanziert habe das gewaltige Projekt weitgehend das reiche Herzogshaus von Norfolk, das einzige katholische Hochadelsgeschlecht Englands, dessen „Hauptstadt“ Norwich sei; das Herzogshaus habe im Übrigen auch die ebenfalls nicht eben bescheidenen neogotischen Kathedralen von Arundel, Sheffield und Southwark gestiftet. Die Anglikaner, so bemerkte der katholische Mann noch schmunzelnd, seien von diesen Bauvorhaben nicht eben begeistert gewesen, da sie befürchteten, die Katholiken könnten sich in erster Linie Rom verpflichtet fühlen und gegenüber der Krone, dem Oberhaupt der anglikanischen Kirche, und damit gegenüber der Nation nicht die nötige Loyalität aufbringen. Man hätte den Herzog daher mit seinem spektakulären Norwicher Bauprojekt – immerhin sollte es das seinerzeit größte Gotteshaus der „Römer“ in England werden – ziemlich zappeln lassen, als sich, nachdem der Bau zur Hälfte fertig war, herausstellte, dass für die zweite Hälfte keine Baugenehmigung vorlag.

Für mich stellte sich nun aber eine ganze Reihe von Fragen. Wie konnte es sein, dass ich, der schon abertausend Kirchen besucht und stilistisch begutachtet hatte, trotz zahlreicher entgegenstehender Indizien nicht erkannt hatte, dass St. John nicht die mittelalterliche Kathedrale von Norwich, sondern ein Bau aus vergleichsweise junger Zeit war? Hätte mich nicht der Mangel an Patina stutzig machen müssen, den ich als guten Erhaltungszustand bewunderte; oder der vollkommen einheitliche Stil, der für ein Großbauwerk aus dem Mittelalter, dessen Erstellung sich meist über mehrere Stilepochen erstreckte, eher ungewöhnlich war, ganz abgesehen davon, dass man immer wieder und insbesondere im 19. Jahrhundert an den alten Gemäuern werkelte. Wieso hatten die Straßenschilder, welche in die falsche Richtung zeigten, und das Bild in meinem Reiseführer, das eine Kirche mit einer hohen spitzen Turmhaube zeigte, bei mir nicht Zweifel daran geweckt, dass „meine“ Kirche die Kathedrale von Norwich sei? Offenbar hatte mich der nicht näher qualifizierte, möglicherweise auch dolose Hinweis auf die Nähe der Kathedrale im Werbeauftritt meines Hotels so verwirrt. Sicher war auch der ziemlich unideologische Umgang der Engländer in Fragen des Stils daran beteiligt. Ich fing an, meinen architekturhistorischen Kenntnissen und meiner Urteilskraft zu misstrauen.

Ich machte mich sofort auf den Weg und traf nach wenigen Minuten auf einen prächtigen gotischen Torbogen, der mit Statuen und feinen Blendrosetten geschmückt war. Dahinter lag sie schließlich, majestätisch und, wie in England üblich, auf weitem grünem Rasen hingestreckt, die Kathedrale von Norwich samt spitzem Turm, ein Bauriese, der sich ohne weiteres neben den bekannteren Kathedralen Englands sehen lassen kann. Das Bauwerk, an dem jedes der neun Jahrhunderte, die es gesehen und überlebt hat, seine Spuren hinterließ, besitzt alles, was eine englische Kathedrale auszeichnet: ein schmales, lichtes Hauptschiff mit drei fein aufeinander abgestimmten „Stockwerken“, auf das angesichts einer Länge von eineinhalb Fußballfeldern die Bezeichnung Langhaus wahrlich zutrifft (es ist das zweitlängste Englands); ein überbordendes Fächergewölbe, dessen dichte Rippenbündel wie ein Feuerwerk in den Himmel schießen, um in über dreihundert bemalten und behauenen Schlusssteinen zusammenzutreffen, auf denen, ebenso wie auf den rund 1000 Bossen, welche die Schnittstellen der Rippen markieren, lebensvolle Szenen aus der Bibel dargestellt sind, (in dieser Größenordung europaweit einmalig); prächtige Fenster ebenfalls mit der Darstellung biblischer Begebenheiten – an der Westseite