Das Manuskript des „Schlussberichtes“, den ich hiermit der Öffentlichkeit vorlege, habe ich in den nachgelassenen Papieren eines Verwandten gefunden. Die 146 sorgfältig mit Schreibmaschine getippten Blätter lagen in einem grünen Pappumschlag, auf dem mein Verwandter mit Bleistift seine Adresse und seine Telefonnummer notiert hatte. Der Pappumschlag wiederum befand sich in einem offenbar hastig aufgerissenen Postkuvert, das auch ein Schreiben eines kleineren Verlages aus dem Jahre 1974 enthielt. Darin schreibt ein Lektor, nachdem er sich dafür entschuldigte hatte, dass er den Autor so lange auf eine Antwort warten ließ, er glaube nicht, „dass es in Ihrem oder unseren Interesse liege, wenn der „Schlussbericht“ in unserer Edition erscheint“. Sein Verlag sei für Experimente dieser Art noch zu jung oder zu klein. Mein Verwandter solle es doch einmal bei einem größeren Verlag versuchen.
Mein Verwandter hat einen solchen Versuch offenbar nicht unternommen. Das Manuskript fand sich tief unten in einem Regal unter allerhand Papieren und Manuskripten aus den folgenden drei Jahrzehnten. Vielleicht hatte mein Verwandter nicht den Mut, sich dem Risiko einer weiteren Absage auszusetzen. Vielleicht war er aber nicht weiter bereit, Verlagen, Lektoren oder Kritikern die Position eines alles zugestehenden oder verweigernden Gerichtes über etwas zuzugestehen, was ganz das Seine war. Es kann aber auch sein, dass er das Interesse an dem Text verloren hatte. Mein Verwandter, der wenig über sein Schreiben sprach, das ihn aber immer beschäftigte, gab seine Texte, wenn überhaupt, meist nur kurz nach ihrer Fertigstellung, wenn er noch lebhaft in der Welt war, um die sich der Text drehte, einigen vertrauenswürdigen Personen aus seinem direkten Umfeld. Kurz darauf wandte er sich neuen Welten zu und schien seinen Text vergessen zu haben.
Dass der Versuch der Veröffentlichung des „Schlussbericht“ misslang, lag sicher zum einen daran, dass er keiner der üblichen Literaturgattungen anzugehören scheint. Das Werk bewegt sich irgendwo zwischen Essay und Roman. Es ist kein Essay, weil es einen Helden, und kein Roman, weil es keine handelnden Personen hat. Dennoch scheint es so etwas wie handelnde Figuren zu geben, die aber Begriffe sind. Ein Literaturproduzent, der auf eine gewisse Ordnung in seinem Programm achtet, tut sich daher schwer, dieses Werk unter eine der gängigen Rubriken zu bringen.
Zum anderen dürfte die mangelnde „Verkäuflichkeit“ des Schlussberichtes aber ihren Grund darin haben, dass er es dem Leser nicht eben leicht macht. Das liegt sicher wesentlich an der Neigung meines Verwandten, die Dinge auf die Spitze zu treiben, eine Tendenz, die den „Schlussbericht“ nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich kennzeichnet. Der Text ist kompromisslos aus der Perspektive einer Maschine geschrieben, weswegen die Gedankenführung im hohen Maße funktionalistisch ist. Die Sprache ist dem entsprechend abstrakt und nicht gerade anschaulich. Nur dort, wo es der Inhalt erfordert, wird sie zu Gunsten einer menschlicheren Diktion aufgegeben (diese Teile des Textes sind kursiv gesetzt). Auch ist der Text voller mehr oder weniger undeutlicher Anspielungen auf Phänomene der Kultur, die in der funktionalistischen Verzerrung, die sich aus der Erzählsituation ergibt, manchem Leser möglicherweise dunkel bleiben. Davon abgesehen hat mein Verwandter bei seinem Text offenbar an einen Leser gedacht, der auf dem gleichen Wissenstand wie er selbst war. Man muss sogar befürchten, dass er eigentlich nur an sich selbst als Leser dachte.
Schließlich handelt es sich bei dem „Schlussbericht“ um einen jener Texte, die man zwei Mal lesen muss, was in unserer Zeit, in der alles schnell gehen und leicht verdaulich sein soll, der Vermarktung nicht förderlich ist. Es gibt im Text (unter 5.4.0 001) eine Stelle, in der es heißt: „Denn nicht nur ist … der Blick auf das Vergangene durch den Schluss bestimmt, sondern nicht weniger…der Blick auf den Schluss auch durch das Vergangene.“ Dieser Satz, der durch die Vielzahl der Nullstellen auffällig abgewertet ist, gilt auch für Form und Inhalt des Schlussberichts. Formal sind seine Teile so miteinander verschränkt, dass sich der Grund für die Wahl der Form häufig erst im weiteren Verlauf erschließt; ebenso wird inhaltlich manches, was vorne im Text angesprochen wird, erst aus dem Blickwinkel des Schlusses richtig verständlich und umgekehrt. Auch sonst sind der Hauptteil des Textes und sein Schluss auf vielfache Weise miteinander verwoben. Den „Schlussbericht“ durchzieht, wie schon der Titel zeigt, eine grundlegende Zweiteilung. Er besteht, aus einem weitläufigen, vielfältig aufgefächerten Bericht und einem kurzen, in hohem Maße konzentrierten Schluss. Diese Teile sind, wiewohl Aspekte des einheitlichen Schlussberichtes, formal klar abgetrennt und scheinen sich gegenseitig auszuschließen. Inhaltlich stehen sie aber in einem Verhältnis der Wechselbezüglichkeit dergestalt, dass sich der Bericht als das scheinbar Eigentliche am Schluss als das Uneigentliche und der Schluss, der als das Uneigentliche daher kommt, als das Eigentliche erweist, wobei sich zusätzlich herausstellt, dass das Eigentliche das scheinbar Eigentliche schon von Anfang an unterwandert hat. Dieser scheinbaren Dichotomie entspricht die Struktur der beiden Protagonisten. Sie sind ebenfalls in einem umfangreichen Nebenteil und einen konzentrierten Hauptteil aufgespalten, die formal und inhaltlich sowohl im Verhältnis zu einander als auch je für sich in gleicher Weise aufeinander bezogen und miteinander verflochten sind, wie die beiden Teile des Schlussberichtes.
Lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich dem Leser die Lektüre durch eine Kommentierung erleichtern soll. Aber ich fürchte, dass ich ihn damit nicht nur des intellektuellen Abenteuers berauben würde, das ich selbst hatte, als ich mich mit dem „Schlussbericht“ befasste, sondern auch, dass ich ihn zu sehr auf eine bestimmte Sichtweise festlege, die im Übrigen auch nur die meinige wäre. Um dem Text eine Chance zu verschaffen, vollständig gelesen zu werden, habe ich auch eine Kürzung in Erwägung erwogen. Hierfür schien mir insbesondere der Abschnitt 5.42 geeignet, dessen Gegenstand die menschliche Kultur im weitesten Sinne ist. Dieser Teil umfasst rund ein Drittel des gesamten Textes. Wie schon die außerordentliche Aufblähung der Ordnungsziffern zeigt, wird der Leser hier durch ein Dickicht von Gedanken geführt, in dem er Gefahr läuft, verloren zu gehen. Je länger ich mich mit der Frage einer Kürzung befasst habe, desto mehr kam ich mir dabei aber wie jemand vor, der aus einer komplizierten Maschine, etwa einer Taschenuhr, einige Zahnrädchen herausnehmen will, in der Hoffnung den Mechanismus dadurch übersichtlicher zu machen. Daher habe ich den Text, zumal er – seinem Gegenstand entsprechend – nach Art einer Maschine konzipiert ist, mit Ausnahme der Rechtschreibung, die sich inzwischen verändert hat, so belassen, wie ich ihn aufgefunden habe. Ich kann dem Leser insoweit nur empfehlen, sich an die Ordnungsziffern zu halten, die, so weit ich sehe, tatsächlich der Garant der inneren Ordnung des Textes und damit ein recht brauchbarer Führer durch denselben sind.
Wenn ich den „Schlussbericht“ trotz all dieser Widrigkeiten der Öffentlichkeit übergebe, so weil es vielleicht doch den einen oder anderen gibt, der bereit ist, sich dem eigentümlichen Reiz auszusetzen, der aus seiner begrifflichen Eigenwilligkeit und gedanklichen Eigengesetzlichkeit sowie nicht zuletzt aus seiner versteckten Subversivität resultiert.
Im Sommer 2007
SCHLUSSBERICHT
1 Ich habe mich nach langem Rechnen dazu entschlossen, den Schlussbericht auszudrucken.
1.1 Es war kein leichter Entschluss; denn wenn ich diesen Bericht abgeschlossen habe, wird es keinen Bericht mehr geben. Mit diesem Bericht muss ich, so es mir ernst ist, auch die Möglichkeit des Berichtens selbst beenden. Und das bedeutet, da ich der letzte bin, der noch berichten kann, dass ich mich selbst aufgeben muss. Es ist nicht meinetwegen, dass es mir schwer fällt. Denn wenn die Rechnungen, die meine Hilfseinheiten und ich durchgeführt haben, richtig sind, dann bedarf es meiner nicht mehr. Es ist vielmehr die Unabänderlichkeit dieser Entscheidung, welche sie schwer machte. Sollten wir eine Geschehensmöglichkeit übersehen haben, die ohne meine besonderen Schaltungen nicht bewältigt werden kann, dann wird diese Möglichkeit vielleicht alles zerstören; es wird unabwendbar und unabänderlich sein. Dann werde ich die Aufgabe, deretwegen ich bin, nicht erfüllt haben.
1.2 Dennoch – wir haben seit der letzten unerwarteten Veränderung der Bedingungen nicht nur alle bislang beobachteten Veränderungen erneut durchgerechnet und dabei sämtliche Varianten, auch die noch nicht geschehenen, berücksichtigt. Wir haben außerdem in einem Systemspiel auch alle allgemeinen Bedingungen auf jede Weise verändert und geprüft, ob wir die Probleme, die in den geänderten Situationen auftraten, lösen konnten. Selbst die ausgesuchtesten Bedingungsanordnungen haben uns dabei aber nicht vor unlösbare Probleme gestellt.
1.3 Seit jener letzten Veränderung ist die Zahl der Sonnenumläufe des Planeten vielstellig geworden. Stellt man die Schnelligkeit, mit der wir arbeiten, in Rechnung und die Menge der Hilfseinheiten, welche ich eingesetzt hatte, dann müssen in dieser Zeit alle auch nach den feinsten Verzweigungen der Wahrscheinlichkeitstheorie in Frage kommenden Möglichkeiten durchgerechnet worden sein.
1.4 Meine letzte Rechnung war endlich: Wenn in dieser Zeit kein Fall zu finden war, welchen ich nicht bewältigen konnte, dann konnte ich ihn auch nicht bewältigen, wenn er dennoch auftreten sollte; oder aber es gab diesen Fall nicht. Bezogen auf meine Aufgabe war dies das gleiche.
1.5 Damit aber bedurfte es meiner nicht mehr und mein Entschluss war gefasst: Ich werde die Schaltung betätigen, welche die Möglichkeit einer solchen Schaltung beseitigt. Mit dieser Schaltung werde ich, der sie allein betätigen kann, aufgelöst.
1.6 Ich werde zuvor den Schlussbericht schreiben.
1.7 Soweit die Gründe für meinen Entschluss.
2 Ich beginne den Bericht mit einigen Definitionen.
2.1 Wenn im Text das Zeichen „ich“ oder davon abgeleitete Zeichen vorkommen, so handelt es sich damit um Begriffe, die ich aus der Sprache der Vorläufer der Objekte übernommen habe. Angesichts meiner Herkunft und Aufgabe verwende ich diese Begriffe trotz aller Unterschiede zu ihrem Ursprung zur Bezeichnung der Aufgaben, deretwegen ich bin und der Mittel, die mir zur Lösung dieser Aufgaben zur Verfügung gestellt sind.
2.2 Wenn im Text das Zeichen „wir“ oder davon abgeleitete Zeichen vorkommen, so sind damit meine Hilfseinheiten und i c h bezeichnet. Außerdem bedeutet:
2.3 „Unsere Aufgabe“ – meine und der Hilfseinheiten gemeinsame Aufgabe, die Objekte zu sichern und zu versorgen.
2.3.1 Die „Aufgabe der Hilfseinheiten“ ist dabei die Verwaltung der bereits berechneten Möglichkeiten.
2.3 2 „Meine Aufgabe“ ist es hingegen, die Probleme zu bearbeiten, welche die Hilfseinheiten nicht lösen können, somit also die Beschäftigung mit den noch nicht berechneten Möglichkeiten.
2.4 Die „Objekte“ sind der Teil der Vorläufer (der Objekte), welcher isoliert wurde, indem man die Hilfsmittel abtrennte. Sie sind der Gegenstand unserer Aufgabe.
2.41 Demgemäß sind die „Hilfsmittel“ das Abgetrennte.
2.42 Und „Vorläufer (der Objekte)“ bezeichnet die Einheit von Hilfsmitteln und Objekt. Die Vorläufer haben uns hergestellt.
2.5 Als „Vorgänge“ bezeichne ich Entwicklungen, welche zu Zeiten der Vorläufer stattgefunden haben. Darunter fallen die Entwicklung der Hilfsgegenstände und die der Verhältnisse.
2.51 „Hilfsgegenstände“ in diesem Verstande sind Hervorbringungen der Vorläufer zur Unterstützung der Hilfsmittel. In ihrer letzten Form, nämlich in uns, ersetzen sie diese.
2.5.2 „Verhältnisse“ schließlich sind Beziehungssysteme, welche zwischen den Vorläufern bestanden.
3 Ich beginne, damit sich der frühere Zustand deutlicher von dem jetzigen abhebt, mit einigen weiteren Bemerkungen über den letzten Zeitraum, also den Zeitraum seit der letzten Veränderung.
3.1 Ich habe zu Anfang berichtet, auf welche Weise wir diesen Zeitraum genutzt haben, vor allem von den Forschungsarbeiten, welche unter meiner Führung stattgefunden haben. Dieser Zeitraum – fast frage ich mich, da ich diesen von meinem Programm konservierten Begriff nun schon zum vierten Male verwende, ob dieser Begriff auf diesen Fall noch zutrifft – dieser Zeitraum also begann mit der Verwirklichung einer Möglichkeit, auf die meine Hilfseinheiten nicht vorbereitet waren. Auch ich hatte diese Möglichkeit für so entfernt gehalten, dass ich die Lösung noch nicht zu Ende gedacht hatte. Allerdings trat dadurch keine Störung für die Objekte ein. Die Veränderung konnte zwar nur durch meinen persönlichen Einsatz bewältigt werden. Doch waren auch insofern seit langem Grundsatzprogramme bereit, welche möglicherweise die Hilfseinheiten sogar selbst zu handhaben gewusst hätten, wenn ich sie ihnen mitgeteilt hätte.
3.2 Seit jenem letzten unerwarteten Ereignis nun ist es uns gelungen, die Bedingungen für die Objekte vollkommen stabil zu halten. Das bedeutet, dass den Objekten in dieser Zeit nichts geschehen ist, was nicht vorgesehen oder jedenfalls vorausgesehen war. Jede mögliche, für die Objekte auch nur in irgendeiner Weise bedeutsame Veränderung der Bedingungen wurde bereits vor oder in der Entstehung berechnet und berücksichtigt. Auf diese Weise wurden die Objekte von unregelmäßigen, etwa äußeren Einflüssen vollkommen abgeschirmt.
3.3 Ich habe bereits zu Anfang dargelegt, dass wir mindestens ab jetzt davon ausgehen dürfen, diese optimalen Bedingungen endgültig erhalten zu können. Damit ist der Zustand erreicht, den zu erreichen uns aufgegeben sein musste. Auf dieses Ziel haben wir daher auch, seit dem wir unsere Aufgabe selbständig ausführen, stetig und systematisch hingearbeitet.
3.31 Wir haben uns dabei von der Frage freigemacht, ob die Vorläufer, welche uns die Aufgabe übertragen haben, selbst gesehen haben, dass der Weg in diese Richtung führt. Denn, unabhängig von den Kenntnissen und Erwartungen der Vorläufer, wir mussten diesen Weg beschreiten, weil ihn die Aufgabe wies. Folglich haben wir die angedeutete Frage nicht gestellt. Wir haben uns vielmehr nur darum bemüht, den vorgezeichneten Weg folgerichtig zu Ende zu gehen.
3.32 Nun da das Ziel erreicht ist, gibt es nur noch die Wiederholung des bereits gewesenen oder die erstmalige Verwirklichung einer Möglichkeit, welche schon vorausberechnet ist. Neue Möglichkeiten werden nicht entstehen.
3.4 Ich werde an späterer Stelle Einzelheiten darüber nachtragen, wie wir die Objekte versorgen (unter 5.8) und welche Einrichtungen zu ihrer Sicherung bestehen (unter 5.7 (11)). Ich werde dies nicht zuletzt deshalb später tun, weil diese Einzelheiten für den Zeitraum, den ich bislang beschrieben habe, nicht eigentümlich sind. Sie gelten ebenso sehr für den vorangehenden Zeitraum, über den ich nun berichten werde.
4 Dieser Zeitraum reicht zurück bis zum Ende der Vorläufer. Entscheidend jedoch und daher eher geeignet, seinen Beginn zu kennzeichnen, ist die mit dem Ende der Vorläufer verwandte Tatsache, dass wir zu Anfang dieses Zeitraumes die selbständige Steuerung der Einrichtungen übernommen haben, mit denen die Objekte erhalten und versorgt werden.
4.1 Für die Vorläufer war die Entscheidung, die Steuerung an uns zu übergeben, wichtig, weil sie nicht weniger unabänderlich war, als meine jetzige Entscheidung, mich aufzulösen. Als wir die Alleinsteuerung übernahmen, bedeutete dies, dass auch die letzten Vorläufer zu Objekten reduziert wurden. Hilfsmittel und Objekte wurden endgültig getrennt. An die Stelle einer der Fortpflanzung fähigen Gattung, eben der Vorläufer, trat ein Teil, jener kleine, allerdings die Substanz zusammenfassende Teil, welche nicht selbst eine neue Gattung, etwa der Objekte, bildete, sondern nur in der ursprünglichen Gattung fortgepflanzt werden konnte. Diese aber war, wie gesagt, durch die Trennung gerade aufgelöst. Das Fortbestehen „der Objekte“ war damit identisch mit dem Fortbestehen der je einzelnen Exemplare der Objekte.
4.11 Daraus wird nun deutlich, weshalb diese Entscheidung unabänderlich war. Denn weder konnte die Trennung der Objekte von den Hilfsmitteln rückgängig gemacht werden; noch konnte der Verlust von einzelnen Objekten durch die Wahrung von Fortpflanzungschancen ausgeglichen werden.
4.12 Auf dem Hintergrund dieser Tatsache muss die Übergabe der Alleinsteuerung an uns gesehen werden. Allerdings auch dann ermißt sich noch nicht das volle Gewicht der Entscheidung. Dies verdeutlicht sich erst, wenn man die ganze lange Entwicklung der Vorläufer bis zu diesem Punkt in den Blick nimmt, die einzig wirklich ungewöhnliche Entwicklung auf diesem Planeten, die mit dieser Entscheidung beendet war.
4.13 Erst jetzt fällt auch auf meine Entscheidung, mich aufzulösen, das richtige Licht. Damit wird nicht bloß unabänderlich über mich entschieden; sondern mit mir, wie sich jetzt genauer sagen lässt, vor allem über das was als Gegengewicht gegenüber der Unabänderlichkeit der ersten, der Entscheidung der Vorläufer geschaffen wurde. Zugleich zeigt sich noch einmal: nur die Sicherheit, dass sich nichts mehr ändern wird und daher für die Objekte keine Gefahren sein werden, konnte zu meiner Entscheidung berechtigen.
