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Ein- und Ausfälle – Die Polis als öffentlicher Raum

Eine der historisch wirksamsten Errungenschaften der europäischen Antike war die Idee des öffentlichen Raumes, der auf einander bezogenen Konzentration massiver Bauten des Kultes, der Kultur, der Versorgung und der Politik im Zentrum einer größeren Siedlung. Noch heute konstituieren Theater, Arena, Bäder, „Tempel“, Rathaus, Hauptplatz und Hauptstraße die Stadt westlicher Prägung. Mit dem öffentlichen Raum korrespondiert die Vorstellung von der Öffentlichkeit als dem geistigen Raum, in dem der Einzelne mit seinen Rechten (und Pflichten) verankert ist (weswegen der Begriff „Politik“, der die Gestaltung dieses Raumes bezeichnet, konsequenterweise von dem Begriff „Polis“ als dem Ort abgeleitet ist, der in der Antike den öffentlichen Raum bezeichnet). Die Bedeutung dieser – keineswegs selbstverständlichen – Errungenschaft zeigt sich an ihrer Umkehrung. Die mangelnde Bestimmtheit insbesondere der Rechte des Einzelnen geht meist einher mit dem Fehlen eines öffentlichen Raumes (oder dem mangelndem Interesse daran). Dies führt zu dem diffusen (oder ungepflegten) Stadtbild in Gesellschaften, die dem Einzelnen als politischem Subjekt weniger Bedeutung zumessen.