eine riesige Öffnung im Perpendicular Style mit sehr bunten viktorianischen Glasmalereien, die fast die ganze Stirnwand ausfüllt; einen Lettner, welcher auf gut englische Standesdenkweise die religiöse high-society vom gemeinen Volk trennt – darauf ein prachtvoller Orgelprospekt; eines jener fein geschnitzten Chorgestühle, die wegen ihrer warm wirkenden Holztäferung und den Leselampen, die an jedem Sitz angebracht sind, etwas von der Intimität eines Wohnzimmers haben; eine Lady Chapel, die, nachdem sie im 17. Jahrhundert eingestürzt war, mitten im 20. Jahrhundert im gotischen Stil wieder aufgebaut wurde (und als St. Saviour Chapel nun unter souveräner Missachtung des Rückschlagsverzichtsempfehlung – und damit erst recht des Agressionsverbotes – aus der Bergpredigt den regionalen Regimentern der englische Armee gewidmet ist); einen riesigen Kreuzgang, der einzige doppelstöckige Englands, mit einer Sequenz filigraner, dreiteiliger Maßwerkfenster und einem prächtigen Rippengewölbe – wiederum mit zahllosen verzierten Schlusssteinen und Bossen; ein zum Himmel zeigender Helm auf dem quadratischen Vierungsturm (wird mit 96 Metern Höhe in England nur noch von der Kathedrale von Salisbury übertroffen, die auch allein einen größeren Kreuzgang hat); eine weitläufige Domfreiheit um das Gebäude herum mit allerhand Grünflächen (der größten in England) und zahlreichen historischen Gebäuden – und vieles Typische mehr.

Nach dieser überraschenden Entdeckung verließ ich hoch befriedigt Norwich in Richtung Westen, um Burghley House aufsuchen, das schon nicht mehr in East Anglia liegt und eigentlich auch nicht wegen der Gotik auf meiner To-do-Liste stand. Unterwegs malte ich mir aus, wie ich mich gefühlt hätte, wenn ich erst nach meiner Abreise aus der Stadt von der „wahren“ Kathedrale von Norwich erfahren hätte. Oder wenn sie die Zeit des Bildersturms nicht überstanden hätte, in der unter anderem die feinen alten Kirchenfenster mit ihren Bibeldarstellungen zerstört wurden, weswegen die heutigen Fenster neogotisch sind. Immerhin hatte der Stadtrat der benachbarten Stadt Yarmouth im Jahre 1650 schnöde beantragt, das „völlig nutzlose Gebäude“ abzureißen und seine Steine einem praktischen Zweck zuzuführen, nämlich damit den dortigen Hafen zu befestigen sowie ein Arbeitshaus zu bauen, wo Bedürftige sich auf wenig christliche Weise ihre Unterstützung erarbeiten mussten. An ein Wunder grenzt ohnehin, dass das Bibelbilderbuch der Schlusssteine und Bossen im Kreuzgang die Bilderstürmerei der Reformation und der Cromwellzeit überlebt hat, denn diese Darstellungen waren, anders als die an der Decke des Langhauses, dem zerstörerischen Zugriff einer ideologisierten Soldateska nicht durch große Höhe entzogen.

Auf dem Weg nahm ich noch die alte Hafen- und Hansestadt Kings Lynn mit, wo es bemerkenswerte Beispiele dafür gibt, wie die Gotik in England auch in der Zeit des stilistischen Interregnums weiterlebte. Am Gildehaus der deutschstämmigen Kaufleute, das Teil eines beeindruckenden Komplexes spätmittelalterlicher Zivilgebäude mit Feuersteinmosaikfassaden ist, wurde im 17. Jahrhundert ein riesiges, an die Westfront der Kathedrale von Norwich erinnerndes gotisches Maßwerkfenster eingebaut, das aus einer Kirche ausgebaut worden war – ein Nachklang der gotischen Originalepoche. An der mächtigen zweitürmigen Pfarrkirche, bei welcher ebenfalls alle Stilepochen der Gotik vertreten sind, zeigen sich die Vorboten des Gothic Revivals. Hier hat man in den 40-er Jahren des 18. Jahrhundert, mitten in der Barockzeit, einen eingestürzten Turm im gotischen Stil wieder aufgebaut.