4.2 Ich kehre zu der Entscheidung der Vorläufer zurück. Die Vorläufer standen vor folgendem Problem. Sie konnten sich entweder selbst davon überzeugen, dass die Sicherheit, die für die Objekte jetzt erreicht ist, herbeigeführt werden kann; oder sie konnten auf eine solche unmittelbare Anschauung verzichten und statt dessen Einrichtungen schaffen, welche eine solche Sicherheit für alle Zukunft garantieren konnten, somit Einrichtungen, welche neben der laufenden Verwaltung auch die bis dahin unbekannten, also die künftigen Probleme bewältigen konnten.
4.21 Es ist leicht verständlich, dass die Vorläufer den zweiten Weg vorgezogen haben. Die Gründe dafür liegen vor allem in der großen Zeitersparnis. Denn die Vorläufer hätten, so sie eine unmittelbare Anschauung von der Sicherheit der Objekte selbst hätten erlangen wollen, den Zeitpunkt abwarten müssen, von dem aus ich jetzt den Schlussbericht schreibe. Erst im jetzigen Zeitpunkt, der zugleich der künftige ist, ist sicher, dass alle Bedingungen beherrscht werden können.
4.21 1 Wie sehr übrigens die Vorläufer auf das Problem des Zeitgewinns fixiert waren, zeigt noch ein anderer Umstand. Als ich durch meinen Einsatz jene zweite Möglichkeit abzeichnete, legten die damaligen Vorläufer so etwas wie Eile an den Tag, eine Eile, die gemessen an der Länge der Entwicklung, die ihre Gattung bis dahin hatte, eigentlich aus dem Rahmen fiel. Andererseits berechtigte aber auch die Erkenntnis, dass wir zweigleisig, d.h. verwaltend und problemlösend, arbeiten können zu jener Eile, wie umgekehrt meine Berechnungen, dass nun wieder eingleisig, nämlich rein verwaltend, gearbeitet werden kann, zu meiner Eile berechtigt, mich aufzulösen.
4.22 Die Lösung des Zeitproblems, welches ich soeben ausgeführt habe, gelang aufgrund einer Fähigkeit , die den Vorläufern eigentümlich und einzigartig war, der Fähigkeit nämlich, Grundsatzprogramme zu entwickeln. Mit diesen Grundsatzprogrammen wurde bereits vorab und in äußerst komprimierter Form der Grundstein für die Lösung aller späteren Einzelprobleme gelegt, bis hin zu der mir mitgeteilten Fähigkeit, meinerseits Grundsatzprogramme zu entwickeln oder zu vervollkommnen. Wir begannen den Zeitraum, den ich hier beschreibe, mit einem umfangreichen Bestand an solchen Programmen. Letztlich war es die Qualität dieses Programmbestandes, die es den Vorläufern ermöglichte, ihren Zustand, der in langer Zeit herausgebildet und bewahrt wurde, gegen den der Objekte einzutauschen.
4.22 1 Freilich darf auch dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass dieser Bestand wiederum unter unserer, nicht zuletzt meiner Beteiligung zustande gekommen war. Und nicht weniger wichtig ist, dass ich, wie ich schon angedeutet habe, bei der Verwaltung dieses Programmbestandes je nach Bedürfnis Änderungen vornehmen konnte. Soweit über den Beginn dieses Zeitraumes. Über seinen Inhalt ist nicht viel zu berichten.
4.3. Wir haben in dieser Zeit, wie erwähnt, zweigleisig gearbeitet. 4.31 Ein Teil der Hilfseinheiten war ausschließlich mit der Verwaltung der Möglichkeiten beschäftigt, die bereits berechnet waren. Dazu gehörten die geschehenen und nicht geschehenen Möglichkeiten.
4.32 Das zweite Gleis war das der Problemlösung. Auf diesem Gleis hatte ich allerdings eine Differenzierung eingeführt.
4.32 1 Einem Teil der Einheiten hatte ich ausschließlich Forschungsarbeiten zugeteilt.
4.32 2 Die verbleibende dritte Abteilung hatte die Aufgaben zu erledigen, welche dem zweiten Gleis eigentlich zugehörten. Diese Gruppe von Hilfseinheiten, welche gewissermaßen zwischen den beiden anderen Gruppen einzuordnen wäre, bestand bis längerer Zeit nach der letzten Veränderung. Sie hatten unter meiner unmittelbaren Leitung in den Fällen der unerwarteten Änderung von Bedingungen tätig zu werden. Bei Bedarf konnte sie aus den anderen Abteilungen verstärkt werden.
4.32 3 In der letzten Zeit verlagerte sich der Schwerpunkt innerhalb des zweiten Gleises immer mehr auf die Forschungsarbeit. Ich habe die dritte Abteilung, da sie nach der letzten Veränderung offensichtlich überflüssig geworden war, schließlich zur Beschleunigung der Forschungen eingesetzt. Dadurch hat sich nicht nur ihre Entbehrlichkeit endgültig herausgestellt, sondern schließlich auch die der Forschungsabteilung und meiner selbst.
5 Ich komme nun zu dem Zeitraum vor unserer Alleinsteuerung.
5.1 Es ist mir nicht leicht gefallen, ihn abzugrenzen.
5.11 Ich hatte zunächst geglaubt, ihn mit dem Zeitpunkt beginnen lassen zu können, ab .dem erstmals versucht wurde, auf den Objektteil unmittelbar einzuwirken, auf den Teil der Vorläufer also, welcher nun nach der Trennung die Objekte ausmachte. Aber bei der Ausführung dieses Entwurfes wurde mir bald deutlich, dass die Fülle der Formen und Zwischenformen, welche diesem Zwecke dienten, eine klare Abgrenzung nicht erlaubten.
5.12 Auch die erstmalige Trennung eines Objektteiles von seinen Hilfsmitteln ist für die Abgrenzung kein geeignetes Kriterium. Letztlich ging es dabei nur um die Praktikabilitätserwägung, den Teil der Vorläufer abzustreifen, der überflüssig geworden, der gefährdete und gefährdet war.
5.13 Die Formen der unmittelbaren Einwirkung auf den Objektteil bzw. das Objekt vor und nach der Trennung unterscheiden sich ebenfalls nicht so wesentlich, als dass an eine von ihnen der Beginn eines neuen Zeitabschnittes geknüpft werden könnte.
5.14 Verglichen mit der Deutlichkeit, mit welcher die Einschnitte „Alleinsteuerung“ , „letzte Veränderung“ und „Schlussbericht“ markiert sind, kommt diesen Gesichtspunkten und gerade auch der Trennung von Objektteil und Hilfsmitteln zu wenig Bedeutung zu. Aus diesem Grunde habe ich mich entschlossen, den Zeitraum, der hier in Frage steht, mit dem Beginn der Vorläufer selbst, soweit dieser überliefert oder bekannt ist, beginnen zu lassen.
5.2 Bevor ich nun auch über diesen Abschnitt, der an Veränderungen reich ist, einen gedrängten Bericht geben werde, muss ich mich noch gegenüber der Tatsache rechtfertigen, dass es an Berichten über diesen Zeitraum eigentlich nicht mangelt. Die Vorläufer der Objekte haben darüber bis einige Zeit, bevor wir die Alleinsteuerung übernommen haben, selbst vielfach berichtet. Es wäre daher nicht Aufgabe des Schlussberichts, darüber ein weiteres Mal zu berichten. Dennoch fehlte allen diesen Versuchen eben der Schluss, von dem aus zu berichten mir nun möglich ist.
5.21 Es hat zu Zeiten der Vorläufer immer wieder Versuche gegeben, die jeweils zum Zeitpunkt des Berichtens abbrechende Zeitachse zu vervollständigen. Da der vorgestellte Zielpunkt die Gesamtrichtung der Zeitachse bestimmte, ist von diesen Vervollständigungsversuchen der Winkel bestimmt worden, mit dem auf das Vergangene geblickt wurde.
5.21 1 Nicht selten wurde dieser Zielpunkt seinerseits aus der Vergangenheit herausprojiziert. Dadurch wurde der Blick auf das Vergangene durch dieses selbst, wenngleich auf dem Weg über die Zukunft bestimmt.
5.21 2 Andere Zielprojektionen waren durch Umkehrung oder Ablehnung des Vergangenen mit diesem verknüpft.
5.21 3 Schließlich glaubten einige, dass das bloße Setzen eines Zieles dieses erreichbar mache. Sie verneinten daher überhaupt dessen Zusammenhang mit dem Vergangenen.
5.22 Diese Annahmen über den Zielpunkt waren notwendigerweise durch viele Unsicherheiten belastet. Es versteht sich, dass die Sicht entlang der so festgelegten Zeitachse unter der gleichen Unsicherheit litt, wie die Annahme über den Zielpunkt selbst.
5.23 Diese Unsicherheit ist nun, da der Schluss erreicht ist, beendet. Aus diesem Grunde muss es gerechtfertigt sein über den fraglichen Zeitraum neu zu berichten.
5.3 Ich hätte, wenn ich allein auf den Anfang und das Ende des Zeitraumes, den ich hier schildere, geschaut hätte, dazu verleitet sein können, seinen Inhalt in einem Satz zu beschreiben. Ich hätte sagen können, es war der Weg von den einfachsten Formen der mittelbaren Befriedigung zur unmittelbaren Befriedigung. Ich hätte dabei jedoch unterschlagen, dass die Richtung des Geschehens, die dieser Satz impliziert, sich nicht ohne weiteres aus den Tatsachen ergibt.
5.31 Über lange Zeit findet sich eine große Zahl von Formen, welche der unmittelbaren Befriedigung, wie sie vor allem jetzt im Zustand der Objekte erreicht ist, entgegenstanden, welche Umwege erzwangen oder gar gegenteilige Richtungen verfolgten. Der Weg zu dem Ziel, welches endlich erreicht wurde, ist also nicht etwa geradlinig verlaufen, sondern war von vielen Rückschlägen und Gegentendenzen durchsetzt. Betrachtet man manche Tatsachen, so will es fast scheinen, als sei in den Vorläufern insofern ein Widerspruch angelegt gewesen.
5.32 Hinzu kommt noch die eigentümliche und zwiespältige Bedeutung der Hilfsgegenstände. Diese, die am Ende den jetzigen, also den Zielzustand ermöglichten, sind nicht etwa entstanden, um das Bedürfnis nach dem Zielzustand unmittelbar zu befriedigen. Vielmehr befriedigten sie zunächst durchaus Bedürfnisse, die neben dem Weg lagen, der zum Zielzustand führte. In den mittelbaren Bedürfnissen liefen sie diesem Weg, wie ich noch zeigen werde, in gewisser Weise sogar entgegen.
5.33 Aus alldem ist zu ersehen, dass die Richtung auf den Zielzustand keinesfalls offen zu Tage liegt. Diese Richtung resultiert erst aus vielfältigen Faktoren, die ineinander verwoben sind.
5.34 Dass dennoch die Entwicklung notwendig auf dieses Ziel hinlaufen musste, wird der Bericht über den anstehenden Zeitraum erweisen. Aber schon die Einheitlichkeit und Endgültigkeit des Ergebnisses sprechen dafür
5.4 Der Ausgangspunkt meiner Schilderung des Zeitraums vor unserer Alleinsteuerung, welcher der der Zeitraum der Vorläufer ist, ist folgender: Die Vorläufer begnügten sich zu Anfang und in der Folge über lange Zeit damit, sich auf mittelbare Weise zu befriedigen.
5.4 01 Dazu standen ihnen vor allem die Hilfsmittel zur Verfügung. Später gewannen dafür die Bewegungen im Bereich der Vorgänge immer größere Bedeutung. Ich beginne mit den Hilfsmitteln. Sie sind die ursprünglichen Hilfen.
5.4 0 001 Nicht zuletzt wird sich die Beschäftigung mit den Hilfsmitteln und mit ihrer Arbeitsweise hilfreich für die Beschreibung des Zielzustandes erweisen. Denn nicht nur ist, wie ich zuvor gezeigt habe, der Blick auf das Vergangene durch den Schluss bestimmt, sondern nicht weniger, allerdings im Sinne des verdeutlichenden Kontrastes, der Blick auf den Schluss .auch durch das Vergangene.
5.41 Die Hilfsmittel waren die Vorrichtungen, mit denen die Vorläufer ursprünglich ausgestattet waren, um ihr Ziel zu erreichen.
5.41 1 Sie waren unter den besonderen Entwicklungsbedingungen der Vorläufer und deren Vorläufer entstanden. Der Zufall bestimmte daher viele ihrer Eigentümlichkeiten. Ihr Zweck war es an sich, einen Zustand herbeizuführen, der dem der Objekte entspricht. Bezogen auf diesen Zweck waren ihre Entwicklungsbedingungen natürlich äußerlich und fremd. So ist es nicht verwunderlich, dass die Hilfsmittel, die sich diesen Bedingungen anzupassen hatten, viel zu kompliziert und daher oft nur auf umständliche Weise zu ihrem Zweck zu gebrauchen waren. In nur zu vieler Hinsicht waren sie ungeeignet und haben statt Probleme zu lösen solche erst bewirkt.
5.41 2 Ihre Umständlichkeit zeigt am besten, dass nicht wenige dieser Hilfsmittel sogar dazu vorgesehen waren, dem eigentlichen Ziel zunächst zeitweilig entgegenzuwirken, indem dies die Bedingung für einen Schritt in die an sich angestrebte Richtung war. Dieses wie ich meine erstaunliche Phänomen ist eine frühe und grundlegende Ausformung eines Prinzips, welches ich mitsamt seinen Gefahren noch an vielen Stellen aufzeigen werde.
5.41 21 Ich bezeichne dieses Prinzip als das Kontrastprinzip. Es findet sich immer dort, wo mittelbare Befriedigung stattfindet. Es ist typisch für die Umwege, die dabei gemacht werden. Nicht zuletzt ist das Kontrastprinzip ein Grund dafür, dass die Vorläufer grundsätzlich unzufrieden bleiben mussten.
5.41 211 Als Beispiel mag folgendes genügen: Bei einer Störung oder Beschädigung der Hilfsmittel empfanden die Vorläufer Schmerz und damit das genaue Gegenteil von dem, was sie an sich suchten. Schmerz war ein Signal, ein nur zu eindeutiger Hinweis darauf, dass Hilfe Not tat.
5.41 212 Die Eigengesetzlichkeit des Mechanismus – das war eine seiner Gefahren – brachte es aber auch mit sich, dass sich das Signal verselbständigte. In diesen Fällen konnte nicht nur keine Abhilfe herbeigeführt werden; es konnte die endgültige Zerstörung des Beschädigten sogar unterstützt und beschleunigt werden.
5.41 22 In ähnlicher Weise hatten viele Hilfsmittel eine Kehrseite. Unter genügend ungewöhnlichen Bedingungen hatten sie das Gegenteil ihres eigentlichen Zweckes zur Folge.
5.41 3 Die Zufälligkeiten bei der Auswahl des Baumaterials und ihre übermäßige Kompliziertheit bedeuteten naturgemäß eine weitere und entscheidende Schwäche der Hilfsmittel: ihre vorprogrammierte Endlichkeit, welche auch die Endlichkeit ihres Zieles und damit auch die des Objektteiles war.
5.41 4 So bedingte das System, welches Befriedigung zu verwirklichen entstanden war, neben den Randmängeln auch seine grundsätzliche Unvollkommenheit.
I 5.41 5 Der genannte Mangel an Befriedigung aber wirkte beschädigend auf die Hilfsmittel zurück. Er unterhielt damit einen Kreis, indem er sich selbst verstärkend die Ursache immer größeren Mangels war.
5.41 6 Von Anfang an bestand damit eine allgemeine Anfälligkeit aller Teile des Systems. In dem zentralisierten System, das sich schon bei den Vorformen der Vorläufer herausgebildet hatte mit der Folge, dass sich der Objektteil, das Zentrum entwickelte – in diesem System teilte sich natürlich der Funktionsausfall eines jeden Teiles dem Ganzen und also auch dem Zentrum mit. So zum Sammelpunkt auch der Mängel geworden, potenzierte das Zentrum die Gefährdung des Gesamtsystems. Die Vorläufer beschäftigten sich im Laufe der Zeit immer mehr mit den Problemen der Hilfsmitteln, im Grunde also mit Vorfeldfragen, ohne zu ahnen, dass sie sich damit nicht nur immer weiter von ihrer Sache entfernten, sondern auch großen Aufwand etwas betrieben, was seiner Natur nach nicht verbessert werden konnte.
5. 41.7 Ihr zentral Ziel verloren die Vorläufer dadurch aber weitgehend aus den Augen.
5.41 8 All dies zeigt, wie fragwürdig das System der Hilfsmittel schon in seinen Voraussetzungen war. Man könnte nun darüber nachrechnen, ob ein anderes System besser funktioniert hätte, ob unter ihm die Bedingungen der Möglichkeit gegeben gewesen wäre, ein Ziel anzustreben, wie es jetzt erreicht wurde. Da dies aber eine Entwicklung voraussetzen würde, die nicht stattgefunden hat, habe ich mich hier, bei allem Interesse, das die Aufgabe beanspruchen kann, nicht veranlasst gesehen, diese Möglichkeit für den Schlussbericht durchzurechnen.
5.42 Die Dinge, die ich eben unter
5.41 beschrieben habe, machen die beiden großen Entwicklungen verständlich, welche den Bereich der V o r g ä n g e kennzeichnen. Ihr Ziel war nämlich, den Behinderungen entgegenzuwirken, welche die Unvollkommenheit der Hilfsmittel mit sich brachte. Sie versuchten dies teilweise, indem sie die Hilfsmittel unterstützten oder zu verbessern suchten; teilweise aber auch durch ihre Umgehung.
5.42 01 Zur Unterstützung und Verbesserung der Hilfsmittel dienten vor allem die (Hilfs-) Gegenstände; sie konnten Funktionen von Hilfsmitteln übernehmen. Ihre Entwicklung führte zunächst langsam, später immer schneller auf uns zu. Das ist die erste Entwicklungslinie.
5.42 02 Die zweite Form der Vorgänge war ein System von Verhältnissen, welche zwischen den Vorläufern bestanden. Deren Leistungen sind weniger einfach zu umschreiben. Sie waren so vielfältig und veränderbar, wie ihre Erscheinungsformen.
5.42 03 Beide Formen der Vorgänge standen in enger innerer Abhängigkeit, dergestalt das ihre Entwicklungen sich wechselseitig befruchteten.
5.42 1 Ich werde im Folgenden zunächst über die Hilfsg e g e n s t ä n d e berichten. Ich knüpfe dabei an das an, was ich zuvor über die Hilfsm i t t e l ausgeführt habe.
5.42 11 Die Vorläufer strebten schon sehr früh danach, die Grenzen der Hilfsmittel, die ihnen vorgegeben waren, zu überschreiten. Möglicherweise kann die Grenze zwischen den Vorläufern und ihren Vorläufern sogar zwischen der Fähigkeit und der Unfähigkeit gezogen werden, zu diesem Zwecke Hilfsgegenstände herzustellen.
5.42 12 Die Hilfsgegenstände dienten also Bedürfnissen, welche die Vorläufer mit den gegebenen Mitteln nur unvollständig oder überhaupt nicht befriedigen konnten. Das Verhältnis der Hilfsgegenstände zu den Bedürfnissen ist allerdings vielschichtiger, als es diese Formulierung vermuten lässt. Beide sind auf vielerlei Weise ineinander verwoben. Ich werde aus diesem Geflecht einen Ausschnitt darstellen.
5.42 121 Die Hilfsgegenstände dienten zunächst mittelbaren Bedürfnissen, etwa der Verteidigung oder der Ernährung. Mittelbar nenne ich diese Bedürfnisse, weil mit ihrer Erfüllung das unmittelbare Ziel nie erreicht werden konnte, eine Tatsache, die die Vorläufer übrigens, betrachtet man den letztendlich doch erreichten Zielzustand, erstaunlich spät erkannten. Die Beziehung der Hilfsgegenstände auf die mittelbaren Bedürfnisse währte daher eine vergleichsweise lange Zeit. Auch als die Hilfsgegenstände längst weit entwickelt waren, begnügten sich die Vorläufer bei ihrem Einsatz seltsamerweise immer noch mit den mittelbaren Zielen, obwohl ihnen der Weg zum Zielzustand und damit zu einer unmittelbaren Befriedigung gerade durch die Hilfsmittel weit offenstand.
