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1726 Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) – Kreuzstabkantate (Nr.56)

Bachs umfangreiches Kantatenwerk ist weitgehend in den ersten Jahren seiner Tätigkeit als Thomaskantor in Leipzig entstanden. In dem Ehrgeiz, möglichst eigene und immer wieder neue Werke aufzuführen, komponierte er in den Jahren 1723 bis 1727 offenbar fünf volle Kantatenjahrgänge. Davon sind uns im wesentlichen die ersten drei Jahrgänge erhalten geblieben; das heißt, daß zwei Fünftel der Bach’schen Kantaten als verschollen gelten müssen. Die Werke wurden jeweils in den sonn- und feiertäglichen Festgottesdiensten der Leipziger Hauptkirchen St. Nicolai und St. Thomä aufgeführt.

 

Wie es Bach möglich war, über Jahre jede Woche ein neues Werk von der Komplexität seiner Kantaten zu schreiben und zur Aufführung zu bringen, kann man heute kaum mehr nachvollziehen. Aus der Tatsache, daß die erhaltenen Originalstimmen mehr oder weniger unkorrigiert sind, kann man jedoch entnehmen, daß es dabei ziemlich hektisch zuging. Offenbar fand die letzte Fixierung musikalischer und technischer Einzelheiten teilweise mündlich statt. Eine ausreichende Einstudierung war in der Regel nicht möglich. Häufig waren die Abschriften der Stimmen Bach erst am Vortag der Aufführung fertig. Bach verließ sich offenbar weitgehend auf die Prima-vista-Fähigkeiten seiner Instrumentalisten und der „ersten Kantorei“ der Thomaner, zu der nur die erfahrenen Mitglieder gehörten. Den hohen Anforderungen waren naturgemäß nur wenige Personen gewachsen. Daher waren die Stimmen des Chores jeweils nur mit 3 Sängern und die Streicherstimmen mit 2- oder 3 Spielern besetzt.

 

Die „Kreuzstabkantate“ stammt aus dem weitgehend verschollenen Kantaten-Jahrgang von 1726. Sie ist – eine Ausnahme bei Bach – nur für eine Solostimme und Orchester geschrieben.