Auch in Burghley House, einem der größten Herrenhäuser aus elisabethanischer Zeit, ist, wiewohl eigentlich ein Gebäude des Interregnums, alte und neue Gotik präsent. Das Anwesen wurde ab der Mitte des 16. Jahrhunderts im Tudor-Stil erstellt, dem zwischen Gotik und Renaissance changierenden Baustil, der sich nathlos an den Perpendicular Style anschließt – eines der Markenzeichen dieses Stils ist etwa der Tudorbogen, bei dem der gotische Spitzbogen verflacht und sich damit der horizontalen Gebäudegliederung der Renaissance nähert. Burghley House wurde von seinen Besitzern im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Während man die Erneuerung im 17. Jahrhundert ohne Rücksicht auf den ursprünglichen (Tudor)Stil des Hauses im Zeitgeschmack des Interregnums durchführte, hat man bei Umbauten im 18. Jahrhundert schon wieder (neo)gotische Elemente verwendet, damit sie zu Teilen des Gebäudes passen, in denen noch originale (tudor)gotische Stilelemente bestanden.

Mittelalter und Gotik sind auch in Stamford stark vertreten, auf dessen Markung sich Burghley House befindet. Das Kleinstädtchen, dessen gesamte Altstadt unter Denkmalschutz gestellt ist, hat ein perfekt erhaltenes historisches Stadtbild, zu dem fünf mittelalterliche Kirchen gehören. Im 19. Jahrhundert kam noch eine neogotische Kirche für die Katholiken hinzu, die zuvor die Messe nur heimlich in Kellern feiern konnten. Diese Perle von einer Stadt, die 2013 von der Sunday Times zum lebenswertesten Ort in England gekürt wurde, konnte ich natürlich nicht links liegen lassen. Auslassen musste ich aus zeitlichen Gründen leider das benachbarte Peterborough, das ein riesige anglo-normannische Kathedrale besitzt – mit einem der grandiosesten Fächergewölbe im Chor und im Übrigen im Hauptschiff eine der nur vier europaweit noch erhaltenen bemalten flachen Holzdecken aus dem frühen Mittelalter. Ich tröstete mich damit, dass ich diesem Bauwerk mit seiner ungewöhnlichen dreiteiligen Fassade, das ähnlich wie die Kathedrale von Norwich eher den Kennern bekannt ist, erst wenige Jahre zuvor einen Besuch abgestattet hatte.

Nicht ganz auslassen wollte ich hingegen auf meinem Rückweg nach London St. Albans, wo sich so etwas wie die Mutter der großen anglo-normannischen Kathedralen und Abteikirchen befindet. Als ich dort ankam war es schon spät und die Kirche war geschlossen, weswegen ein richtiger Besuch nicht möglich war. Allerdings sollte ich im Bereich um die Kathedrale, wo die Gesetze der Staatsmacht nur eingeschränkt gelten, weswegen man ihn im Deutschen „Domfreiheit“ nennt, eine Überraschung erleben, bei welcher allerdings eher die englische Bezeichnung für dieses Terrain – „Cathedral Close“ – zum Tragen kam. Ich konnte in St. Albans auf den Strassen in der Umgebung der Kathedrale keinen Platz finden, wo ich meinen Wagen hätte kurz abstellen können. Nach einigem Umherirren entdeckte ich eine schmale Zufahrt, durch die ich unmittelbar an das Gotteshaus heran, also mitten in die Domfreiheit fahren konnte. Das Schild, welches anordnete, dass die Durchfahrt nur für Anlieger erlaubt sei, ignorierte ich in der Hoffnung, dass die Gesetze der Staatsmacht hier nicht gelten oder zu der späten Stunde jedenfalls nicht durchgesetzt werden würden. Außerdem ging ich davon aus, dass ich mir, da die Kirche geschlossen war, die (Dom)Freiheit nur kurze Zeit für eine Besichtigung von Außen nehmen würde. Der Ort war zu diesem Zeitpunkt düster und verlassen. Das enorme Langhaus – das längste Englands vor Norwich -, das nur teilweise angestrahlt war, schob sich fast schon gespenstig aus der Dunkelheit heraus. Die oberen Partien der Eingangsfassade mit ihrem riesigen spätgotischen Maßwerkfenster verloren sich in der Finsternis. Im Schatten der Portalhallen lungerten trotz ziemlicher Kälte ein paar Jugendliche mit