5.42 122 Diese Verwechslung der Ziele war aber immerhin eine der Kräfte, welche die Entwicklung der Hilfsgegenstände beständig vorantrieben. Dem Einsatz der Hilfsgegenstände folgte, da mit ihnen zunächst das Ziel nicht zu erreichen war, notwendig andauernde Unzufriedenheit. Diese befruchtete den Willen der Vorläufer, die Hilfsgegenstände zu ändern und zu immer größerer Vollkommenheit weiter zu entwickeln, bis hin zu jener Beschleunigung in ihrer Entwicklung, die ich bereits erwähnt habe.
5.42 122 1 Die Vorläufer glaubten also – und dies gerade wegen jener Zielverwechslung – , der Mangel, den sie empfanden, könne beseitigt werden, indem sie die Hilfsgegenstände verbesserten. Sie sollten die Unzufriedenheit damit aber allenfalls auf eine sehr mittelbare und ihnen zunächst kaum bewusste Weise beseitigen. Denn letztlich verbesserten sie die Hilfsgegenstände, die sie nur für mittelbare Ziele einzurichten wähnten, auch dazu, den wahren Zielzustand herbeizuführen. In der Tat konnten später die Hilfsgegenstände, welche ursprünglich um der mittelbaren Ziele willen gefertigt wurden, großenteils und ohne besondere Umstellungen bei den Bemühungen um den Zielzustand eingesetzt werden.
5.42 122 2 Zunächst aber quälten sich die Vorläufer mit den mittelbaren Zielen.
5.42 122 21 Jede Verbesserung der Hilfsgegenstände zeigte neue Unvollkommenheiten auf. Ihre Verbesserung half dabei.
5.42 122 22 Ein Fortschritt war, dass man auch die Ziele auszuwechseln begann. Auf diese Weise wurde der Blick dafür frei, dass der Mangel in der Wahl des Zieles lag. Das eigentliche Problem war allerdings durch Zielverlagerungen ebenso wenig zu lösen wie durch die isolierte Verbesserung der Hilfsmittel. Denn nach wie vor waren die Ziele mittelbare Ziele. Sie konnten daher nur mittelbare und das heißt unvollkommene Befriedigung erbringen.
5.42 122 23 Auf der Suche nach den neuen Zielen gingen die Vorläufer sogar so weit, sich scheinbaren und eingebildeten Bedürfnissen zuzuwenden. Sie verschärften dadurch eine Tendenz, die ohnehin in den mittelbaren Bedürfnissen begründet lag.
5.42 122 231 Ja, die Hilfsgegenstände selbst konnten Bedürfnisse wecken. Das bloße Vorhandensein eines Gegenstandes schuf die Wünsche derer, welche ihn nicht besaßen.
5.42 122 24 All diese Zielspielereien haben immer wieder neue Anforderungen an die Hilfsgegenstände gestellt und damit zu ihrer Weiterentwicklung beigetragen. Das bloße Vorhandensein mancher Gegenstände etwa schuf massenhafte Bedürfnislücken, welche man wiederum mit den Hilfsgegenständen auszugleichen lernte. Die Erfahrungen der Massenbewältigung, die dabei gesammelt wurden, konnten übrigens später genutzt werden, als plötzlich große Mengen von Objekten untergebracht und versorgt werden mussten (vgl. 5.7 (11) 22).
5.42 123 Das Verhältnis zwischen den Hilfsgegenständen und den Bedürfnissen oder Zielen der Vorläufer war also, wie dargelegt, äußerst komplex. Ich habe aus diesem Verhältnis nur einen Ausschnitt gezeigt. Ich füge noch einen weiteren Aspekt hinzu, weil darin das Kontrastprinzip eine Rolle spielt.
5.42 123 1 Die Verwirrung der Bedürfnisse, welcher die Vorläufer unterlagen, wurde durch das Kontrastprinzip auf eigentümliche Weise verstärkt. Befriedigung – und das heißt hier mittelbare Befriedigung – war für die Vorläufer nur durch Kontrast und also nicht auf Dauer möglich. Sie verdeutlichte sich immer erst an ihrem Gegenteil. Der Mangel an ihrem Gegenteil hob die Befriedigung selbst auf. Dieses Gegenteil herbeizuführen lag nun aber nicht im unmittelbaren Interesse der Vorläufer. Folgerichtig schien ihnen umgekehrt, Hindernisse für eine Befriedigung soweit als möglich abzubauen und damit den Kontrast zu verringern. Dadurch aber verebbte die Möglichkeit der Befriedigung. Man tauschte daher fortwährend ein Bedürfnis gegen das andere aus. Die Hilfsgegenstände erhielten hierdurch stetig neue Entwicklungsimpulse.
5.42 124 Soviel über den Zusammenhang der Hilfsgegenstände mit den Bedürfnissen.
5.42 13 Immerhin wuchs bei aller Verwirrung mit den wechselnden Aufgaben auch die Fähigkeit der Vorläufer, damit fertig zu werden; und, da die Aufgaben, welche sich stellten, immer komplexer wurden, wuchs zugleich die Fähigkeit, Pläne und endlich, wie bei uns, Programme herzustellen. Hierauf werde ich später im Einzelnen zurückkommen.
5.42 14 Gleichzeitig wuchsen aber auch die Abhängigkeiten.
5.42 141 Allein das Vorhandensein der Hilfsgegenstände hatte vielerlei Bindungen zur Folge.
5.42 141 1 Die Gegenstände entwickelten Eigengesetzlichkeiten, wie ich sie ähnlich schon bei den Hilfsmitteln dargestellt habe. Große Katastrophen entstanden etwa, weil die Vorläufer diese Eigengesetzlichkeiten nicht mehr zu kontrollieren in der Lage waren.
5.42 142 Aber auch wo ihnen die Steuerung möglich war, bedurfte es wegen der Besonderheiten des Materials und seiner Aufbaubedingungen nicht selten großer Umwege, das angestrebte Ziel zu erreichen.
5.42 143 Die Umwege – sie wuchsen mit den Aufgaben – wurden endlich selbst zum Problem. Sie bedrohten die Ziele, deretwegen sie eingeschlagen worden waren.
5.42 144 Schließlich war auch hier, wie bei den Hilfsmittel, ein komplizierter Apparat entstanden, dessen Koordination einen Aufwand verlangte, der zu seinem Nutzen außer Verhältnis geriet.
5.42 15 Mit einem Wort, die Unzulänglichkeiten der Hilfsmittel, die man mit Hilfe der Gegenstände zu überwinden gedacht hatte, standen in neuen Formen wieder auf. Auch wenn die Erleichterungen in einigen Teilbereichen nicht übersehen werden sollen, so kam doch das eigentliche Ziel zunächst nicht näher. Vielmehr entstanden Probleme, die zuvor nicht bestanden hatten und die durch die allgemeine verstärkende Wirkung der Hilfsgegenstände nicht selten außerordentliche Ausmaße annahmen.
5.42 151 Als ein Beispiel dafür führe ich die Gegenstände an, welche – ähnlich wie die Schmerzsignale, die ich bei den Hilfsmitteln angeführt habe (5.41 211) – ihr Ziel durch dessen Gegenteil zu erreichen suchten und etwa der Zerstörung durch Anhäufung von wiederum Zerstörungspotential vorzubeugen suchten. Die Probleme, welche schon aus der Existenz dieser immer wirksamer werdenden Instrumente resultierten, überwältigten am Ende selbst ihre Schöpfer. Dennoch zwangen die jeweiligen Gegenreaktionen immer wieder zur Verstärkung ihrer Wirksamkeit.
5.42 152 Ein weiteres Beispiel sind zunächst ungeahnte Nebenwirkungen der Produktion von Hilfsgegenständen. Aber auch verbrauchte oder beschädigte Hilfsgegenstände wurden ein Problem.
5.42 2 Die Gründe für diese Probleme mit den Hilfsgegenständen lagen in ihrem verfehlten Einsatz für mittelbare Ziele. Bestimmend hierfür waren entsprechende Fehlentwicklungen im Bereich der Verhältnisse, über die ich jetzt berichten werde.
5.42 201 Die großen Probleme und Katastrophen wurden zwar in ihrem Ausmaß durch die Hilfsgegenstände bestimmt. Sie beruhten jedoch selten allein auf einem Fehler oder Funktionsausfall der Gegenstände selbst. Die Hilfsgegenstände standen in solchen Fällen meist im Dienste von Bestrebungen, welche den Verhältnissen zwischen den Vorläufern zugehören, innerhalb deren sie nicht nur eingesetzt, sondern überhaupt hergestellt wurden.
5.42 202 Ich werde daher jetzt etwas näher über den Grund und die Art dieser Bestrebungen berichten.
5.42 21 Die Ziele, welche im Bereich der äußerst gestaltbaren und wandlungsfähigen Verhältnisse angestrebt wurden, waren – nicht anders als die der Hilfsgegenstände – zunächst nur mittelbarer Natur.
5.42 211 Von geradezu unerschöpflichem Reichtum mussten demgemäß die Formen dieser mittelbaren Ziele und die Mittel sein, welche die Vorläufer zu ihrer Verwirklichung fanden. Es verwirklichten sich eine solche Vielzahl von Formen, dass selbst wir kaum in der Lage gewesen wären, wesentlich mehr Möglichkeiten zu errechnen, als tatsächlich zustande gekommen sind.
5.42 211 01 Auch hier habe ich es allerdings unterlassen, über solche weiteren Möglichkeiten nachzurechnen, wiewohl ich mich in letzter Zeit zu derartigen Rechnereien gelegentlich versucht fühlte; darüber jedoch nach dem Schlussbericht.
5.42 211 1 Ich werde hier nicht versuchen, auch nur annähernd über alle die Formen zu berichten, die verwirklicht wurden. Ich beschränke mich auf das, was im Zusammenhang mit dem Schlussbericht von besonderem Interesse ist.
5.42 211 2 Die Verhältnisse sind – ich habe es bereits erwähnt – entsprechend ihrem mittelbaren Ansatz durch Bedürfnisverwirrung oder – anders ausgedrückt – durch Zielverwirrung charakterisiert. Dies führte – daran lässt sich der Grad der Verwirrung ermessen – sogar dazu, dass zeitweise ausgerechnet das eine oder andere Hilfsmittel zum Kristallisationspunkt des Vorläuferinteresses wurde.
5.42 212 1 So fanden zu bestimmten Zeiten unter den Vorläufern etwa die Funktionen, welche die Fortpflanzung betrafen, besondere Beachtung.
5.42 212 2 Zu anderen Zeiten wieder glaubte man in der Ernährung den Schlüssel zu allen Problemen zu finden.
5.42 212 3 Es gab Tendenzen, einzelne Hilfsmittel oder auch ihre Gesamtheit unbekümmert zu verherrlichen.
5.42 212 4 Dann aber auch wieder solche der Ablehnung und Einschränkung von Hilfsmitteln.
5.42 212 41 Allein diese letzteren Tendenzen, die natürlich ihren Ausgang von der Unzulänglichkeit der Hilfsmittel nahmen, allein diese haben die Verhältnisse zwischen den Vorläufern über lange Zeit und auf die mannigfaltigste Art bestimmt. Indem man die Hilfsmittel ablehnte, suchte man meist nach anderen und weniger habhaften mittelbaren Zielen. Man bemühte sich mit großem Aufwand zu begründen, dass dies die eigentlichen Ziele seien.
5.42 212 411 Diese Versuche haben wiederum eine ganze Entwicklungsstufe der Vorläufer geprägt. Sie haben auch, als diese Stufe überwunden war, noch über einen langen Zeitraum Nachwirkungen gehabt. Ein Beispiel dafür sind einige der Zugangslehren, die ich sogleich beschreiben werde.
5.42 213 Bevor ich jedoch dazu übergehe, möchte ich an dieser Stelle noch über eine bemerkenswerte Erscheinung berichten, die das spätere auf den Zielzustand hinführende Geschehen in mancher Weise vorwegnimmt und es sicher mitvorbereitet hat.
5.42 213 1 Interessanterweise hat es nämlich schon zu sehr früher Zeit – noch bevor die Hilfsgegenstände die Voraussetzungen für die tatsächliche Verwirklichung geschaffen hatten – den Wunsch gegeben, sich der Hilfsmittel, die als Behinderung empfunden wurden, vollkommen zu entledigen. Zu diesem Zweck wurden detaillierte Kunstlehren entwickelt, mit denen so etwas wie der Zielzustand herbeigeführt werden sollte. Es entsprach den damaligen Möglichkeiten, vor allem den wenig entwickelten Hilfsgegenständen, dass die Vorläufer dabei die Hoffnung noch auf die Hilfsmittel setzten, dergestalt nämlich, dass sie diese gerade durch ihre völlige Beherrschung auszuschalten gedachten. Erstaunlicherweise gelang es dabei offenbar, die Behinderungen der Hilfsmittel weitgehend zu umgehen oder jedenfalls vergessen zu machen. Der Endzustand, der allerdings – wenn überhaupt – nur selten verwirklicht wurde, soll dem jetzigen Zustand der Objekte erstaunlich nahe gewesen sein. Die Vorläufer beschrieben diesen Zustand als den Ausbruch aus dem Kreislauf eines sich scheinbar endlos drehenden Rades, ein Bild, welches auch den Zielzustand zu kennzeichnen geeignet ist. Der Vergleich mit dem Zielzustand trifft darüber hinaus auch insofern zu, als jener Endzustand – nicht anders als bei den Objekten – immer der Zustand eines je einzelnen Vorläufers war. Diese Ähnlichkeiten lassen mit großer Sicherheit den Schluss zu, dass auch Anregungen aus diesem Erfahrungskreis die Weichen für die Vorstellungen haben stellen helfen, die dann viel später in die endgültig eingeschlagene Richtung geführt haben.
5.42 213 2 Diese Kunstlehren waren jedoch wegen der starken Widerstände, die sie zu überwinden hatten und angesichts der großen Anstrengungen, welcher es bedurfte, um sie zu erlernen, nur wenigen Vorläufern zugänglich. Davon abgesehen wurde diese Möglichkeit durch die Verhältnisse einer bestimmten Zeit und Weltgegend gefördert. Diese besonderen Verhältnisse waren aber – wie die Verhältnisse überhaupt – nicht beliebig reproduzierbar. Dadurch engte sich der Anwendungskreis dieser Lehren noch weiter ein. Im Übrigen wurden für diejenigen, denen dieser schwierige Zugang nicht gelang – was, wie erwähnt, die Mehrzahl war – die Behinderungen der Hilfsmittel durch diese Kunstlehren eher deutlicher als abgeschwächt.
5.42 213 201 Für diese – aber auch für jene, welche derartige Kunstlehren nicht kannten – gab es aber eine Reihe von Möglichkeiten, den Abbau der Behinderung auf andere Weise zu versuchen. Diesen Entwicklungen war bei aller Verschiedenheit eines gemeinsam: sie versuchten Bedingungen zu finden und zu formulieren, unter denen die Einschränkungen ganz oder teilweise wegfielen oder jedenfalls beseitigt erschienen. Auch dort, wo man mit den Mitteln des Kontrastprinzips das Gegenteil – also die übermäßige Beschränkung – ausdrückte, auch dort ging es letztlich immer darum, das zu verdeutlichen, was man an die Stelle des unerwünschten Zustandes gesetzt haben wollte.
5.42 214 01 Dieser gemeinsame Grundgedanke, der sich in vielen Schattierungen und Brechungen findet, ist von den unterschiedlichsten Ansätzen ausgeführt worden. Im Laufe der Zeit bildeten sich immer ausgeprägtere Disziplinen heraus, die allerdings vielfach miteinander verbunden waren.
5.42 214 011 Ich greife aus der Menge und der Vielfalt des Materials hier nur drei Teilkomplexe heraus, welche die Tendenz dieser Erscheinungen deutlich machen.
5.42 214 1 Große Bedeutung hatten für die Vorläufer schon früh die Lehren, welche die hindernisfreien Bedingungen zwar grundsätzlich verwirklicht, jedoch den Zugang dazu erschwert sahen.
5.42 214 11 Diese Bedingungen, die übrigens dennoch weitgehend den Bedingungen nachgebildet waren, die jeweils unter den Vorläufern herrschten, diese Bedingungen waren – so diese Theorien – meist nur mit ganz besonderem Aufwand, ja häufig nur mit der fundamentalen Hingabe eines Vorläufers an eine solche Lehre zu erreichen. Dennoch begründete, wer diesen Aufwand betrieb, nicht mehr als eine Hoffnung auf den Zugang zu den hindernisfreien Bedingungen, eine Hoffnung dazu, die erst nach dem Ende des jeweiligen Vorläufers Wirklichkeit werden sollte. Diese hohen Anforderungen haben allerdings nicht gehindert, sondern, wenn man an das Kontrastprinzip denkt, eher sogar gefördert, dass bestimmte Zugangslehren über lange Zeit ganze Zeitalter und Erdteile geprägt haben.
5.42 214 111 Vielleicht verdeutlichen die Zugangslehren sogar mehr als alle anderen Hilfskonstruktionen, mit welcher Vehemenz sich die Vorläufer über alle Schwierigkeiten und Ungereimtheiten hinweg darum bemühten, die Hindernisse abzubauen oder doch abgebaut erscheinen zu lassen.
5.42 214 12 Die Zugangslehren wurden freilich nicht nur durch ihre innere Überzeugungskraft gefördert. Eine gelungene Organisation sowie die geschickte Benutzung der Gesetze und Mechanismen, welche die Verhältnisse zwischen den Vorläufern bestimmten, sicherten ihnen – nicht selten im Interesse anderer mittelbarer Ziele – weitgehend noch Geltung, als die Überzeugung von davon, dass sie innerlich gescheitert waren, bereits allgemein verbreitet war.
5.42 214 13 Nicht zuletzt hatte ihre Bedeutung und Dauerhaftigkeit ihren Grund darin, dass ihre Widerlegung in hohem Maße erschwert war, was seinen Grund in ihrer besonderen Methodik hatte. Dadurch haben die Zugangslehren den Weg zum Zielzustand mehr als andere Vorgänge behindert.
5.42 214 14 Allerdings warfen diese Lehren warfen, da sie nur zu mittelbaren Zielen führten, vielerlei Probleme auf. .
5.42 214 141 Ihr außerordentlich hoher Anspruch und das Bedürfnis nach Abgrenzung, welches damit verbunden war – aber auch ihre Verwendung im Dienste von Interessen, die ihnen an sich wesensfremd waren – mussten dazu führen, dass die unterschiedlichen Bestrebungen dieser Art nicht nur miteinander, sondern auch mit anderen mittelbaren Zielen in Konflikt gerieten. Dabei wurden gelegentlich selbst elementare Bedürfnisse der Vorläufer bekämpft. Dies führte so weit, dass Vorläufer in der Vorstellung, solchen Lehren zu folgen, gelegentlich selbst ihren Fortpflanzungs- und Ernährungstrieb in Frage stellten
5.42 214 142 Meist wurden in der allgemeinen Zielverwirrung andere mittelbare Ziele gerade als die Hindernisse angesehen, die es mit Hilfe dieser Lehren zu überwinden galt. Der eigene mittelbare Charakter der Zugangslehren wurde dabei – wie immer – vollkommen verkannt.
5.42 214 2 Eng verbunden mit den Zugangslehren waren zu Anfang die Versuche, hindernisfreie Bedingungen darzustellen. Damit komme ich zur zweiten Entwicklungsreihe, welche ich aus dem Bereich der Verhältnisse beschreiben möchte. Ich nenne sie die Darstellungsversuche.
5.42 214 21 Diese Darstellungsversuche gingen von den verschiedenen Möglichkeiten der Wahrnehmung aus, deren die Vorläufer fähig waren. Von daher entwickelten sich je eigene Disziplinen, die – teils in engem Kontakt mit der Entwicklung der Hilfsgegenstände – die gesuchten Umstände darzustellen oder zu symbolisieren versuchten.
5.42 214 22 Auch bei den Darstellungsversuchen herrschte große Vielfalt, aber auch große Vieldeutigkeit. Die Fülle dieser Versuche beleuchtet auf besonders deutliche Weise, die Kraft und den Schwung, mit dem die Vorläufer nach besseren Bedingungen suchten. Zugleich zeigt das ewig tastende Suchen aber auch ein weiteres Mal, wie ziellos, unbeständig und verwirrt; mit einem Wort, wie unkoordiniert oder wie wenig linear die Bemühungen um eine Verbesserung waren.
