Als Harmoniemusik bezeichnet man in der Hauptsache Bearbeitungen von Musikwerken für Bläser. Solche Bearbeitungen hatten früher die Funktion, die heute die technischen Medien haben. Sie dienten der Vermittlung von Originalmusik. Vor der Erfindung der technischen Reproduktionsmedien gab es nur begrenzte Möglichkeiten, Originalmusik außerhalb der geschlossenen Räume zu verbreiten, in denen sie in der Regel entstand. Es gab kammermusikalische Bearbeitungen von Opern, Ballettmusiken und Orchesterwerken, insbesondere für Klavier zu zwei und zu vier Händen. Diese „Medien“ waren aber ebenfalls wieder weitgehend an den geschlossenen Raum gebunden. Die akustische Durchschlagskraft, welche man für eine Aufführung im Freien, wo man einen größeren Zuhörerkreis erreichen konnte, benötigte, hatte nur die Blasmusik. Dem entsprechend wurde diese im 18. Jahrhundert das bevorzugte Medium zum Transport von „Kammer“- Musik ins Freie. Einen festen Platz hatte sie vor allem bei höfischen Gartenfesten und als Promenadenmusik.
Die gängige Form der Harmoniemusik mit je zwei Oboen, Klarinetten, Hörnern und Fagotten entstand im Jahre 1782 und geht auf keinen geringeren als Kaiser Joseph II. zurück. Mozart, der sich damals seit kurzem als freier Musikunternehmer in Wien befand, versuchte auf dem neuen Markt sofort Fuß zu fassen. Als erstes arbeitete er ein Divertimento, welches er ursprünglich für 7 Bläser geschrieben hatte, für die geforderte Besetzung um. Da der Hof aber nur an Bearbeitungen von Opern und Ballettmusiken interessiert war, ließ er alsbald ein Harmonie-Oktett mit Musik aus seiner Oper „Die Entführung aus dem Serail“ folgen. Allerdings hatte er auch diesmal mit Zitronen gehandelt. „Die Entführung“ hatte ein anderer schneller für Harmoniemusik bearbeitet. Auch die Harmoniemusik zur „Zauberflöte“ stammt nicht von Mozart. Sie wurde von Josef Heidenreich (1753 – 1821) zusammengestellt.
Nachdem wir heute für den Transport von Musik aus dem Konzertsaal wesentlich effektivere Mittel haben, werden die Harmoniemusiken auch wieder darin gespielt. Dadurch sind sie fast zu wieder Originalmusiken geworden.