Kapuzenpullis, von denen man nicht so recht wusste, ob sie Gutes tun. Als ich nach der Umrundung des gewaltigen Baus zurück zu meinem Wagen kam, stellte ich fest, dass die Einfahrt zum Cathedral Close tatsächlich closed war. Man hatte eine Schranke heruntergelassen, die ich in der Dunkelheit übersehen hatte. Die Untersuchung der Schließtechnik ergab, dass an dem Freiheitshindernis ein Vorhängeschloss angebracht war. Nachdem ich vergeblich nach einem anderen Ausgang gefahndet hatte, begab ich mich auf die Suche nach jemandem, der mich aus der Domfreiheit befreien könnte. Weit und breit war aber niemand finden, der mir hätte helfen können. In meiner Not wandte ich mich an das Personal einer Gaststätte, die am Rande des Cathedral Close lag. Man hatte jedoch keinen Schlüssel für die Schranke, da der Eingang zu der Gaststätte an der Hauptstrasse war. Freundlich, wie die Engländer gegenüber Fremden in der Regel sind, begleitete mich der Manager zu zwei Häusern innerhalb der Domfreiheit, deren Bewohner im Besitz eines Schlüssels seien. Dort schien jedoch niemand anwesend zu sein. Alles war dunkel. Eine Türklingel oder einer der in England verbreiteten Türklopfer war nicht zu finden. Nachdem ich mit wachsender Beunruhigung durch die ganze verlassene Domfreiheit geirrt war und mich langsam mit dem Gedanken vertraut machte, die Nacht in St. Albans verbringen zu müssen, bemerkte ich, dass im Untergeschoss eines der Häuser ein Licht anging und eine Frau erschien, die dort hantierte. Ich klopfte an das Fenster, um auf mich aufmerksam zu machen, worauf sie wortlos verschwand. Kurze Zeit darauf erschien sie wieder, um zu sehen, ob ich noch da sei. Ich rief ihr zu, ob sie mir helfen könne. Daraufhin schaltete sie das Licht aus und verschwand erneut. Bei näherer Inspektion des Eingangsbereiches entdeckte ich nun eine Klingel an der Haustüre, die ich betätigte. Jetzt erschien ein Mann am Fenster, der mich kurz in Augenschein nahm, dann aber ebenfalls wortlos verschwand. Wiederholtes Klingeln blieb ohne Wirkung. Daher fing ich an zu rufen, dass ich Hilfe benötige, in der Hoffnung, dass dies in der unmittelbaren Nachbarschaft eines Gotteshauses Wirkung zeigen würde. Auch dies blieb ohne Resonanz. Ich rief lauter, was aber nur ein passierendes Pärchen verwunderte, welches nicht gestört werden wollte und sich hinter die Kirche zurückzog. Schließlich bemerkte ich ein Tor zum Garten des Hauses, den ich nun unter massivem Verstoß gegen die fundamentale englische Gesellschaftsmaxime „My home is my castle“ betrat, um mich in der Dunkelheit zur Rückseite des Hauses durchzutasten. Dort war ein großes Fenster, durch welches ich den Mann auf einem Sofa liegend sehen konnte. Hinzu kam die Frau. Die beiden berieten sich miteinander, offenkundig angespannt. Als ich an das Fenster klopfte, sprang der Mann auf und brüllte mit der brutalen Vehemenz, die ein aufgeregter Engländer an den Tag legen kann, „Get out of here“. Ich antwortete, dass ich dies ja gerne täte, aber nicht könne, da mein Wagen eingeschlossen sei. Daraufhin verzichte der Bewohner der Domfreiheit, als habe er sich auf die Bergpredigt besonnen, völlig unvermittelt darauf, meinen Angriff auf seine geheiligte Privatsphäre weiter zurückzuschlagen und es kam der feine Engländer in ihm hervor, der auf den einem Wildfremden bereitwillig behilflich ist. Er bat mich zur Vorderfront des Hauses zu kommen und erklärte mir dort, inzwischen ganz der kontrollierte Gentleman, zu meiner größten Überraschung, dass das Schloss nicht eingerastet sei, man könne die Schranke ohne weiteres öffnen. Ich entschuldigte mich unter Verweis auf meine Notlage vielmals für die nächtliche Störung. Er vergab mir aber, ohne den nahe liegenden Vorwurf zu erheben, was zum Teufel ich denn, zumal zu dieser Stunde, mit meinem Wagen in der Domfreiheit zu suchen