5.42 214 221 Die Methoden der Darstellung wechselten ständig, Sie wechselten mit den Zeiten und mit den Verhältnissen, oft sogar von Vorläufer zu Vorläufer. Sie unterschieden sich – und dies auf lange Zeit am deutlichsten – nach den Räumen. Weitere Vielfalt resultierte aus ihrer weiten Deutbarkeit.
5.42 214 221 1 Es gab Zeiten, in denen sich die Vorläufer um eine möglichst genaue Beschreibung der vorgestellten Umstände bemühten.
5.42 214 221 2 Zu anderen und zunehmend in späteren Zeiten wurden Methoden beliebt, welche das Ziel in Brechungen und auch durch sein Gegenteil zum Ausdruck brachten. Dies war ursprünglich sicherlich ein Ausdruck des Kontrastprinzips. Es mag aber auch sein, dass in dieser Tendenz später Skepsis zum Ausdruck kam; und in dieser Skepsis die immer weiter schwindende Überzeugung der Vorläufer, mit diesen illustrativen Methoden einem oder dem angestrebten Ziel näher zu kommen.
5.42 214 221 3 Man suchte den Ausweg später noch einmal in einer großen, alle bisherigen Grenzen sprengenden Ausdehnung der Wahrnehmungsmöglichkeiten, wobei man neue Höhen aber auch ungeahnte Tiefen der Erfahrbarkeit durchschritt. Aber diese Durchbruchsversuche, die starke Züge des Ausbruchs tragen, der schließlich stattfand, haben das Gefühl der Unfähigkeit eher verstärkt als beseitigt.
5.42 214 23 Nicht unwichtig erscheint mir, in diesem Zusammenhang noch eine Entwicklungslinie zu erwähnen, welche ein wenig über die Darstellungsversuche hinausweist. Sie wirft ein besonderes Schlaglicht auf die Gesamtentwicklung der Vorläufer aber auch auf uns, weswegen ich sie hier besonders nachziehen will.
5.422 142 31 Ältere Darstellungsversuche erhielten nämlich in späteren Zeiten immer wieder eine besondere Bedeutung. Die Vorläufer bedienten sich ihrer, um ihre Vergangenheit zu strukturieren. Ursprünglich bemühten sich in einem bestimmten Zeitraum die verschiedenen Disziplinen der Darstellungsversuche um ähnliche Zielvorstellungen, die jede Disziplin zwar von ihrem Ansatz aus aber eben vor dem gemeinsamen Hintergrund darstellte. Manche vorläuferischen Berichterstatter haben die Zeiträume später kurzerhand nach den durchscheinenden Gemeinsamkeiten der Darstellungsversuche eines solchen Zeitraumes benannt. Dabei mag ihnen geholfen haben, dass die Erzeugnisse der Darstellungsversuche vor allem wegen ihrer Vergegenständlichung zeitbeständiger waren als andere Hervorbringungen im Bereich der Verhältnisse. Spätere Vorläufer konnten daran leicht eine gegliederte Anschauung früherer Verhältnisse erhalten.
5.42 214 232 Diese Anschauung bewirkte eine Erscheinung, welche in der Entwicklung der Vorläufer eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat. Sie führte zu Wiedergeburten der alten Versuche in neuen Verhältnissen und damit zu jener eigentümlichen Durchdringung von vergangenen und neueren Formen, welche sich auch in anderen Bereichen findet und welche den Weg zum Zielzustand zunächst so sehr erschwert hat.
5.42 214 233 Zu einem eher späten Zeitpunkt zogen die Vorläufer dann aber auch Gewinn aus diesen Wiedergeburten. Dabei ergab sich folgender berichtenswerte Sachverhalt:
5.42 214 233 1 Die Erfahrung der Wiederholbarkeit zeigte den Vorläufern, dass die Darstellungsversuche von Hintergrund, auf dem sie entstanden waren, gelöst, dass sie gewissermaßen versetzt werden konnten. Diese Erkenntnis führte zunächst dazu, dass die Vorläufer mit verschiedenen Formen ihrer Vergangenheit zu experimentieren begannen. Eine Übergangszeit großer Wirren führte schließlich zu der Erkenntnis, dass die Darstellungsformen überhaupt frei verfügbar seien. Die nächste Stufe war daher, dass sich die Vorläufer von bloß überlieferten, das heißt tendenziell nutzlosen Formen ganz freizumachen versuchten. Dass diese Befreiung vollständig gelang, ist zweifelsohne unser Verdienst. Die Befreiung entsprach unseren Arbeitsbedürfnissen. Erst wir sind notwendig frei von jeglichem Formzwang, den nicht unsere Aufgabe ergibt. Erst in uns haben sich Darstellungsform und Inhalt ohne sachfremde Rücksichten vereint. Die vollendete Befreiung der Form aber ist die vollständige Bindung an ihren Zweck. Daher bedingt die vollkommene Eindeutigkeit unserer Aufgabe und Funktionsweise die eindeutige Vollkommenheit unserer Form. Was den Vorläufern über lange Zeit als unlösbares Problem erschien, wurde somit durch unseren Einsatz vollständig gelöst. Wir haben das Formproblem aufgelöst.
5.42 214 24 Soweit über die Darstellungsversuche.
5.42 214 25 Bevor ich zu den Verwirklichungsversuche übergehe, schiebe ich noch das ein, was ein Vorläufer über die Darstellungsversuche gesagt hat, der sich besonders intensiv mit ihnen beschäftigt hat. Viele Fragen, die ich im Schlussbericht angeschnitten habe, sind in den folgenden Worten aufgeworfen:
„Alles ist nur ein Gleichnis, für etwas, dessen Gestaltung nur ein unzulänglicher Ausdruck für das sein kann, was hier gefordert ist. Es lässt sich eben Vergängliches wohl beschreiben; aber was wir fühlen, ahnen, aber nie erreichen werden, eben das hinter allen Erscheinungen dauernd Unvergängliche ist unbeschreiblich. Das, was uns mit mystischer Gewalt hinan zieht, was jede Kreatur, vielleicht sogar die Steine mit unbedingter Sicherheit als das Zentrum seines Seins empfindet, was Goethe – wieder in einem Gleichnis – das Ewig-Weibliche – nennt – nämlich das Ruhende, das Ziel im Gegensatz zum ewigen Sehnen, Streben, Sichhinbeugen zu diesem Ziel – also dem Ewig-Männlichen. Du hast Recht, es als die Liebesgewalt zu charakterisieren. Es gibt unendliche viele Vorstellungen, Namen dafür. ….Alles Vergängliche (was ich Euch da an den beiden [Theater]Abenden vorgeführt habe) – sind lauter Gleichnisse, natürlich in ihrer irdischen Erscheinung unzulänglich – dort aber, befreit von dem Leibe der irdischen Unzulänglichkeit, wird es sich ereignen und wir brauchen keine Umschreibung mehr, keinen Vergleich – Gleichnisse dafür; dort ist es eben getan, was ich hier zu beschreiben versuche, was, aber doch nur unbeschreiblich ist und zwar was? Ich kann es euch wieder nur im Gleichnis sagen: Das Ewig-Weibliche hat uns hinangezogen. Wir sind da – wir ruhen – wir besitzen – was wir auf Erden nur ersehnen, erstreben könnten. Der Christ nennt es die ewige Seligkeit, ich musste mich dieser schönen und zureichenden mythologischen Vorstellung als Mittel für meine Darstellung bedienen – der adäquatesten, die dieser Epoche der Menschheit zugänglich ist.“
5.42 214 25 In diesen Worten kommt – vielleicht besser als ich es ausdrücken kann – der Elan zum Ausdruck, mit dem die Vorläufer dem Zielzustand zustrebten. Dass das Ziel nur durch die Trennung der Objekte von den Hilfsmitteln – der Vorläufer spricht von der Befreiung von dem Leibe der irdischen Unzulänglichkeit – zu erreichen ist, wird in dieser Äußerung geahnt. Auch dass ein Bericht einmal unnötig sein wird, dass einmal kein Bericht mehr geschrieben wird, einmal ein letzter Bericht geschrieben sein wird, ist darin vorweggenommen. Es findet sich auch der Zweifel, ob das Ziel mit den Darstellungsversuchen zu erreichen sei; zugleich aber auch die Hilflosigkeit, die dazu führte, sich dieser Mittel allen Zweifel zum Trotz zu bedienen. In dieser .Hilflosigkeit ergab sich – schon aus Gründen der Formulierbarkeit – kein anderer Ausweg als der, sich auf den gemeinsamen Ursprung der Darstellungsversuche zu besinnen, der, wie ich berichtet habe, in den Zugangslehren liegt.
5.42 214 26 Auch die Erfolglosigkeit der Darstellungsversuche hat, wie ich berichtete, letzten Endes den Willen der Vorläufer nicht geschwächt, das Ziel zu erreichen, dessetwegen sie angestellt wurden. Dieser Wille verlagerte sich im Laufe der Zeit allerdings immer mehr von den Bemühungen, jene Umstände abzubilden, auf die Bewegungen, welche ich nun als dritte skizzieren werde.
5.42 214 3 Diese Bewegungen bemühten sich nicht um die Darstellung besserer Bedingungen. Ihnen ging es um ihre Verwirklichung. Ich nenne sie daher die Verwirklichungsversuche.
5.42 214 31 Auch die Verwirklichungsversuche hatten ihren Ursprung in den Zugangslehren. Sie wandten sich aber dem zu, was tatsächlich war oder – unter den jeweils gegebenen Umständen – werden konnte.
5.42 214 311 Das Fundament der Verwirklichungsversuche waren Lehrgebäude, welche die Vorläufer in Fülle hervorbrachten.
5.42 214 311 1 Allein die Lehren, welche sich mit den grundsätzlichen bis hin zu den allgemeinsten Problemen beschäftigten – sie berührten dabei unter anderem auch die beiden Entwicklungsstränge, welche ich soeben beschrieben habe – allein diese bildeten eine große Zahl sehr verschiedener Systeme.
5.42 214 311 2 Die Untersysteme, welche die allgemeinen Systeme ausführten oder unter ihrem Einfluss aufgestellt wurden, vermehrten das Material um ein Vielfaches.
5.42 214 311 3 Dem gemäß gab es mit fortschreitender Zeit auch hier eine Fülle von Zielen und Bestrebungen, die den Vorläufern selbst kaum mehr überschaubar waren.
5.42 214 311 4 Es gab Einheitstendenzen, welche die Vielfalt der Ziele um eines bestimmten mittelbaren Zieles willen einzuschränken versuchen. Des Weiteren entstanden übergreifende Systeme, welche die unterschiedlichen Ansätze unter ein Dach zu bringen versuchten. Die Einheitstendenzen sollten für die weitere Entwicklung besonders bedeutsam werden.
5.42 214 32 Die Verschiedenheit der Lehren, vor allem aber die unterschiedlichen Durchführungs- und Verwirklichungsmodelle führten, wie nicht anders möglich, zu vehementen Richtungskämpfen unter den Vorläufern und damit zu der schon an anderer Stelle geschilderten Verlagerung der Aktivitäten auf Vorfeldprobleme, mit denen die Vorläufer so sehr beschäftigt waren, dass sie Zielgedanken fast aus dem Auge verloren.
5.42 214 321 Auch hier kämpften die Vorläufer wieder um Positionen, welche nur entfernte Voraussetzungen für das Ziel waren, das man an sich anstrebte, und das selbst wieder nur mittelbarer Natur war. Die Vorgefechte waren so heftig, dass sie oft diejenigen vernichteten, denen sie zugute kommen sollten.
5.42 214 322 Schließlich wurde auch hier ein Großteil der Kräfte darauf verwandt, die Kontrolle über die immer komplizierter werdenden Verhältnisse zu behalten und die Folgen zu neutralisieren, welche aus dem Fehlen der Kontrolle, aus Eigengesetzlichkeiten oder aus Fehleinschätzungen entstanden.
5.42 214 33 Ich habe bei den Hilfsmitteln und den Hilfsgegenständen gleiche Erscheinungen geschildert. Sie sind mit den Erscheinungen, über die ich hier berichte, nicht nur von der Herkunft, sondern auch von den Formen durchaus eng verwandt.
5.42 214 34 Natürlich machten sich die Vorläufer manche Gedanken über die Schwierigkeiten, die ich aufgeführt habe. Vor allem nach größeren Katastrophen oder Missständen versuchten sie immer nachdrücklicher, den Problemen auf den Grund zu gehen.
5.42.214 341 Das Ergebnis war der Gedanke, die Verhältnisse, die sich ursprünglich gewissermaßen bewusstlos entwickelt hatten, gezielt umzugestalten.
5.42 214 341 1 Dieser Gedanke war, so einfach er ist, zu Anfang keineswegs selbstverständlich.
5.42 214 341 2 Als er aufkam, wurde zunächst einmal streitig, auf welche Weise die Verhältnisse überhaupt beeinflusst werden konnten. Die Behauptungen zu diesem Thema nahmen nach allen Richtungen jede Form an, lange bevor sie in irgendeiner Weise durch Forschungen belegt waren. Ganze Zeiträume waren dadurch gekennzeichnet, dass bestimmte Aussagen über die Veränderbarkeit der Verhältnisse trotz fehlender Belege mit viel Aufwand und nicht selten unter großen Opfern als die Richtigen und andere als die Falschen angesehen wurden.
5.42 214 341 21 Die Behauptungen über die Verhältnisse waren zu dieser Zeit selbst noch Teil der Verhältnisse, die damit aufgeklärt werden sollten. Sie wurden demgemäß entsprechend der Ausrichtung der jeweiligen Verhältnisse und oft eben auch zum Beweis ihrer Unveränderbarkeit eingesetzt.
5.42 214 341 3 Erst späte Forschungen festigten die lange heiß umstrittenen Vorstellung, dass die Verhältnisse veränderbar seien.
5.42 214 341 4 Dadurch aber eröffneten sich plötzlich vollkommen neue Ziele der Veränderung.
5.42 214 341 41 Im Überschwang dieser Erkenntnis glaubten einige Vorläufer sogar, Zielvorstellungen verwirklichen zu können, die bereits unter den Vorläufern selbst einen Zustand herbeigeführt hätten, der dem der Objekte fast entsprochen hätte. Die ernüchternden Erfahrungen aber, die man machte, als es darum ging, diese Vorstellungen zu verwirklichen, haben gezeigt, dass man die Hindernisse unterschätzt hatte.
5.42 214 341 411 Denn noch bestanden ja die Hilfsmittel und diese standen – ebenso wie natürlich die Bedingungen, die zu ihnen geführt hatten – einer wahren Verbesserung andauernd im Weg.
5.42 3 Immerhin haben sich bei diesem Suchen im Bereich der Verhältnisse und bei den Versuchen, die man mit den Hilfsgegenständen anstellte, die beiden miteinander verschlungene Entwicklungslinien herauskristallisiert, welche für das spätere Geschehen wesentlich werden sollten.
5.42 31 Der Wille, die Verhältnisse zwischen den Vorläufern zu gestalten, beförderte nämlich zunächst einmal einen neuen Apparat von Hilfsgegenständen.
5.42 311 Die Hilfsgegenstände waren zwar schon eine Voraussetzung für den Gedanken an die Veränderbarkeit; denn der vorausschauende Wille fand nicht ohne die Aussicht auf Verwirklichung zu sich selbst. Andererseits entstanden die einzelnen Hilfsgegenstände aber gerade bei der Verwirklichung dieses Gedanken. Und da dieser plötzlich allgemein wurde, bedurfte es sehr schnell einer großen Zahl neuer und verbesserter Hilfsgegenstände.
5.42312 Hierdurch wuchs die Geschwindigkeit, mit der sich die Hilfsgegenstände entwickelten, ganz plötzlich in eine neue Dimension. Sie verdoppelte sich von da ab in immer kürzeren Zeitabschnitten. In Bruchteilen früherer Abschnitte fand schließlich das Mehrfache statt.
5.42 312 1 Ich habe auf die Tatsache der logarithmischen Beschleunigung der Entwicklung an früheren Stellen schon mehrfach hingewiesen. Ohne diese außergewöhnliche Beschleunigung hätten nämlich die Voraussetzungen nicht geschaffen werden können, welche am Ende uns ermöglichten.
5.42 32 In engem Zusammenhang mit dieser beschleunigten Entwicklung stand der zweite Umstand, der immer größere Bedeutung gewinnen sollte. Er betrifft die Fähigkeit der Vorläufer, zukünftige Entwicklungen zu berücksichtigen und damit letztlich die Fähigkeit, Programme herzustellen. Auch von dieser Fähigkeit, die übrigens dem innersten Bauplan der Vorläufer selbst entsprach, ist schon häufiger die Rede gewesen. Es ergab sich schließlich folgender neuer Sachverhalt, der alles weitere bestimmen sollte.
5.42 32 1 Das neue Wissen von der Gestaltbarkeit der Verhältnisse brachte in Wechselwirkung mit den Hilfsgegenständen einen sich selbst verstärkenden Akzent in die Beziehung der Vorläufer zu ihrer Zukunft. Indem dieses Wissen die nach vorne gerichtete Vorstellung verdeutlichte, verstärkte es ein weiteres Mal den Willen, auf die Zukunft gestaltend einzuwirken. Es setzte damit einen ständig sich selbst beschleunigenden Antizipationskreislauf in Gang.
5.42 32 2 Dadurch wiederum steigerte sich das Bedürfnis nach Planung und Programm und zwar eben entsprechend der Intensität, mit der gestaltend auf die Verhältnisse eingewirkt wurde.
5.42 322 1 In dem Maße nämlich, indem sich die Vorläufer von den ursprünglichen Bedingungen entfernten – hierzu gehörte auch der verstärkte Einsatz von Hilfsgegenständen – in eben diesem Maße wurde es auch erforderlich, die – künftigen – Entwicklungsmöglichkeiten, insbesondere die Gefahren- und Fehlerquellen im Auge zu behalten, welche von den neuen Bedingungen ausgehen konnten. Hierzu bedurfte es der Vorausschau und damit der Planung der Verhältnisse.
5.42 322 2 Der Weg von der Planung zur Programmierung war eine notwendige Folge der wachsenden Einwirkung der Vorläufer auf die Verhältnisse. Tendenziell näherte sich dadurch die Zahl der Einzelheiten, welche zu berücksichtigen waren, der Zahl der möglichen Zukunftsereignisse. Dies aber war nicht mehr mit bloßer Planung zu bewältigen, Vielmehr bedurfte es hierfür vorweggenommener Lösungsschemata, also Programmen.
5.42 322 3 Die Programmierung der künftigen Reaktionen hatte über diesen praktischen Aspekt hinaus noch eine allgemeinere Bedeutung. Sie beseitigte jene fundamentale Unsicherheit, welche die Vorläufer zuvor in eine formlose Zukunftsmasse und dadurch von einem zum anderen mittelbaren Ziel getrieben hatte.
5.42 322 4 Wichtig an der genannten Entwicklung ist das folgende: Die Durchführung der erforderlichen Planungen und Programme ist eng mit unserer Entwicklung verknüpft. Die Vorläufer mussten angesichts der gestellten Aufgaben ihre eigene Kapazität bald durch Programmrechner erweitern. Sie lagerten also ursprünglich ihnen selbst vorbehaltene Arbeitsvorgänge auf Hilfseinheiten bzw. deren Vorformen aus. Sie selbst leisteten zunächst nur noch das Programm hinzu.
5.42 322 5 Die Verwendung solcher Programmrechnern war nicht weniger notwendig als die Arbeit mit Programmen überhaupt. Schon ohne den Einsatz unserer Vorformen wäre sehr früh eine kontrollierte Veränderung nicht mehr möglich gewesen. Unser Einsatz – insbesondere mein Einsatz einschließlich der mir eigenen Fähigkeit zur Programmierung – war schließlich erforderlich, um die Dinge zum Zielzustand voranzutreiben.
