Archiv der Kategorie: Östereichischer Erbfolgekrieg

1749 Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) – Feuerwerksmusik

Im Oktober 1748 endete der Österreichische Erbfolgekrieg mit dem Frieden von Aachen. Da England daraus als erste Seemacht Europas hervorging, hatte man allen Grund zu Feiern. In London begannen daher Vorbereitungen für eine große Friedensfeier, in deren Zentrum ein gigantisches Feuerwerk stehen sollte. Händel, der mit dem „Dettinger Te Deum“ bereits im Jahre 1743 einen musikalischen Beitrag zur Feier eines Sieges der Engländer in diesem Krieg beigetragen hatte, wurde auch dieses Mal mit der Komposition der Festmusik beauftragt.

 Das Ganze ging nicht ohne Probleme vonstatten. König Georg II. wünschte ausdrücklich, daß das Orchester nur aus Kriegsinstrumenten, das heißt aus Bläsern und Schlagzeugern bestehen und daher keine „fidles“ enthalten sollte. Händel hingegen bestand auf einem Orchester mit Streichern und Bläsern. Über diese Frage gab es allerhand Diskussionen und hitzigen Schriftverkehr, in dem Händel von den Hofleuten als ziemlich stur und eingebildet dargestellt wird. Allen Befürchtungen zum Trotz gab der Komponist aber schließlich ein Stück weit nach. Er ließ die Feuerwerksmusik beim Festakt von 100 Bläsern ohne Streicher spielen, vermerkte aber danach in der Partitur, daß und an welcher Stelle Streicher einzusetzen seien.

 Ein zweiter Streitpunkt war die Frage einer öffentlichen Generalprobe. Händel war aus Gründen des  Überraschungseffektes strikt dagegen, daß man das Geheimnis der Musik schon vor dem eigentlichen Ereignis lüftete. Der Leiter der Vauxhall-Gärten hatte dem Organisator der Festveranstaltung, dem Herzog von Montagu, für den Festakt aber seine ganze kostspielige Illuminationstechnik einschließlich 30 Dienern zu deren Bedienung kostenlos für den Fall angeboten, daß die Generalprobe in seinen Gärten stattfinde. Händel ließ derart prosaische Gesichtspunkte, die den Verwaltungsmann natürlich überzeugten, zunächst nicht gelten. Daher erwog der Herzog von Montagu, der die Kosten des Ereignisses zu bestreiten hatte, bereits, Händel den Auftrag zu entziehen. Zu seinem Glück gab der Komponist schließlich auch hier nach. Die öffentliche Probe, die am 21. April 1749 stattfand, war für ihn ein weit größerer Erfolg als die Aufführung selbst. Zur Probe kamen über 12.000 begeisterte Zuhörer, die, wie das „Gentlemen Magazine“ anschließend berichtete, einen so gewaltigen Verkehrsstau verursachten, daß drei Stunden lang keine Kutsche über die London Bridge kam.

 Das große Ereignis fand schließlich am 27. April 1749 statt. Zu diesem Zweck hatte man im Green Park in monatelanger Arbeit eine riesige palladianeske Festarchitektur errichtet. Die hölzerne Konstruktion von 140 m Länge und über 30 m Höhe, die eine Plattform für das Orchester und die Zurüstungen für das Feuerwerk trug, bestand aus einem Triumphbogen und flankierenden Kolonnaden und war mit Statuen und allerhand symbolischen Reliefs geschmückt. Der Abend verlief, wie gesagt, für Händel eher enttäuschend. Denn anders als bei der Generalprobe, als er ganz im Mittelpunkt stand, ging sein Beitrag im allgemeinen Getümmel weitgehend unter. Hinzu kam, daß das Feuerwerk und die Illumination offenbar nicht richtig klappten und ein Teil der Festarchitektur in Flammen aufging. Frustriert über die für ihn ungewohnte Nebenrolle spielte Händel die Feuerwerksmusik daher bereits einen Monat später wieder bei einem Wohltätigkeitskonzert, diesmal ohne „störendes“ Feuerwerk und ohne Zweifel mit Streichern, um die delikaten Klangkontraste zu erzielen, die das Werk kennzeichnen.