habe, und erklärte, dass das schon in Ordnung sei. Der Mann, der das Privileg, an diesem heiligen Ort zu wohnen, vermutlich seiner Verbindung zur Kirche verdankte, womöglich sogar ein spiritueller Funktionär derselben war, ließ es sich nicht nehmen, die hundert Meter zu der – eigentlich offenen – Schranke zu gehen, um sie mir persönlich zu heben, worauf wir uns auf das Freundlichste verabschiedeten, er vermutlich darüber erleichtert, dass sich der befürchtete Tunichtgut, der sich nächstens in der einsamen Domfreiheit herumtrieb, als harmloser Kirchenbewunderer erwies, ich darüber, dass ich der Domfreiheit entronnen und meine Freiheit wieder gewonnen hatte.

Am späten Abend kehrte ich schließlich nach London zurück. Als ich die Houses of Parliament passierte, musste ich daran denken, dass man auch in London leicht Opfer des englischen Kathedralenverwirrspiels werden kann. Nicht fern von Big Ben, wo sich neben den prachtstrotzenden Parlamentsbauten die riesige uralte Whitehall und Westminster Abbey mit der grandiosen Henry VII. Lady Chapel im überbordenden Perpendicular Style befinden (zu der übrigens auch eine – natürlich gotische – „Militärkapelle“ für die Royal Air Force gehört) – unweit also dieses gotisch-neogotischen Hotspots liegt die wenig bekannte Westminster Cathedral, die Haupt- und zugleich größte Kirche der englischen und walisischen Katholiken, bei der nicht selten die Besucher landen, welche zur berühmten Westminster Abbey mit ihren zahlreichen Grabdenkmäler berühmter Engländer wollen. Die anglikanische und überhaupt die Kathedrale von London wiederum ist St. Pauls, die, Christopher Wren, der größte Architekt des Interregnums im imperialen Stil seiner Zeit entwarf. Der älteste Bischofsitz der Stadt aber ist die – original gotische – Kathedrale von Southwark am Südufer der Themse. Und dort hat, wie erwähnt, auch der Herzog von Norfolk seine neogotische katholische Kathedrale gebaut, die Augustus Pugin entwarf (einer Architekten der Houses of Parliament). Die Annahme liegt nicht fern, dass in Southwark und Westminster der Standort der katholischen Gotteshäuser wie in Norwich unter bewusster Missachtung des Retaliationsverbotes der Bergpredigt – wie Du mir so ich nicht Dir – gewählt wurde. Im Falle der beiden Westminsterkirchen ist allerdings eine stilistische Verwechslung ausgeschlossen. Westminster Abbey ist original gotisch, allerdings nicht so sehr, wie man meinen könnte. Die beiden gotischen Türme wurden erst in der ersten Hälfte des 18, Jahrhundert von in der Wolle gewaschenen Barockmeistern, darunter anfangs auch Christopher Wren erstellt. Die katholische Kathedrale ist zwar, wie die von St. John in Norwich auch ein Produkt des Historismus. Sie ist jedoch nicht in einer Variante der Gotik gebaut, sondern nimmt in angemessen grandioser Weise den Stil spätantiker und byzantinischer Kirchen auf (vermutlich um auf diese Weise deutlich zu machen, dass der Katholizismus näher an den Wurzeln des Christentums sei). Ähnlich wie die Sagrada Familia in Barcelona, mit deren Bau man nur wenige Jahre früher begann, ist allerdings auch sie unfertig und an ihr wird, wenn auch nicht so nachdrücklich wie in der katalonischen Zentrale, noch immer gewerkelt. Das Projekt wurde so großspurig geplant, dass das Geld mangels eines dem Herzog von Norfolk entsprechenden potenten Geldgebers nicht zur Fertigstellung reichte, mit der Folge, dass über den prachtvollen Marmorinkrustationen, steinernen Intarsien und mosaik-geschmückten Kuppeln der unteren Partien des außerordentlich weitläufigen Innenraumes schwarzes, rohes Mauerwerk zu sehen ist. Dadurch geht es in der Höhe, wo man gerne himmlischen Helle oder, wie in byzantinischen Kirchen, goldschimmernde Mosaikpracht präsentiert, so ernst und düster zu wie auf den Abbildungen römischer Ruinen eines Piranesi.