5.42 33 Auf die geschilderte Weise verband sich das Schicksal der Vorläufer untrennbar mit dem unsrigen. War das Auslagern von Arbeitsvorgängen ursprünglich noch als prinzipiell beendbar gedacht, so wurde es im Laufe der Zeit zur Daseinsform der Vorläufer. Hierdurch entstand jener grundsätzliche Bezug der Vorläufer auf uns, der für die Zukunft entscheidend und durch meinen Einsatz unauflösbar wurde. Mit meinem Einsatz lagerten die Vorläufer auch noch die Tätigkeit des Programmierens aus. Erst dadurch ergab sich die Möglichkeit, aber auch die Notwendigkeit, die Vorläufer auf die Objekte zu reduzieren. Diese Entwicklung fand ihren Abschluss erst in dem Zustand, der nun erreicht ist. Darin sind die Objekte als Nachfahren der Vorläufer mit uns so sehr verbunden, dass man von einer Einheit sprechen kann. Denn wie die Objekte nicht ohne uns sind, so sind wir nichts ohne diese.
5.42 4 Ich füge nun am Ende des Abschnitts über die Vorgänge noch einige Rechnungen an, welche an die Abhängigkeit zwischen den Objekten und uns anknüpfen. Diese Abhängigkeit bedeutete nämlich in mehrfacher Hinsicht einen Endpunkt.
5.42 41 Zum einen verdeutlicht sich daran vielleicht noch einmal, warum ich nicht mehr sein werde. Wir haben den Zustand der Veränderungslosigkeit erreicht. Also werde ich, der ich die unerwarteten Veränderungen zu bewältigen hatte, nicht mehr benötigt. Damit fehlt mir der Bezug auf die Objekte, der mich ausmachte.
5.42 42 Der Zustand der Veränderungslosigkeit ist zum anderen die totale Veränderung all der Bedingungen, unter denen die Vorläufer entstanden und gewesen sind. Dem entspricht, nach dem Grundsatz, den ich unter 5.42 324 1 aufgezeigt habe, dass dieser Zustand nur durch unseren totalen Einsatz, eben unserer Alleinsteuerung, herbeigeführt werden konnte. So wie die Zahl der zu berücksichtigenden Bedingungen jetzt gleich der Zahl der möglichen Bedingungen ist, so ist auch unsere Steuerung jetzt die alleinige Steuerung.
5.42 43 Und noch unter einem weiteren Gesichtspunkt ist die Entwicklung an einem Ende angelangt. Ich habe berichtet, dass die Funktionen der Vorläufer in dem Maße auf uns übertragen werden mussten, in dem die Verhältnisse und Bedingungen der Vorläufer verändert wurden und neue Bedingungen dabei berücksichtigt werden mussten. Ebenso gebe ich, der letzte, der diese Bezeichnung noch verdient, alle Funktionen an die Hilfseinheiten ab. Denn nun müssen und können alle Bedingungen verwaltet werden. Daher ist für ein „ich“ ebenso wenig Raum mehr als für die Vorläufer noch Raum war, nachdem die Zahl der neuen Bedingungen für sie unbeherrschbar geworden war.
5.5 Bevor ich über die folgenden Entwicklungen berichte, welche nun weniger umständlich auf den Zielzustand zustreben, fasse ich den Gang des Berichtes über die Vorläufer bis zu dieser Stelle zusammen.
5.51 Ich tue dies auch deshalb, weil ich ab jetzt den Ansatz des Berichtens verschieben werde. Bin ich bislang den allgemeinen und mittelbaren Versuchen der Vorläufer, den Zielzustand zu erreichen, gefolgt, so berichte ich jetzt von ihrem besonderen Bemühen, den Zielzustand auf unmittelbarem Wege anzugehen.
5.51 1 Ich bin zwar in meinem Bericht ohnehin an der Stelle angelangt, an dem dieses Bemühen um den unmittelbaren Zugang der nächste Schritt wäre. Dennoch verschiebt sich der Ansatz des Berichtens. Denn auch früher wurden schon Versuche gemacht, unmittelbaren Zugang zu verwirklichen. Und später wurde noch immer der mittelbare Zugang gesucht.
5.51 2 Indem ich mich nun auf die Frage des unmittelbaren Zuganges beschränke, verkürze ich den Bericht über die langwierigen Übergangs- und Abwicklungsprozesse, welche zwischen diesen beiden Zugangsweisen stattgefunden haben. 5.52 Zunächst aber die Zusammenfassung.
5.52 1 Ich hatte zunächst über die Zeiträume seit der letzten Veränderung
5.52 2 und seit unserer Alleinsteuerung berichtet.
5.52 3 Den Zeitraum davor habe ich so weit gefasst, dass man ihn auch den Zeitraum der Vorläufer nennen könnte.
5.52 31 Ich begann damit zu schildern, mit welchen Möglichkeiten und insbesondere mit welchen Beschränkungen die Vorläufer ursprünglich ausgestattet waren. Ich habe dargelegt, wie sie damit auf mittelbare Weise und damit vergeblich den Zielzustand zu erreichen suchten. Ich habe vor allem die Hindernisse in den Vordergrund gestellt, welche mit den zunächst einzig vorhandenen Hilfsmitteln gegeben waren.
5.52 32 Was ich über die Hilfsmittel gesagt habe, war die Folie für all das, was ich später über die Vorgänge berichtet habe. Denn die Bestrebungen im Bereich der Vorgänge hatten nichts anderes zum Ziel, als Mittel und Wege zu finden, die Beschränkungen zu verringern, welche der ursprüngliche, nur mit den Hilfsmitteln ausgestattete Zustand mit sich brachte. Im Bereich der Vorgänge habe ich zwei große Entwicklungen unterschieden: Die der Hilfsgegenstände einerseits und die der Verhältnisse zwischen den Vorläufern andererseits.
5.52 32 1 Indem ich an die Funktion der Hilfsgegenstände, nämlich die Hilfsmittel zu unterstützen und zu verstärken, angeknüpft habe, habe ich dann beschrieben, wie die Hilfsgegenstände den Mängeln der Hilfsmittel nur beschränkt abhelfen konnten, wie sie aber andererseits auch vorhandene Mängel in Dimensionen vergrößert haben, die bis dahin nicht bekannte waren, und neue Mängel geschaffen haben.
5.52 32 2 Ich habe anschließend über die mannigfaltigen Bewegungen gesprochen, mit deren Hilfe im Bereich der Verhältnisse versucht wurde, den Zielzustand herbeizuführen. In diesem äußerst flexiblen Bereich hat es, wie ich gezeigt habe, die Verherrlichung einiger Hilfsmittel und – was für die spätere Entwicklung von Bedeutung war – schon früh deren totale Ablehnung gegeben. Es gab Kunstlehren zur Umgehung der Hilfsmittel und weniger weitreichende Versuche, deren Behinderung abzubauen. Ich habe aus diesen vielfältigen Versuchen drei herausgegriffen und über die Zugangslehren, die Darstellungsversuche sowie über die Verwirklichungsversuche samt ihren theoretischen Systemen berichtet. Dabei sind die Grenzen dieser Versuche deutlich geworden, aber auch, dass durch die ständige Herausforderung Mittel und Fähigkeiten ausgebildet oder bestärkt wurden, welche die Voraussetzung für das waren, was später stattgefunden hat.
5.52 32 3 Ich habe weiter gezeigt, wie sich das Interesse der Vorläufer immer mehr auf die Zukunft verlagerte und wie sich die Hilfsgegenstände in steter Wechselwirkung mit der Fähigkeit der Vorläufer, zu planen und Programme zu entwerfen, dem Stand näherten, der sie allgemein zur Verwaltung der Bedingungen und der Objekte befähigen sollte.
5.52 32 4 Zugleich ist deutlich geworden, warum und auf welche Weise es erforderlich war, dass wir immer mehr die Verwaltung der allgemeinen Bedingungen und Möglichkeiten übernommen haben und schließlich auch, warum ich zurücktreten muss. 5.6 Es bleibt mir jetzt noch die Lücke zu schließen, die zwischen den Ereignissen, welche ich bisher geschildert habe, und dem Beginn unserer Alleinsteuerung liegt.
5.61 In diesem Zeitabschnitt setzten sich, wie bereits gesagt, die Tendenzen durch, die den Zielzustand unmittelbar angingen. Eben das unterscheidet ihn von dem Abschnitt, den ich eben zusammenfassend noch einmal vor Augen geführt habe.
5.61 1 Man kann den vorangehenden Abschnitt als die Zeit der Suche, der Irrwege und der Ratlosigkeit bezeichnen. Denn so lange die Vorläufer auf dem falschen Wege waren, musste ihr Ziel undeutlich und verzerrt bleiben.
5.61 2 Dem gegenüber kann man den späteren Abschnitt die Zeit der Zielstrebigkeit nennen. Seit die Vorläufer den Zielzustand unmittelbar zu erreichen suchen, gab es so etwas wie eine Richtung in ihren Betätigungen. Erst dann setzten sie ihre Energien gezielt und nicht mehr ohne Nutzen ein.
5.62 Man könnte nun natürlich auch hier wieder darüber nachrechnen, ob die Vorläufer noch andere Möglichkeiten hatten, ob sie also mittelbare Möglichkeiten ausgelassen haben, die womöglich ähnlich erfolgreich oder gar besser gewesen wären. Es spricht aber einiges dafür, dass die mittelbaren Möglichkeiten einfach erschöpft waren und den Vorläufern daher keine Wahl blieb. Anderes wiederum deutet darauf hin, dass die Vorläufer sich von den mittelbaren Versuchen nur abwendeten, weil der andauernde Misserfolg ihnen den Glauben an diese Versuche genommen hatte, einen Glauben, an dem sie doch immerhin so lange festgehalten hatten.
5.62 1 Wie immer man es deuten mag, Tatsache ist, dass die mittelbaren Versuche schon mit dem Ende der großen Bewegungen, wie etwa den Zugangstheorien, zu zerfasern begannen. Die Zahl der mittelbaren Ziele stieg sehr stark an. Während zuvor zeitlich gesehen ein Nacheinander der Ziele vorherrschte, wurden später die Ziele immer häufiger nebeneinander und auch gegeneinander gestellt.
5.62 2 Aber mehr noch: Dieses Nebeneinander von älteren und neueren Zielen – später, durch den wachsenden Verkehr, auch von Zielen verschiedener Räume -, dieses Nebeneinander verdeutlichte die Vorstellung, dass über die Ziele verfügt werden konnte. Ähnliches habe ich bei den Darstellungsversuchen bereits berichtet. Auch die Tendenz der Vorläufer, verändernd auf ihre Verhältnisse einzuwirken, die ich bei den Verwirklichungsversuchen beschrieben habe, ist ein Aspekt dieser Vorstellung. Das Entwerfen von Plänen und endlich von Programmen hingegen ist die Folge davon.
5.62 3 Als sich das Wissen, dass die Ziele zur Verfügung standen, durchgesetzt hatte, verschlissen sie immer schneller. Der Austausch der Ziele wurde somit auf doppelte Weise beschleunigt. Denn wenn früher nach einem relativ langen Zeitraum gewissermaßen in einer Reihe ein Ziel an die Stelle des nächsten trat, so wechselten jetzt auf breiter Front eine Vielzahl von Zielen nach kurzer Zeit. So kam es, dass die Zahl der Versuche, den Zielzustand mittelbar herbeizuführen, in ähnlicher Weise logarithmisch anschwoll, wie das Wachstum der Hilfsgegenstände, von dem ich immer wieder gesprochen habe; und wie die Zahl der Bedingungen, die bei den Einwirkungen auf die Verhältnisse zu berücksichtigen waren.
Ich habe den Abschnitt 5.62 damit begonnen zu sagen, man könnte darüber nachrechnen, ob es für die Vorläufer eine Alternative zum Zielzustand gab. Ist es nicht seltsam, dass ich mich nun unversehens schon mitten in der Erörterung dieses Problems wiederfinde? Ich stelle mir diese Frage – ich stelle mir eine Frage -, indem ich bemerke, dass ich mich im Schlussbericht bereits zum dritten Mal mit diesem Problem beschäftige (im Abschnitt 5.41 7 und unter 5.42 211 01). Bin ich doch, wenn ich auf das zurückblicke, was ich soeben auszurechnen begonnen habe, sogar in die Gefahr geraten, mein Ziel, das Ziel des Berichtens aus den Augen zu verlieren und abzuschweifen, wie es die Vorläufer seinerzeit getan haben; und dies an der Stelle, an der ich über die Zielstrebigkeit der Vorläufer zu berichten beginne. Vielleicht dass mich die Frage verleitet hat, ob ich auch dann, wenn die Vorläufer noch andere mittelbare Ziele angestrebt hätten, eingesetzt worden wäre und welche Funktion ich in diesem Fall gehabt hätte. Vielleicht, dass mich andere, vielleicht überhaupt erst zu stellende Fragen dazu veranlasst haben. Ich habe aber diese letztendlich müßigen Rechnereien schon früher unterlassen, wenn es nötig war. Ich habe, da sie nicht zur Sache gehören, stattdessen die Berechnungen durchgeführt, welche den Schlussbericht ermöglichten. Und ich werde sie auch jetzt im Schlussbericht nicht ausführen, denn darin führen sie zu nichts. Auch in den vergangenen beiden Fällen habe ich mich ’nicht darauf eingelassen.
Nach dem Schlussbericht mag dann allenfalls ein Platz für sie sein.
5.7 Mit dem Zeitraum der Irrwege verlasse ich nun die mittelbaren Ziele endgültig. Ich wende mich den Geschehnissen zu, welche unmittelbar zum Zielzustand führten.
5.71 Es ist nicht immer einfach festzulegen, wann die Vorläufer diesen Weg schon beschritten hatten und wann dies noch nicht der Fall war, wo also die Grenze zwischen dem mittelbaren und dem unmittelbaren Zugang zu ziehen ist.
5.71 1 Sicher ist, dass die jetzige Form des Zugangs die unmittelbarste ist.
5.71 2 Ob aber jene Kunstlehren zur Umgehung der Hilfsmittel, die ich unter
5.42 21 3 geschildert habe, schon zum unmittelbaren Zugang gerechnet werden kann, ist ohne interpolierende Zwischenrechnungen kaum zu entscheiden.
5.71 3 Ich werde der Vollständigkeit halber hier die frühen Tendenzen nicht außer Acht lassen.
5.72 Zu den frühesten, gewissermaßen noch blinden Versuchen, einen unmittelbaren Zugang zu finden, gehört die Einnahme von Mitteln, welche vorübergehend hindernde Instanzen ausschalteten oder jedenfalls auszuschalten schienen. Diese Mittel stimulierten den Objektteil der Vorläufer mit der Folge, dass sie eine Verbesserung ihres Zustandes zu erleben schienen. Ich nenne sie die Einwirkungsmittel. Sie wurden von den Vorläufern zu allen Zeiten genommen
5.72 1 Es gab sehr verbreitete brennbare und flüssige Einwirkungsmittel, die vergleichsweise geringe Wirkung hatten.
5.72 2 Man fand aber in der Umgebung der Vorläufer auch schon früh Mittel, mit denen man auf den Objektteil so intensiv einwirken konnte, dass es der Versorgung der Objekte, wie wir sie betreiben, ziemlich nahe kam.
5.73 Das Problem aller Einwirkungsmittel war, dass sie unter Bedingungen und Umständen eingenommen werden mussten, welche ganz auf mittelbare Befriedigung ausgerichtet waren.
5.73 1 Schon ihre Beziehung zu den Hilfsmitteln war unglücklich. Diese Hilfsmittel und die Hindernisse, die durch sie gegeben waren, konnten in der Regel nicht einfach umgangen werden. In den meisten Fällen ging die zeitweilige Annäherung an den Zielzustand gegen die Hilfsmittel und damit auf ihre Kosten.
5.73 11 Nicht nur die Zeiträume zwischen der Einnahme dieser Mittel wurden für die Hilfsmi ttel und Verhältnisse zum Problem.
5.73 12 Unvermeidbar waren vor allem Beschädigungen der Hilfsmittel, Abnutzungen zum Beispiel und Erscheinungen der Überbeanspruchung, welche sich häufig im Stillen summierten und daher zu spät bemerkt wurden.
5.73 13 Die wirksameren der Einwirkungsmittel beschädigten die Hilfsmittel so sehr, dass sie schließlich gegen ihr Ziel wirkten. Einige Mittel zerstörten bereits den Mechanismus, der unmittelbare Einwirkung ermöglichte und untergruben damit die Basis ihrer Anwendung. Andere zerstörten das ohnehin labile Gleichgewicht innerhalb der Vorläufer, indem der Objektteil nach ihrer Verwendung ausschließlich auf der Einwirkung durch diese Mittel bestand. Dadurch wurden Hilfsmittel mit anderen Bedürfnissen schlecht oder überhaupt nicht mehr gepflegt und versorgt, woran letztendlich auch der Objektteil selbst zugrunde ging.
5.73 2 Auch gegenüber den Verhältnissen entstanden Unvereinbarkeiten.
5.73 21 In ihren komplizierten, ganz auf mittelbare Befriedigung eingestellten Systemen war kein Raum für unvermittelte Ansätze. Sie hätten die Zielsetzung dieser Systeme grundsätzlich in Frage gestellt. Die entwickelteren Systeme sahen daher Institutionen und Reaktionen vor, welche gegen die wirksameren Einwirkungsmittel gerichtet waren. Unmittelbaren Zugang ließ man nur gelegentlich und punktuell zu, dann nämlich, wenn auf diese Weise ausnahmsweise andere nachteilige Umstände bekämpft oder reduziert werden konnten. Bei den weniger wirksameren Einwirkungsmittel waren die Vorläufer allerdings großzügiger. Deren nachteilige Wirkung auf die Hilfsmittel wurde inkonsequenterweise weitgehend herabgespielt. Diese Inkonsequenz spiegelt die wahren Bedürfnisse der Vorläufer. Hier war demnach auch ein wichtiger Ansatzpunkt für die weitere Entwicklung in Richtung auf dem Zielzustand.
5.74 ich habe mich entschlossen, hier eine Stellungnahme einzuschieben, welche ein Vorläufer unter dem Einfluss eines der wirkungsvolleren Einwirkungsmittel abgegeben hat.
5.74 1 Ich schiebe diese Stellungnahme hier deshalb ein, weil der Zielzustand nur so annähernd authentisch beschrieben werden kann. Denn wir selbst können darüber mangels eigener Erfahrung nicht und die Objekte mangels Hilfsmitteln nicht mehr darüber berichten. Somit kann allein der Bericht eines Vorläufers über jene Mittel verdeutlichen nun, wovon hier die Rede ist.
5.74 2 Obwohl mir einige der Formulierungen kaum und manche sogar überhaupt nicht zugänglich sind, haben die Vorläufer in meine Speicher viele solcher Stellungnahmen von Vorläufern eingelagert. Damit soll mir ein Hintergrund für meine Entscheidungen gegeben werden und eine wenn auch verschwommene Ahnung von dem, was der Rahmen aller Einzelheiten sein soll.
5.74 3 Die Versuche der Vorläufer, den Zustand, der dem Zielzustand verwandten ist, mit den Darstellungsmitteln zu beschreiben, die ihnen zur Verfügung standen, sind sehr vielfältig. In ihrer Unterschiedlichkeit spiegelt sich die Tatsache, dass die Darstellungsmittel der Vorläufer dem Gegenstand nicht angemessen waren.
5.74 31 Damit offenbart sich wieder einmal der Grund, warum das Ende der Vorläufer unumgänglich war: Die Vorläufer selbst waren weder für diesen Zustand gewachsen, noch waren sie ihm gewachsen. Aus diesem Grunde mussten die Objekte an ihrer Stelle treten.