Welche Verwirrungen Glaubensspaltungen zur Folge haben können, zeigt noch ein kleines Detail über dem Eingangsbogen der Kathedrale. Dort sind, womöglich in maliziöser Absicht, auf einem großen Mosaik die drei Gründungsfiguren des Christentums, Jesus, Maria und Josef, und zusätzlich noch König Edward der Bekenner, der letzte angelsächsische König Englands abgebildet, der, trotzdem er zahllose Kriege führte, seit dem 12. Jahrhundert ein Heiliger der katholischen Kirche ist. Er hat aber auch Westminster Abbey gestiftet, in welcher die englischen Monarchen gekrönt werden, die das Oberhaupt der anglikanischen Kirche sind.

Auch in anderen Städten England hat die Kathedralenkonkurrenz seltsame Blüten getrieben. Geradezu megalomanische Dimensionen hat diese in Liverpool erreicht. Nach ihrer Rehabilitierung im 19. Jahrhundert achteten die der Transmontanen zur Vermeidung von antikatholischen Ressentiments zunächst sorgfältig darauf, Kathedralen möglichst nicht in Städten zu errichten, in denen bereits anglikanische Bischofsitze bestanden. Liverpool war im Mittelalter nur ein kleines Dorf und entwickelte sich als Hauptumschlagsort des Sklavenhandels und wichtigster Auswandererhafen erst ab dem 18. Jahrhundert zu einem größeren Gemeinwesen und bedeutendem Wirtschaftsstandort. Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es hier keinen Bischofsitz. Daher beschlossen die Katholiken, die in der Stadt durch den Zustrom von Iren, welche vor der grassierenden Hungersnot in ihrem Heimatland geflohen waren, ein starkes Kontingent stellten, an diesem – eher unheiligen – Ort eine Kathedrale zu errichten. Mit der Planung und Durchführung beauftragten sie im Jahre 1843 Edward Welby Pugin, den Sohn von Augustus Pugin, der, wie sein Vater, ein ausgewiesener Neogotiker war und einen entsprechenden Bau entwarf. Da man aber auch hier keinen potenten Geldgeber hatte, geriet das Projekt bald ins Stocken und wurde nach Fertigstellung einer kleinen Kapelle im Jahre 1856 eingestellt. Nachdem die Katholiken mit ihrem Projekt nicht zu Rande kamen, ergriffen die Anglikaner die Gelegenheit und platzierten im Jahre 1880 in Liverpool, das inzwischen zur Großstadt herangewachsen war, einen anglikanischen Bischof. Unmittelbar danach begannen sie mit der Planung einer adäquaten Kathedrale. Den Zuschlag bekam Gilbert Scott, der Spross einer ganzen Dynastie von Neogotikern – sein Vater hatte die katholische Kathedrale von Norwich gebaut, sein Großvater St. Nicolai in Hamburg, das mit 143 Metern ein paar Jahre lang das höchste Gebäude der Welt war (die Kirche, deren Turm noch steht, wurde im 2. Weltkrieg vermutlich durch Bomber der Royal Air Force zerstört und ist heute Weiterlesen