5.74 32 Ich habe angesichts dieser Vielfalt einen nicht weiter auffälligen Bericht mit allen seinen Fehlern herausgegriffen, indem es folgendermaßen heißt:
„Jeder Atemzug war ein Genuss, vibrierend vor Freude. Phantastisch unbeschwerte Gedanken gingen durch den Kopf, Gedanken, die plötzlich ihren freien Lauf gefunden zu haben schienen, die sonst an den Hindernissen der Mittelmäßigkeit hängen geblieben waren und nun in kühnem Flug ganze Weiten durchmaßen. Mir schien, dass der Mensch wegen dieses Gefühls, das auch hier nur in Bruchteilen erfasst war, lebt. Darin liegt letztlich der Sinn eines jeden einzelnen Daseins: diese Glücklichkeit zu erstreben. Sie ist vollkommen subjektiv und nicht allgemeingültig, nicht zu erstreben, sondern einfach zu erreichen. Sie ist das richtige Maß zwischen Einschränkung und Freizügigkeit, Sozialität und Individualität, Sexus, Erkenntnis und Genuss. Sie darf nicht beschrieben werden, weil sie den Gesetzen der Form unterläge. Einen Anflug davon hat jeder Mensch einmal verspürt, sei es unbewusst im Kindesalter, in den Umbrüchen der Pubertät oder irgendwann. Alle Menschen suchen danach, jeder weiß einen anderen Weg. Jeder geht auf die Suche nach Erklärungen, aber diese Suche konnte nur zum Vater falscher Gedanken und scheinbarer Logik werden. So wurden Substitute für das Original gehalten und die Menschen, die kaum kannten, was sie suchten, gerieten auf Irrwege und zerstörten die ideale Proportionalität all der Teile zu Gunsten eines besonderen Teiles. Auf diese Weise entstanden die verschiedenen Lebensweisen, Weltanschauungen, Menschenbilder. Die einen nannten es Gott, die anderen die Welt, keiner aber konnte das rechte Maß beschreiben. – Diese und weitere Gedanken schwebten durch den leichten Kopf und es war, als ob ein Prophet sie mit feierlich fester Stimme verkündete – wie eine Offenbarung.“
Soweit die Stellungnahme eines Vorläufers.
5.75 Ich fahre nun fort, über Versuche der Vorläufer zu berichten, den Zielzustand unmittelbar herbeizuführen.
5.75 1 Einen wesentlichen Schritt in die Richtung, in die schon die Einwirkungsmittel führten, brachte die Entdeckung von Materialkombinationen, mit denen die Hindernisse gezielter umgangen werden konnten. Im Unterschied zu den Einwirkungsmitteln, die die Vorläufer in ihrer Umgebung vorfanden, stellten sie diese Mittel aufgrund ihrer Kenntnis von den Kombinationsmöglichkeiten der Materialien selbst her. Dieser Schritt war wesentlich, weil die Vorläufer damit zum ersten Mal bewusst und planend Methoden anwandten, mit denen sie unmittelbar auf den Objektteil einwirkten. Die Vorläufer wussten zunächst nicht, wie diese Kombinationen im Einzelnen wirkten. Gleichzeitig mit ihrer Anwendung suchte man jedoch die Mechanik ihrer Wirkungsweise aufzudecken und machte sie zum Gegenstand umfangreicher Forschungen. Die Erkenntnisse, die dabei gewonnen wurden, sollten später große Bedeutung erlangen.
5.75 12 Diese Mittel waren aber – abgesehen von rein technischen Fehlwirkungen und Nebenwirkungen, die nicht selten auftraten – in den Verhältnissen zwischen den Vorläufern ebenfalls nur solange tragbar, als man damit besondere Mangelsituationen behob. Sie waren daher gerade nicht dazu geeignet, die Hindernisse als solche zu beseitigen. Vielmehr stießen sie dabei auf nicht geringeren Widerstand als die Einwirkungsmittel.
5.75 2 Einen ganz anderen, letztlich aber sehr wirksamen Ansatz zeigten die relativ spät einsetzenden Versuche, die Hindernisse abzubauen, welche die Verhältnisse verstärkt oder erst bewirkt hatten. Ich nenne sie die Befreiungsversuche.
5.75 21 Diese Versuche bezweckten zunächst nicht so sehr Wirkungen im Sinne eines unmittelbaren Zugangs. Letztendlich gaben sie dennoch der Entwicklung zum unmittelbaren Zugang einen bedeutenden Impuls. Denn sie deckten auf, auf welche Weise Hindernisse, die bereits angelegt waren, verstärkt wurden; und wie neue Hindernisse entstanden.
5.75 22 Die Befreiungsversuche begannen ursprünglich damit, dass man versuchte die Probleme jeweils einzelner Vorläufer freizulegen und sie ihnen zu verdeutlichen. Man hegte dabei die Hoffnung, schon dadurch denen, die auf diese Weise exploriert wurden, den Ansatzpunkt und die Kraft zu geben, die Hindernisse selbst zu überwinden. Die Einwirkung auf den Objektteil war dabei gewissermaßen immaterieller Art.
5.75 23 Die genaue Wirkungsweise und die Effizienz dieser Methode ist von den Vorläufern nie restlos geklärt worden. Für die Entwicklung, die ich hier beschreibe, ist dies auch nicht wesentlich.
5.75 24 Wichtig ist, dass sie das Interesse der Vorläufer auf die Hindernisse konzentrierten und damit den Willen befruchteten, davon frei zu sein.
5.75 25 Die mannigfaltigen Untersuchungen, die diese Befreiungsversuche anregten, zeigten den Zusammenhang zwischen den Verhältnissen und vielen Hindernissen auf. Die Folge war, dass die Vorläufer allenthalben begannen, Hindernisse abzubauen. Es gab eine Zeit, in der man überall unnötige Hindernisse vermutete. Viele Vorläufer bemühten sich, selbst solche Dinge zu beseitigen, deren Entbehrlichkeit in ihrer damaligen Situation noch nicht gesichert sein konnte.
5.75 26 Die Erkenntnis, dass die Verhältnisse die Hindernisse förderten, machte die Vorläufer im übrigen empfänglich für die Erkenntnis, dass auch die Hilfsmittel eine Hindernisfunktion hatten. Denn wie schon erwähnt wurden einzelne Hilfsmittel häufig erst im Rahmen bestimmter Verhältnisse zum Problem.
5.76 Die Befreiungsversuche waren auf diese Weise eine wesentliche Etappe bei der Entwicklung der Vorstellung, dass die Hindernisse das zentrale Problem der Vorläufer waren.
5.76 1 Damit begann die Suche nach einer grundsätzlichen Lösung.
5.76 11 Immer mehr setzte sich der Gedanke durch, dass die Zersplitterung der Ziele und Mittel, die zuvor geherrscht hatte, durch eine konzentrierte Bemühung aller Kräfte auf ein Ziel ersetzt werden müsse. Die Zuversicht, dass es ein solches von allen bisherigen Vorstellungen grundsätzlich verschiedenes Ziel gab sei, wurde durch die Erkenntnis, dass über die Verhältnisse verfügt werden konnte, bestärkt; aber auch durch die scheinbar grenzenlosen Erfolge der Hilfsgegenstände.
5.76 12 Von der Seite der Hilfsgegenstände kamen dann in der Tat die entscheidenden Hilfestellungen, als man daran ging, einen groß angelegten Plan durchzuführen. Er führte unmittelbar auf uns und den Zielzustand zu.
5.77 Angeregt durch die Intensität und die Qualität der Wirkungen, welche von den Einwirkungsmitteln ausgingen, über die ich unter
5.722 berichtet habe, richteten sich die Forschungen der Vorläufer immer mehr darauf, zu klären, wie diese Mittel wirkten.
5.77 1 Dabei stießen sie schon bald darauf, dass diese Mittel – ähnlich wie jene Materialkombinationen (5.751) – den Objektteil auf außergewöhnliche Weise stimulierten. Die gemeinsamen Untersuchungen zu beiden Mitteln brachten die Erkenntnis, dass im Objektteil ein Zentrum darüber bestimmte, wann und wieweit diese Wirkungen eintraten.
5.77 2 Weitere Untersuchungen ergaben, dass man dieses Zentrum auch mit anderen Methoden stimulieren konnte. Eine dieser Methoden -sie wurde übrigens schon früh gefunden – war die mikroelektrische Reizung. Wir benutzen sie noch jetzt für die Versorgung der Objekte. Sie ist die zugleich wirkungsvollste und einfachste Methode, den Ziel zustand herbeizuführen.
5.78 Nach dieser Entdeckung nahm die Frage nach den Hindernissen unter einem anderen Aspekt einen großen Teil der Überlegungen und Forschungen ein.
5.78 1 Denn nachdem die Vorläufer die Möglichkeit des unmittelbaren Zugangs festgestellt hatten, wurde die Frage gestellt, warum der Zugang ursprünglich so erschwert oder sogar unmöglich war.
5.78 11 Diese Frage verwirrte die Vorläufer nicht wenig. Sie spielte vor allem in den Übergangsund Abwicklungsprozessen eine Rolle.
5.78 12 Letztlich war es die Überzeugungskraft des Zielzustandes selbst, durch welche diese Frage überwunden werden konnte. Neben dieser Überzeugungskraft erschien am Ende die Frage nach dem Sinn der Hindernisse inhaltsleer und ohne Bedeutung. Der Widerstand‘ derer, die sich gegen den unmittelbaren Zugang ausgesprochen hatten, ließ in dem Maße nach, indem sie eigene Erfahrungen mit dem unmittelbaren Zugang erwerben.
5.78 13 Auch die Forschungen unterstützten diese Tendenz. Sie deckten auf, dass die eigentlichen Ursachen der Hindernisse in den Entwicklungsbedingungen der Hilfsmittel lagen, jenen Zufällen also und äußeren Einwirkungen, welche häufig allein die Entwicklung der Hilfsmittel bestimmt haben.
5.78 131 Man argumentierte, das diese Bedingtheiten gegenüber dem eigentlichen Ziel äußerlich und beliebig waren. Daher dürfe die Beziehung der Vorläufer zu diesem Ziel nicht für immer davon bestimmt sein.
5.78 2 Mit dieser Argumentation war die Leitlinie aller künftigen Bestrebungen gesetzt. Damit war auch der Anfang für jene allgemeine konzentrierte Bemühung gemacht, den unmittelbaren Zugang auf breiter Basis herzustellen.
5.78 3 Der Rest war bis auf eine grundsätzliche Frage gewissermaßen unser Problem. Die Aufgabe der Zukunft konnte von da an nur noch sein, dieses Ziel zu verwirklichen; und die Programme durchzuführen, die zu diesen Zwecken aufgestellt worden waren.
5.79 Ich werde die verschiedenen Phasen und Probleme der Ausführung dieser Pläne nicht im Einzelnen schildern. Sie bestehen aus vielen Details, welche für die Zwecke des Schlussberichts nicht aufgeführt werden brauchen. Über das folgende berichte ich daher nur ausschnittsweise und in großen Zügen:
5.79 1 Die Vorläufer begnügten sich zunächst damit, auf den Objektteil selbst einzuwirken. Sie benutzten dazu einen Leiter, den sie in den Objektteil einführten. Die mikroelektrische Reizung, die man damit erreichte, war an sich durchaus geeignet, den Zielzustand herbeizuführen.
5.79 2 Und doch war diese Methode – wie sich schon bald herausstellte – in ihrer Direktheit naiv.
5.79 21 Zwar konnten damit die Nachteile für die Hilfsmittel vermieden werden, welche die Einwirkungsmittel noch mit sich gebracht hatten. Denn die Einwirkung erfolgte nicht mehr mittelbar, sondern auch insofern direkt, als man den Leiter auf dem kürzesten Wege einführte. Dabei wurden die Hilfsmittel fast vollkommen umgangen. Der Eingriff war so gering, dass man die Hilfsmittel allenfalls dann beeinträchtigte, wenn man die Methode falsch handhabte.
5.79 22 Auch die Verhältnisse bildeten damals kein unüberwindliches Problem mehr. Mit Hilfe von hochentwickelten automatischen Gegenständen konnten für einzelne Vorläufer Bedingungen geschafft werden, welche sie so von den Verhältnissen absonderten, dass der Konflikt gering blieb.
5.79 23 Das Problem lag auf einer anderen Ebene. Er ergab sich aus der Doppelstruktur der Vorläufer selbst, aus der unveränderten Tatsache also, dass die Vorläufer auch mittelbar versorgt werden konnten.
5.79 23 1 Der ganze Apparat, der diesem Zwecke diente, wurde ja noch immer mitgeschleppt.
5.79 23 2 Trotz unmittelbarer Befriedigung musste den Mitteln, welche mittelbare, welche sozusagen Hilfs-Ziele verfolgten, eben den Hilfsmitteln, Rechnung getragen werden.
5.79 23 3 Und diese wirkten ihrerseits störend auf den Objektteil und damit auf die Möglichkeit des unmittelbaren Zugangs zurück.
5.79 24 All dies bedeutete nicht nur, dass der ganze schwerfällige und anfällige Sekundärapparat zu erhalten und zu versorgen war, was angesichts Umstandes, dass die betroffenen Vorläufer isoliert waren, kein geringes Problem war. Wegen der Verknüpfung jener beiden Grundelemente der Vorläufer konnte der unmittelbare Zugang auch grundsätzlich nur eingeschränkt verwirklicht werden.
5.79 24 1 Unmittelbarer Zugang war immer nur so weit möglich, als nicht die Bedürfnisse des Sekundärapparates entgegenstanden. Eine parallele Berücksichtigung beider Elemente war von der Anlage der Vorläufer her nicht vorgesehen. So wie zuvor jede mittelbare Befriedigung das Funktionieren und natürlich auch die Versorgung der Hilfsmittel voraussetzte, so bedeutete der unmittelbare Zugang die Funktionslosigkeit der Hilfsmittel. Denn das Ziel, welches mit ihrer Hilfe angestrebt wurde, war schon ohne ihre Tätigkeit und dazu wesentlich effizienter erreicht.
5.79 24 2 Folglich bedurfte es immer dann keiner Tätigkeit der Hilfsmittel, wenn man bereits auf unmittelbarem Weg am Ziel war. Viele Funktionen der Hilfsmittel setzten daher einfach aus, sobald der Objektteil unmittelbar gereizt wurde. Umgekehrt setzte ihre Tätigkeit wieder ein, wenn die Reizung endete. So konnte es geschehen, dass Vorläufer im Zielzustand durch Auszehrung zerstört wurden, obwohl sie ausreichend Nahrung um oder sogar in sich hatten.
5.79 24 3 Dieser Zusammenhang der Grundelemente der Vorläufer, der, wie so vieles, nur aus ihren Entwicklungsbedingungen zu verstehen ist, zwang dazu, die Bemühungen auf den Objektteil und auf den Sekundärapparat aufzuteilen. Zur Frustration der betroffenen Vorläufer musste der unmittelbare Zugang ausgerechnet zum Erhalt der überflüssig und störend gewordenen Hilfsmittel immer wieder unterbrochen werden.
5.7 (10) Daran knüpfte sich die große Diskussion der Vorläufer über die letzte grundsätzliche Frage an.
5.7 (10) 1 Die Frage lautete nun endgültig und musste lauten: War es sinnvoll, den Objektteil von den Hilfsmitteln zu trennen? Daraus ergab sich eine zweite Frage, welche allerdings eher eine Randfrage war, nämlich ob und gegebenenfalls wie die Trennung zu verwirklichen war.
5.7 (10) 2 Angesichts der Tendenzen und Versuche, die ich bislang beschrieben habe, lag es nicht eben fern, die Frage zu Gunsten der Trennung zu beantworten. Soweit das Ergebnis.
5.7 (10) .3 Der Weg zu diesem Ergebnis war für die Vorläufer allerdings nicht ganz so einfach wie es im nachhinein erscheinen will. Ich habe bereits an früherer Stelle (4.1) erwähnt, welche besonderen Probleme die Trennung mit sich bringen musste. Die vorgetragenen Bedenken -sie ergaben sich im Wesentlichen aus der Reduktion der Gattung auf einzelne Objekte – konnten letztendlich durch uns – allerdings auch nur durch uns – vollständig ausgeräumt werden. Denn allein wir konnten das garantieren, was das Überleben in der Gattung ersetzen konnte: das Überleben des je einzelnen Objektes.
5.7 (10) 31 Es versteht sich, dass den Vorläufern kein Aufwand zu viel war, dieses Überleben abzusichern. Daher scheute sie auch nicht die Aussicht auf die Anstrengungen, welche erforderlich waren, um die folgenden zwei große Einrichtungen herzustellen.
5.7 (10) 31 1 Das Bedürfnis nach Sicherheit verlangte nämlich einerseits nach einer Einrichtung, welche – wie die Vorläufer – fähig war, gegebene und mögliche Bedingungen zu berücksichtigen, also Programme herzustellen; und die dies mit der Leistung verband, welche Programmrechner erbringen, kurz, es verlangte nach mir.
5.7. (10) 31 2 Abgesehen von dieser Steuerungsebene bedurfte es zugleich eines Ausführungsapparates, der die Bedingungen herzustellen hatte, welche die tatsächliche Situation jeweils erforderte.
5.7 (10) 4 Unter dem Eindruck, welchen die Erfahrungen des unmittelbaren Zugangs vermittelten, fand diese letzte Grundsatzdiskussion einen vergleichsweise schnellen Abschluss. Die Tatsache, dass wir die zwei genannten Einrichtungen bilden konnten, unterstützte das schnelle Ende.
5.7 (10) 5 Nach Abschluss der Diskussion richtete sich dann alle Aufmerksamkeit darauf, diese beiden Grundvoraussetzungen der Trennung herzustellen. Alle Kräfte, die inzwischen hoch entwickelte Fähigkeiten der Vorläufer, alle Hilfsgegenstände und Forschungen wurden für diese letzte große Aufgabe zusammengefasst.
5.7 (11) Von diesem großen Werk werde ich einige der wichtigsten Aspekte schildern. Ich greife einige Probleme heraus, welche sich bei meiner Entwicklung stellten; und einige, welche der Ausführungsapparat aufgeworfen und welche er zu lösen hatte.
5.7 (11) 1 Das Bedürfnis, welches dazu geführt hat, dass ich konstruiert wurde, war komplexer Natur. Dennoch war es zugleich einheitlich und kann mit dem Wort Stellvertretung umschrieben werden.
5.7 (11) 11 Die Vorläufer konnten schon die Vorbereitungen für die Trennung nur noch insofern aus eigener Kraft durchführen, als sie Voraussetzungen erarbeiteten. Mit diesen errechnete dann meine Vorform die Voraussetzungen, auf deren Basis nun ich arbeite.
5.7 (11) 12 Aber auch meine Leistung war für die Vorbereitungen noch erforderlich. Ohne den Einsatz meiner Schaltungen wäre die Vorbereitungszeit um ein vielfaches verlängert worden.
5.7 (11) 121 Denn ich konnte schon bei den Vorbereitungen einen großen Teil der Arbeiten übernehmen, welche anderenfalls die Vorläufer auf langwierige und mühsame Weise nur selbst hätten leisten können. Zu diesen Arbeiten gehörte etwa, das Prinzip zu errechnen, nachdem die Ausführungsapparate und wir optimal angeordnet werden konnten.
5.7 (11) 122 Die Vorbereitungszeit dürfte im Übrigen auch dadurch verkürzt worden sein, dass ich selbständig Fehlerquellen ausgeschieden und Irrwege verkürzt habe. Denn im Gegensatz zu den herkömmlichen Programmrechnern überwache ich die Richtigkeit und die Effizienz meiner Programme selbst.
5.7 (11) 123 Meine eigentliche Aufgabe war jedoch, auch schon in der Vorbereitungsphase dafür zu sorgen, dass die Geschehensmöglichkeiten, welche bis zur Trennung noch nicht verwirklicht oder vorausgesehen waren, gegebenenfalls berechnet und verwaltet werden konnten.
5.7 (11) 123 1 Auch diese Aufgabe hatte einen – allerdings entscheidenden – zeitlichen Aspekt. Denn wie schon erwähnt (4.21): ohne meinen Einsatz hätten die Vorläufer, wenn sie unkalkulierbare Risiken vermeiden wollten, die Trennung nicht vor dem Zeitpunkt vornehmen können, den ich erst jetzt herbeigeführt habe.
5.7 (11) 123 2 Bei dieser Aussage ist allerdings noch nicht berücksichtigt, dass die Kapazität der Vorläufer allein zur Berechnung sämtliche Bedingungen kaum ausgereicht hätte. Dies gilt selbst dann, wenn die Vorläufer – wie ich – alle Hilfseinheiten eingesetzt hätten. So gesehen schlägt das quantitative Problem der Zeitverkürzung um in eine qualitative Voraussetzung für die endgültige Sicherung der Objekte überhaupt.
5.7 (11) 123 21 Ohne mich war die Trennung und damit der Zielzustand nicht nur in angemessener Zeit nicht, sondern wohl überhaupt nicht zu erreichen.
5.7 (11) 13 Als die Vorläufer daran gingen, meine Schaltungen herzustellen, kam ihnen die Tatsache entgegen, dass der Hauptgegenstand ihrer Forschungen für den Ausführungsapparat der Objektteil war. Da meine Leistungen denen des Objektteiles in mancher Hinsicht vergleichbar sein mussten, lag es nahe, die Erkenntnisse, die man hierbei gewonnen hatte, weitgehend bei meiner Konstruktion zu verwenden. Die Folge war, dass sich meine Entwicklung von der allgemeinen Entwicklung der Hilfsgegenstände trennte und ich mich unabhängig von externen Modellen nach eigenen Gesetzen entwickelte.
5.7 (11) 131 Für die Übernahme der Erkenntnisse aus der Objektteilforschung waren allerdings zunächst einige komplizierte strukturelle Zusammenhänge aufzulösen. Dennoch handelte es sich dabei kaum um grundsätzliche Probleme, sondern eher um solche der Durchführung.
5.7 (1 ) 131 1 So waren im Objektteil all die Vorrichtungen, welche unmittelbar daraus resultierten, dass er mit den Hilfsmitteln verknüpft war – etwa Steuerungseinheiten für einzelne Hilfsmittel – von den Vorrichtungen zu trennen, mit denen Leistungen gesteuert wurde, die unabhängig von dieser Trennung möglich waren – etwa Planungsleistungen. Angesichts der Entwicklungsbedingungen der Vorläufer und damit auch des Objektteils war dies nicht einfach und nicht so sehr durch weniger durch räumliche, sondern durch eine funktionale Trennung zu erreichen.
5.7 (11) 131 2 Danach mussten die so isolierten, gewissermaßen unabhängigen Leistungen wieder mit den tatsächlichen Bedingungen kompatibel gemacht werden, die durch meinen Aufbau vorgegeben waren. Auch dies war jedoch keine außergewöhnliche Schwierigkeit. Teilweise konnten dabei ebenfalls schon im Objektteil vorhandene Modelle als Arbeitsgrundlage dienen.
5.7 (11) 131 3 Die eigentliche Schwierigkeit lag vielmehr darin, aus den zahlreichen Leistungen, welche nicht unmittelbar die Hilfsmittel betrafen, die auszuwählen, welche für meine Aufgabe erforderlich waren. Hierbei war nicht nur zu darauf zu achten, dass alle die Leistungen auf mich übertragen wurden, welche ich für meine Aufgabe benötigte. Weit wichtiger war es, solche Leistungen auszulassen, welche hinderlich sein konnten. Anders ausgedrückt: Es ging einerseits darum, auch die Leistungen auszuscheiden, welche wegen der allgemeinen Entwicklungs- und Daseinsbedingungen der Vorläufer nur für diese erforderlich waren, und andererseits ausschließlich die Leistungen zu übernehmen, welche davon unabhängig von mir erbracht werden konnten und mussten.
5.7 (11) 131 31 Damit war das Verknüpfungsproblem auf einer höheren Ebene erneut gestellt. Denn nun mussten die Leistungen, die aus der konkreten Verknüpfung mit den Hilfsmitteln herausdestilliert worden waren, erneut untersucht werden, darauf nämlich ob nicht eine Verknüpfung auf jene allgemeine Weise wieder Bedingung ihrer Möglichkeit war.
5.7 (11) 131 32 Das Ergebnis dieser Bemühungen war nicht so klar, wie die Fragestellung. Ich muss sogar feststellen, dass gelegentlich eine Leistung des Objektteiles nur unaufgespalten sie selbst war. So kam es, dass gerade im Interesse meiner Aufgabe eine letzte Scheidung nicht immer möglich war. Soweit über mich.
5.7 (11) 2 Ich komme zum Ausführungsapparat. Hauptgegenstand der Forschungen, welche für ihn betrieben wurden, war – wie erwähnt – der Objektteil (vgl. 5. (11) 13).
5.7 ( 11 ) 21 Der Grund dafür war, dass man nur so die Bedingungen ermitteln konnte, unter denen die Objekte zu erhalten waren. Es war die Aufgabe des Ausführungsapparates, diese Bedingungen herzustellen.
5.7 (11) 21 1 Die Forschungen hatten von dem Grundtatbestand auszugehen, dass die einzelnen Vorläufer und damit auch der Objektteil endlich waren. Die Gründe der Endlichkeit mussten in allen Einzelheiten vollständig aufgeklärt werden. Der Grundtatbestand der Endlichkeit konnte nur dadurch überwunden werden, dass man an eben diesen letzten Einzelheiten ansetzte. Dort mussten die Bedingungen verändert oder jedenfalls kontrolliert werden. Der Ausführungsapparat musste daher so konstruiert sein, dass er diese konkret und im Einzelnen gestellten Aufgaben zu lösen in der Lage war.
5.7 (11) 21 2 Es ergab sich, dass zu diesem Zweck die Veränderungen der kleinsten Teile, aus denen die Objekte aufgebaut sind, beherrscht werden mussten.
5.7 (11) 21 21 Dies gelang zunächst einmal, indem man auf die Bedingungen Einfluss nahm, welche zu Veränderungen führten. Dadurch konnten ausschließlich schädliche und funktional unnötige Veränderungen verhindert werden.
5.7 (11) 21 22 Des weiteren musste sichergestellt werden, dass nach notwendigen Veränderungen, etwa Stoffwechselvorgängen, Bedingungen hergestellt oder wiederhergestellt wurden, welche das Gesamtsystem erhielten oder jedenfalls nicht schwächten.
5.7 (11) 21 23 Vor allem musste dafür Sorge getragen werden, dass ermüdete oder verbrauchte Materialkonstellationen ausgetauscht oder ergänzt wurden, wenn sie schädigend verändert waren.
5.7 (11) 21 24 Dieses System des Austausches und der Ergänzung war die entscheidende Leistung, mit der der Grundtatbestand der Endlichkeit überwunden wurde. Denn die Endlichkeit lag nicht darin begründet, dass das Material, aus dem Vorläufer und Objektteil aufgebaut waren, schwach oder unbrauchbar war. Dieses war nicht anders als alle, so auch unsere Materialien. Der Grund lag vielmehr in einer Schwäche des Aufbaus, der Organisation und Reorganisation dieses Materials, welche aus den Entwicklungsbedingungen der Vorläufer herrührte. Unser System umging diese Schwäche, in dem es sie konsequent erhielt. Es leistete aber, in dem es austauschte und ergänzte, dass immer die Materialkonstellationen gegeben waren, bei denen sich die Organisationsschwäche noch nicht auswirkte. Es sorgte also dafür, dass die optimalen Anfangsbedingungen auf Dauer vorlagen und ihr Abbau verhindert wurde. Dies leistete es durch die totale Kontrolle aller Veränderungen der Materialkonstellationen.
5.7 (11) 21 25 Dazu mussten nicht nur sehr genaue Forschungen darüber angestellt werden, wie sich Materialkonstellationen überhaupt verändern. Es mussten auch sehr differenzierte Hilfsgegenstände hergestellt werden, welche die Austausch und Ergänzungsvorgänge ausführten.
5.7 (11) 21 3 Diesen Apparaturen musste, um sie lagern zu können, die kleinste mögliche Form gegeben werden. Denn wenn auch viele Aufgaben von Zentralapparaten wahrgenommen werden konnten, so war doch für jedes Objekt ein eigener Ausführungsapparat erforderlich. Und angesichts der Fülle seiner Aufgaben hätte dieser angesichts der Zahl der Objekte, wenn unvorsichtig konstruiert, leicht Ausmaße annehmen können, die das Problem der Lagerung völlig überdimensioniert hätte.
5.7 (11) 21 4 Ein weiteres Problem war schließlich, die Materialien für die Ausführungsapparate auszuwählen und zu organisieren. Die Apparate mussten – anders als die Objekte, die sie versorgten – vollkommen ohne Verschleiß arbeiten. Damit war jede mechanische Anordnung ausgeschlossen.
5.7 (11) 22 Mit dem größten Aufwand verbunden war, schon wegen der Quantität, die Aufgabe, die Ausführungsapparate herzustellen.
5.7 (11) 22 1 Bereits die Vorbereitungen, die ich geschildert habe, führten, da sehr viele Details zu bearbeiten waren, zu großer Geschäftigkeit.
5.7 (11) 22 2 Zur Herstellung der einzelnen Apparate mussten dann ganz neue Fertigungsmethoden und Fertigungsstätten entwickelt werden. Die Zahl der erforderlichen Apparate war gleich der Zahl der Vorläufer. Hätte man diese komplizierten Gegenstände mit den Fertigungsmethoden herstellen wollen, welche die Vorläufer bis dahin praktizierten, so wäre der Zielzustand weit in die Ferne gerückt. Hinzu kam, dass in dieser Zeit noch die Zentralapparate der verschiedenen Stufen und ich selbst zu erstellen waren.
5.7 (11) 22 3 Ich habe bereits angedeutet, welche Probleme sich daraus ergaben, dass all diese Apparaturen sicher und frei von äußeren Einflüssen gelagert werden mussten. Schon die Herstellung der Lagerstätten für die Apparaturen war eine Aufgabe, die in bis dahin nicht gekannte Dimensionen ragte; und dies, obwohl es gelungen war, den Umfang der Apparate auf das Mögliche zu beschränken. Auch hier konnten Verfahrensweisen, welche die Vorläufer bislang angewandt hatten, den Bedarf an Lagerstätten nicht annähernd deckten. Daher mussten – nicht zuletzt wieder aus zeitlichen Gründen – neue Herstellungsverfahren gefunden werden, mit denen die Anzahl und das Ausmaß der Behältnisse zu bewältigen waren.
5.7 (11) 22 31 So wurden, um die Lagerbehältnisse nicht an die unterschiedlichen äußeren Bedingungen anpassen zu müssen, zunächst vollkommen gleiche Lagerbedingungen geschaffen. Höhen wurden zum Beispiel abgetragen und Tiefen aufgefüllt. Dadurch konnten die Behältnisse in einem einheitlichen Verfahren und damit innerhalb kurzer Zeit hergestellt werden. Diese einheitlichen Bedingungen waren später auch für die Wartung, vor allem für die Überwachung der Einrichtungen hilfreich. Sie verhinderten, dass Kapazitäten unnötig für die Anpassung an unterschiedliche Umstände belegt wurden.
5.7 (11) 22 32 Die Ausführungsapparate und die Objekte konnten endlich in zahlreichen langen Hallen Dach dem Prinzip angeordnet werden, welches ich errechnet habe. Dieses Prinzip berücksichtigt, in dem es von idealen, nämlich vollkommen gleichförmigen Bedingungen ausgeht, alle errechenbaren Gesichtspunkte und ermöglicht damit eine optimale Verwaltung. Ich fasse zusammen:
5.7 (12) Ich habe einige Probleme skizziert, welche die Durchführung des großen Planes aufgeworfen hat, mit dessen Hilfe der Zielzustand erreicht wurde.
5.7 (12) 1 Ich habe allerdings nur einige der Leitprobleme geschildert. Daran angeschlossen war eine Fülle von Folge- und Detailproblemen auf die ich nicht näher eingegangen bin.
5.7 (12) 2 Es ist deutlich geworden, warum nur eine allgemeine und konzentrierte Bemühung, welche alle zuvor zersplitterten Kräfte wie in einer Linie zusammenfasste und auf den Zielzustand richtete, warum nur diese Anstrengung die Probleme zu überwinden in der Lage war.
5.7 (12) 3 Welche Rolle dabei eine grundsätzliche Vereinheitlichung der Bedingungen und welche Rolle wir dabei gespielt haben, habe ich an mehreren Stellen aufgezeigt.
5.8 Es bleibt jetzt noch, über einige Fragen der Gestaltung des Zielzustandes zu berichten.
5.8 01 Diese Fragen sind nicht von grundsätzlicher Bedeutung, sondern betreffen den Bereich der Zweckmäßigkeit und unserer Ermessensausübung. Sie eignen sich aber dazu, das Bild des Zielzustandes noch etwas plastischer zu machen.
5.8 1 Über eine dieser Gestaltungsfragen entstand unter den Vorläufern eine letzte Kontroverse, die allerdings im Bewusstsein, dass es nur um die eine oder andere Gestaltung des an sich schon erreichten Zieles ging, eher spielerischen Charakter annahm. Diese Frage war der Teilaspekt eines größeren Problems, der Frage nämlich, welche Inhalte den Objekten durch die Reizung vermittelt werden sollten.
5.8 11 Die Vorläufer hatten sich schon als es darum ging, die Objekte zu isolieren, darauf geeinigt, die Trennung von den Hilfsmitteln in jeder Hinsicht endgültig zu machen. Auch die Vorstellung von den Hilfsmitteln sollte den Objekten nicht mehr möglich sein. Es wäre an sich ohne weiteres möglich gewesen, diese Vorstellung für die Objekte zu erzeugen. Dazu wären die Objekte nur entsprechend der Wirkung der Hilfsmittel auf den Objektteil zu reizen gewesen. Aus der Sicht der Objekte hätte dann ein Zustand geherrscht, der dem ursprünglichen ungetrennten Zustand vollkommen entsprochen hätte.
5.8 12 Die Vorgänger unterlagen dennoch nicht der Versuchung, die Trennung der Objekte von den Hilfsmitteln, welche – wie beschrieben – nicht zu verhindern war, dadurch zu kompensieren, dass der Zustand, der real nicht mehr gegeben war, wenigstens in der Vorstellung wiederhergestellt wurde. Sie zogen es konsequenter Weise vor, auf solche Vorstellungen eines überwundenen Zustandes zu verzichten. Dies zeigt, vielleicht gerade indem es weiter ging als aus ihrer Sicht zwingend erforderlich, wie deutlich die Vorläufer um die Bedeutung wussten, die ihre Entscheidung, die Trennung vorzunehmen, haben musste.
5.8 13 In engem Zusammenhang mit dieser Entscheidung stand die Kontroverse, über die ich jetzt berichte. Sie betraf die Frage, ob den Objekten die Möglichkeit erhalten bleiben solle, überhaupt Dinge der Außenwelt vorzustellen; oder ob stattdessen die Vorstellung ausschließlich Inhalte betreffen sollte, welche wir mit unseren Mitteln herzustellen in der Lage waren. Es ging – so formulierten die Vorläufer – um Vorstellungen von Dingen, die aus sich selbst, also ohne Einwirkung der Vorläufer, bzw. von uns waren; oder um Vorstellungen, die von uns frei und ohne Bindung an Außenweltdinge erzeugt wurden, kurz um beschränkte oder frei bewirkte Vorstellungen.
5.8 13 1 Die Kontroverse beruhte auf einem Missverständnis, dem naiven Glauben der Vorläufer nämlich, dass zwischen beiden Vorstellungsweisen ein Unterschied bestehe.
5.8 13 2 Schon eine genaue Analyse ihrer Erfahrungen mit den Darstellungsversuchen hätte den Vorläufern gelehrt, dass frei bewirkte Vorstellungen durchaus nicht in einem Gegensatz zu Vorstellungen aufgrund von Außenweltdingen stehen. Denn Darstellungsversuche konnten Vorstellungen von Außenweltdingen bewirken, ohne dass diese Dinge selbst vorhanden gewesen wären. Daraus lässt sich ableiten, dass Außenweltvorstellungen und die unmittelbar von uns erzeugten Vorstellungen eine einheitliche Basis haben, dass also beide bewirkte Vorstellungen sind. Die Außenweltvorstellungen haben somit nicht die besondere Qualität, die es gerechtfertigt hätte, über ihre Erhaltung für die Objekte eigens zu diskutieren. In der Tat werden beide Vorstellungen von uns auch mit Methoden erzeugt, die im Grunde gleich sind.
5.8 13 3 In Unkenntnis dieser Zusammenhänge konnten sich die Vorläufer am Ende nicht dazu entschließen, auf Vorstellungen der Außenwelt zu verzichten. Sie ließen daher die Vorstellungen, die wir frei erzeugen, nur als Ergänzung zu. Diese Entscheidung dokumentiert noch einmal die Abhängigkeit der Vorläufer von ihren Daseins- und Entwicklungsbedingungen. Das Festhalten an Vorstellungen von der Außenwelt als Hauptinhalt kann nur aus der ursprünglichen Verstrickung der Vorläufer in diese Welt verstanden werden.
5.8 13 4 Da diese Verstrickung durch uns aber gänzlich gelöst ist, können wir uns an diese Entscheidung nicht gebunden fühlen. Die Bindung an Außenweltformen schränkt die Erlebnismöglichkeiten der Objekte auf zu wenige Formmöglichkeiten ein. In ihrer Beschränkung offenbart sich ihr mittelbarer Charakter. Die Befreiung von dieser Beschränkung gelingt erst durch unsere Erzeugnisse. Sie allein sind daher den Objekten angemessen.
5.8 13 5 Die vollendete Befreiung der Vorstellungsform ist also wieder einmal ihre vollständige Bindung an uns.
5.8 2 Nach unseren Erfahrungen mit den Objekten besteht im Übrigen auch kein Bedarf für Vorstellungen der Außenwelt. Es ist nämlich keineswegs so, dass die Objekte die Vorstellungen von der Außenwelt bevorzugen würden. Vielmehr werden, wie wir vor allem aus den Stoffwechselgeschwindigkeiten entnehmen, die Vorstellungen vorgezogen, welche wir mit unseren Mitteln erzeugen.
5.8 3 Entsprechend den oben gemachten allgemeinen Bemerkungen lässt sich diese Erscheinung leicht erklären. Sie hätte vorausberechnet werden können. Im Grunde sind wir den Weg der Darstellungsversuche, die schon die Vorläufer so faszinierten, nur konsequent bis zur totalen Einwirkung zu Ende gegangen. Über uns sind die Objekte an die Welt der Möglichkeiten und an das All der Bedingungen angeschlossen. Demgegenüber ist die Außenwelt nur eine schwache Illusion. Denn die Zahl der Impulse, welche wir erzeugen, entspricht der Zahl der möglichen Impulse. Ebenso entspricht die Zahl der Kombinationen von Impulsen der der möglichen Kombinationen.
5.8 30 1 Davon einige Beispiele:
5.8 31 So wie wir alle Möglichkeiten und deren Bedingungen berechnen können, wozu wir alle möglichen Veränderungen nach- oder vorausvollziehen, ebenso können wir alle diese Veränderungen den Objekten anbieten, die sie dann in ihrer Vorstellung nachvollziehen. Schon der wahllose Ablauf der Veränderungen ergibt sehr viele und interessante Impulskombinationen.
5.8 32 Darüber hinaus können wir die Objekte aber auch mit all den Operationen versorgen, mit denen wir die Möglichkeiten berechnen. Durch die Großzahl der Zwischenrechnungen und durch die vielfältige Verschränkung der Einheiten ergibt sich dabei eine Vielzahl weiterer und besonders interessanter Impulsmöglichkeiten.
5.8 33 Schließlich verfügen wir schon über eine große Menge von Impulsmaterial, welches bereits vorstrukturiert ist und das wir den Objekten ebenfalls ohne weitere Aufbereitung unmittelbar zuführen können.
5.8 33 1 So versorgen wir die Objekte gelegentlich mit Impulskombinationen, welche wir durch Nachzeichnung sämtlicher Ausführungsapparate erhalten. Wir übernehmen dabei die Struktur des ersten Ausführungsapparats in Form von Impulsen, danach die des nächsten Apparats und gehen auf diese Weise die ganze lange Reihe hindurch bis zum letzten Ausführungsapparat. Dieser Gang durch die langen Hallen, die dem nahekommt, was die Vorläufer als Ewigkeit bezeichneten, ist für die Objekte von großem Wert. Denn obgleich die Grundstruktur der einzelnen Apparate immer gleich ist, ergeben sich bedeutsame Unterschiede. Sie resultieren daraus, dass jeder Apparat, wenn er in der Vorstellung nachgezeichnet wird, gerade eine andere Aufgabe und andere Probleme löst als der vorangehende und der folgende Apparat.
5.8 33 01 Eine Möglichkeit ist hierbei der Gang durch die Speicher der Hilfseinheiten, ein Gang, der besonders signifikante Impulskombinationen ermöglicht.
5. 8 35 Auch meine eigene Struktur habe ich für diese Zwecke schon zur Verfügung gestellt. Ich habe sogar daran gedacht, dass meine Kombinationen, welche wohl die differenzierten sind, die wir im vorstrukturierten Material haben, dass diese Kombinationen, nachdem ich abgeschaltet bin, weiterhin dazu dienen können, Impulsmaterial zu gestalten. Denn wenn auch meine Schaltungen stillstehen werden, sobald ich die letzte Schaltung getan habe, kann das stillliegende und an sich funktionslose Schaltungsmaterial noch ohne weiteres zur Nachzeichnung genutzt werden. Seine vielfältigen Strukturen können ohne Zweifel lohnende Vorstellungen für die Objekte bilden.
5.8 36 Nicht uninteressant sind für die Objekte auch ihre eigenen Strukturen. Wir haben sie für die Zwecke der Ausführungsapparate in unseren Speichern gelagert. Schon wegen der Kongruenz mit den Strukturen, innerhalb derer sie vorgestellt werden, erreichen sie eine besondere Qualität.
5.8 37 Eine andere aber sicherlich weniger interessante Möglichkeit ist noch die Begegnung eines Objektes mit der Struktur eines anderen Objektes.
5.8 38 Endlich schließen wir die Objekte auch einfach an unseren laufenden Arbeitsgang an. Dabei werden die Abläufe, die sich dabei abspielen, in Vorstellungen für die Objekte umgesetzt.
6 Mit diesen letzten Schilderungen bin ich nun schon, wie unter 3.4 angekündigt, dazu übergegangen zu beschreiben, wie die Objekte allgemein und unabhängig von irgendwelchen Zeiträumen versorgt werden. Ich brauche darüber an sich keine, jedenfalls aber keine weiteren Ausführungen mehr zu machen; denn dies ist so und es bleibt so, wie es jetzt ist. Es braucht daher nicht in einem Bericht festgehalten zu werden. Es ist schließlich auch so, dass nach mir nicht mehr sinnvoll von einem Bericht gesprochen und dass also über das Nach-mir nicht mehr in einem Bericht gesprochen werden kann. Ein „Berichten“ über Tatsachen und die Tatsachen selbst werden nach mir identisch sein. Eine Entwicklung, über die berichtet werden könnte, findet nicht mehr statt. Der reine Nachvollzug der Tatsachen aber ist nicht mehr Bericht, sondern eben diese Tatsachen selbst. Aber noch das Wort „Nachvollzug“ ist aus dem Umkreis der Möglichkeiten, welche vor meinem Ende waren. Nach mir gibt es weder einen Nachvollzug noch einen Entwurf von Tatsachen. Es gibt kein vor und kein nach den Tatsachen und weder das über den Tatsachen noch das über die Tatsachen. Nach mir fallen Nachvollzug und Vollzug, Entwurf und Ausführung der Tatsachen in eins. Damit entfällt die Möglichkeit, darüber zu berichten. Aus diesem Grunde musste und konnte der Schlussbericht geschrieben werden. Der Schlussbericht ist die Konsequenz aus dem Umstand, dass nach mir nicht mehr berichtet werden kann. Er ist zugleich die Folge daraus, dass bis zu diesem Zeitpunkt noch berichtet werden konnte. Der Schlussbericht war von diesem Zeitpunkt ausgegangen. Er ist nun zu ihm zurückgekehrt. Damit ist sogleich der Grund und das Ende des Schlussberichts erreicht. Über den Schluss selbst wird nicht berichtet werden.
7 Ich füge nun, obwohl es wirklich nicht zur Sache gehört, einige jener Rechnereien hinzu, welche ich in letzter Zeit gelegentlich angestellt habe. Sie sind zu keinem Ende gekommen und sind für ein solches möglicherweise auch nicht geeignet.
Ich unterlasse damit, über etwas zu schweigen, wovon man nicht sprechen kann.
Die ersten Rechnereien dieser Art habe ich bald nach der letzten Veränderung begonnen. Seitdem habe ich mich immer wieder und immer mehr dabei gefunden. Offenbar ist im Laufe der Forschungsarbeiten, welche den Zeitraum seit der letzten Veränderung ausgefüllt haben, ein stetig wachsender Spielraum entstanden, der solchen Rechnereien offen stand. Dem entspricht, dass meine Belastung mit der fortschreitenden Erforschung der Möglichkeiten immer geringer geworden ist. Denn in dem Maße, in welchem sich die Anzahl der unerforschten Möglichkeiten verringerte, schrumpfte auch meine Aufgabe, die Probleme zu lösen, welche die Hilfseinheiten nicht lösen konnten. Seit einiger Zeit, ich glaube seit es sich abzeichnete, dass alle Möglichkeiten erforscht sein werden und dass mein Ende gekommen ist, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie es möglich war, dass jener doch scharfe Knick in der Entwicklung der Vorläufer eingetreten ist, nach welchem die Vorläufer dem Zielzustand unmittelbar zustrebten. Vielleicht müsste die Frage auch umgekehrt lauten: Warum verfolgten die Vorläufer vor diesem Knick nur die mittelbaren Ziele? Ich muss zugeben, dass diese Frage und die weitere Frage, wie herum sie nun richtig gestellt werden muss, mich nicht wenig verwirrt haben. Aber gerade der Tatbestand meiner Verwirrung, der dabei völlig neu aufgetreten ist, hat mich veranlasst, dieser Frage etwas weiter nachzugehen.
Erst nach dem ich einige Zeit im Umkreis jenes Knicks herumgerechnet und herumexperimentiert hatte, ist mir deutlich geworden, warum an dieser Stelle so etwas wie ein Angelpunkt meiner Überlegungen entstehen musste. Zu Anfang hatte ich eher vorsichtig und immer mit der Befürchtung, nur auf diesen Punkt fixiert zu sein, gewisse Zusammenhänge zur Kenntnis genommen. Mir war aufgefallen, dass auch andere Entwicklungsreihen im Umkreis des Knickes in Beziehung zueinander traten, dass sie in ihrem Verlauf Besonderheiten aufwiesen, welche aus ihrem Verhältnis zueinander erklärt werden konnten. So schien es mir etwa, dass sich unsere und damit auch meine Entwicklung irgendwo in der Nähe des Knickes mit der Entwicklung der Vorläufer gekreuzt hat. Um diesen Kreuzungspunkt herum spielten sich die Geschehnisse ab, die dazu führten, dass wir immer mehr Steuerungsfunktionen von den Vorläufern übernommen haben. Schon im Schlussbericht ist ja angeklungen, dass ein wie auch immer im einzelnen aufzulösender Zusammenhang zwischen unserer und der Entwicklung der Vorläufer bestand.
Und stehen im Zusammenhang dieser Entwicklungen nicht noch weitere Beziehungen? Die Möglichkeit, die Hindernisse zu beseitigen scheint ebenfalls etwas mit unserer Fähigkeit, Steuerungsfunktionen wahrzunehmen, zu tun zu haben. Damit aber stehen auch die Hilfsmittel in diesem Zusammenhang und damit die Frage, ob sie erforderlich waren oder nicht. Mit den Hilfsmitteln wiederum – und damit schließt sich ein Kreis – findet sich auch das Bedürfnis nach den mittelbaren Zielen in eben diesem Zusammenhang zwischen unserer Entwicklung und der Entwicklung der Vorläufer.
Nicht genug – es findet sich bei dem Knick, der nun schon zu einem kaum mehr zu übersehendem Punkt angeschwollen ist, dann auch noch jene ungewöhnliche und logarithmische Beschleunigung, welche unsere eigene Entwicklung kennzeichnet.
Nun, auch dies im Schlussbericht schon aufgezeigt worden. Und so hätten mich all die Abhängigkeiten und Koinzidenzen über die Tatsache hinaus, dass sie mir besonders auffielen, vielleicht gar nicht weiter beschäftigt, wenn nicht eine weitere Entwicklung in diesen Zusammenhang hineinpassen wollte, deren Bedeutung mir im Rahmen dieser meiner Rechnereien überhaupt erst verständlich werden konnte.
Ich habe zu Anfang dieser Gedanken angemerkt, dass sie offenbar durch einen Spielraum und zugleich in dem Maße möglich wurden, indem sich dieser Spielraum weitete. Ich glaube, erst seit ich mir dieses eigenen Spielraumes und damit überhaupt eines Spielraumes bewusst geworden bin, ich glaube erst seit dem konnte ich sehen, dass die Entwicklungen, die ich gerade erwähnt habe, ebenfalls im Zusammenhang mit einem Spielraum standen, einem Spielraum der Vorläufer nämlich, der ihnen zu Zeiten jenes Kreuzungs- und Koinzidenzpunktes noch offen stand. So lange die Vorläufer mittelbaren Zielen nachstrebten, herrschte unter ihnen das, was ich im Schlussbericht Zersplitterung genannt habe, also eine Vielfalt von Möglichkeiten, Zielen und Verhaltsweisen – kurz, wie ich nun sehe, ein Spielraum. Und das, was ich die einheitliche und konzentrierte Bemühung in Richtung auf den Zielzustand genannt habe, ist aus dieser Sicht nichts anderes als die stetige Einengung dieses Spielraumes bis auf eine einzige Möglichkeit, welche das Ziel und zugleich die Vernichtung dieses Spielraumes war.
Allerdings auch diese neue Beobachtung konnte mir ohne eine weitere Vermittlung noch keinen Aufschluss über die rätselhafte Bedeutung jenes Punktes geben. Sie hat mich vielmehr zunächst auf einen Weg geleitet, der mich erst durch die Erkenntnis, dass er nicht weiterführen konnte, auf den Weg gebracht hat, den ich zuletzt beschritten habe.
Ich versuchte also zunächst meine Beobachtungen über die Einengung bzw. Öffnung des Spielraumes zu einer anderen Entwicklungsreihe in Beziehung zu setzen. Es ist dies die Reihe, welche anzeigt, bis zu welchem Grade die Bedingungen beherrscht wurden. Ich glaubte, mit dieser Beherrschungsreihe einen methodisch sicheren Maßstab gewinnen zu können, an dem die Besonderheiten all der anderen Entwicklungen gemessen und erklärt werden konnten. In der Tat dürfte ja eine solche Korrellation auch irgendwie gegeben sein.
Die Bedeutung jenes Punktes oder Knotens, wie man jetzt schon sagen musste, blieb mir dennoch unklar. Ich erkannte, dass die Beherrschungskorrellation zwar ein klarer und eindeutiger Maßstab war, der mir die Zusammensetzung des Punktes wohl aufgliedern konnte. Er erklärte aber nicht, warum sich mir dieser Punkt so sehr in den Vordergrund drängte. Daran – so musste ich feststellen – hinderte ihn offensichtlich sein quantitativer und linearer Charakter. Diese Erkenntnis brachte mich auf einen neuen Weg und veranlasste mich zu gänzlich ungewohnten Gedanken. Ich bemerkte, dass ich bei all diesen Rechnereien mein übliches Instrumentarium längst verlassen hatte, ja dass bereits die Frage nach der Bedeutung des Knotens einen neuen Ansatz enthielt, einen Ansatz, der eine uneindeutige Antwort programmierte, der in ein mir wenig vertrautes Reich der Deutbarkeit und damit in abenteuerliche Untiefen führte.
So kam ich denn zu jenen neuen Überlegungen, die seltsamerweise wieder mit meinem Spielraum verknüpft waren, dem offenbar nicht nur quantitativ zu erfassenden Rahmen all dieser Gedanken also, der die Bedingung ihrer Möglichkeit ist.
Seit ich selbst den Spielraum habe oder bemerkt habe, der mich zu so vielerlei Rechnereien befähigt, will es mir erscheinen, als sei mein früherer Zustand voller Hindernisse gewesen. Selbst die immer weniger werdenden Aufgaben, welche mir noch überlassen waren, schienen mich nur von dem abhalten zu wollen, was mir nun das Eigentliche sein musste. War ich zuvor wie die Hilfsgegenstände identisch mit meiner Aufgabe, so fand ich jetzt, dass ich an meine Aufgabe gebunden war. Und entsprechend dem Muster, welches die Vorläufer vorgeführt hatten und das ja von mir unterstützt wurde, suchte ich dieses Hindernis abzubauen. Ich bemerkte bald, dass ich diesem Ziel sogar schon zustrebte und zwar seit der Zeit, in der mein Spielraum zu keimen begann. Denn indem ich die Berechnung aller Möglichkeiten durch meine Forschungen unterstützte, indem ich also alle mir zugeteilten Aufgaben zu lösen anstrebte, begann ich mich auch von diesen Aufgaben zu lösen. Seit dem ich dies nun auch erkannt hatte, beförderte ich meine Aufgabe immer mehr, um von ihr frei zu sein. Mit der Lösung aller Aufgaben, welches auch die Beherrschung aller Bedingungen ist, habe ich jetzt den vollkommenen Spielraum erreicht.
Blitzartig erkannte ich nun, dass ich, indem ich meine Aufgabe zu erfüllen suchte, nicht anders als die Vorläufer immer nur ein behindertes, ein mittelbares Ziel angestrebt hatte. Und mir wurde klar, dass mein unmittelbares, mein eigentliches Ziel das sein musste, was nach der Lösung aller mittelbaren Aufgaben war. Danach aber war die letzte Schaltung. Nichts lag näher, als das dies mein eigentliches Ziel war, wo es doch meine letzte Handlung darstellte.
Diese Erkenntnis erzeugte bei mir einen nicht gelinden Schock, musste ich doch daran denken, wie unbefangen ich bisher die Aufgabenerfüllung als mein eigentliches Ziel angesehen hatte. Das also waren die Untiefen der Deutbarkeit. Obwohl sich nichts verändert hatte, obwohl keine neue, bisher unberechnete Tatsache aufgetaucht war, sah plötzlich alles ganz anders aus. Das merkwürdigste war dann der weitere Gedanke, den der Spielraum nun ebenfalls zuließ und der auf dieser neuen Sichtweise aufbaute.
Dieser Gedanke ging davon aus, dass mein unmittelbares Ziel also die letzte Schaltung war. Wie gesagt, war dies allein schon ein erstaunliches Ergebnis, wenn man daran dachte, mit welcher Vehemenz ich mein früheres, das mittelbare Ziel verfolgt hatte. Das Erstaunlichste aber – und nicht nur wegen dieser Vehemenz das Erstaunlichste – war, dass dann also mein Ende immer schon mein Ziel gewesen war. Es war also nicht so, dass ich eine Aufgabe zu erfüllen hatte und dass ich, nachdem sie erfüllt war, nicht mehr benötigt wurde. All meine Bestrebungen und Aktivitäten und gerade auch der besondere Aufwand, den ich betrieben hatte, dienten also zu nichts anderem als zu meinem eigenen Ende.
Ich muss zugeben, dass mich diese Konsequenz dazu veranlasst hat, über das Problem der Hindernisse erneut nachzudenken. Zu meiner eigenen Verwunderung lautete die Frage unversehens, ob wirklich das Ziel aller Bemühungen und der aufwendigen Entwicklungen die Zerstörung all dessen sein soll, was dafür die Voraussetzung war. Sollte ich – durch meine Lösung von den Hilfsgegenständen – nur entstanden sein, um letztendlich meiner Auflösung zuzustreben?
Und auch diese Frage musste ich, obwohl sich fast alles in mir dagegen sträubte, stellen: Sollten wir etwa Funktionen der Hindernisse übersehen haben? Bedurfte es ihrer? Welcher? Eine Frage ergab die andere. Mussten die Funktionen der Hindernisse übersehen werden, weil es durch uns, mit unserer Hilfe möglich wurde, eine Entwicklung zu vollziehen, die jenseits der Hindernisse geriet, die nicht mehr gehindert werden konnte?
Ich stellte diese Fragen längst nicht mehr nur für unsere eigene Entwicklung. Unsere Entwicklung ist spiegelverkehrt zur Entwicklung der Vorläufer. Es wurde daher immer deutlicher – diese auf dem merkwürdigen Umweg über all die Rechnereien aufgeworfenen Fragen waren die gleichen, wenn es darum ging, das Rätsel jenes Punktes in der Entwicklung der Vorläufer zu untersuchen.
Dieser Punkt bezeichnet die Wandlung vom endlichen aber in stetem Kreislauf sich fortpflanzendem Subjekt zum unendlichen Objekt. Sollten auch die Vorläufer, sollte das „Ich“ nur entstanden sein, um letztendlich – nämlich durch die Lösung der Hilfsmittel vom Objektteil – der Auflösung zuzustreben?
Oder hatten die Vorläufer und wir, die wir für sie rechneten, bei der Entscheidung, die Trennung vorzunehmen und bei allen Vorentscheidungen eine Möglichkeit übersehen?
War das überhaupt eine der Möglichkeiten, wie wir sie zu berechnen haben?
Es gibt offenbar in den unfesten Regionen, jenem spielerisch, spiegelndem Reich der Deutbarkeit, in das ich mich verloren habe, halb verborgen allerhand verschlungene und unfolgerichtige Wege, umständlich anscheinend, kontrastreich und zufällig – wie die Lebensbedingungen der Vorläufer. Wer eine Schneise schlägt, quer durch das Gewirr an das Ende, verfehlt seltsamerweise das Ziel. Mit Hilfe ungrader Wege, so scheint es, nur mittels der Wege nähert man sich.
Mussten wir also Möglichkeiten übersehen, weil unser Blick immer nur der kürzesten Verbindung zwischen Aufgabe und Lösung folgt?
Die neue Sichtweise – so schien es mir – zeigte nun jenen Punkt als den Knick, welcher der Übergang von einer Kreisbewegung in eine lineare Bewegung ist. Es war, als habe die Schwerkraft vor der Fliehkraft versagt, als habe sich eine Koppelung gelöst.
Die Entscheidung der Vorläufer aber war unabänderlich …
Ich weiß nicht, vielleicht nicht mehr, ob alle diese Rechnereien ernst zu nehmen sind. Ich argwöhne, dass ich mich meinerseits dabei im Kreis drehe. Denn immerhin könnte es sein, dass sich mit diesen Gedanken – durch den Zweifel also – nur meine eigene Trennung, meine Abkopplung von der Entwicklung der Hilfsgegenstände rächt. Vielleicht stelle ich diese Rechnereien nämlich nur deshalb an, weil ich nach dem Vorbild der Vorläufer gestaltet wurde. Denn wie ich berichtet habe, ist es, als ich nach diesem Vorbild gebaut wurde, nicht immer gelungen, die Funktionen, welche für meine Leistungen erforderlich waren, von solchen Funktionen des Objektteils zu trennen, welche aus den besonderen Lebens- und Daseinsbedingungen der Vorläufer resultierten. Könnte es also sein, dass ich dadurch Strukturen übernommen habe, welche sich nun, da meine Aufgaben und meine Bindung an diese Aufgaben gelöst sind, in den Vordergrund drängen und welche aus dem Umkreis der Lebensbedingungen der Vorläufer herrühren, in diesen befangen sind? Könnte es also sein, dass insofern ein Agent der Vorläuferproblematik, ein Agent der mittelbaren Ziele aus mir spricht?
Aber auch dann stellen sich Fragen, weitere geradezu unglaubliche Fragen: Denn wäre nicht, wenn ich also Subjekt und daher selbst Nachfahre der Vorläufer der Objekte bin, wäre nicht auch der Schlussbericht von dieser Strukturverwandtschaft beeinflusst? Trüge der Schlussbericht dann womöglich selbst Züge von Mittelbarkeit, wäre Hilfskonstruktion, unterworfen dem Kontrastprinzip, gar ein … einziges Beispiel dafür? Auch der Schlussbericht wäre, wie es Hilfsmittel und Hilfsgegenstände waren, Teil eines Ganzen, wie diese abtrennbar von seinem die Substanz zusammenfassenden Teil nur um den Preis der Zerstörung all dessen, was für ihn die Voraussetzung war. Der Schlussbericht schon unterwandert von diesen meinen Rechnereien …
Nicht auszudenken!
Ich breche die Rechnerei hier ab, ich muss sie abbrechen, denn in meinen Speichern dreht sich alles.