1787 Joseph Haydn (1732 – 1809) – Symphonie Nr. 88 G-Dur

Im Gegensatz zu vielen anderen Symphonien Haydns hat dieses Werk keinen Namen. Die Tatsache, daß sie nur mit einer Nummer benannt ist, sollte aber nicht zu dem Annahme verführen, sie sei nur eine weitere Nummer im langen Verzeichnis der Symphonien von Haydn. Auch beim 88. Werk einer Gattung ist ein Haydn noch lange nicht am Ende seiner Erfindungskraft. So haben wir es auch hier wieder mit einem Volltreffer des unerschöpflichen Meisters zu tun. Die Symphonie ist ein Gipfelpunkt der Vereinigung von spontaner Fröhlichkeit und hochkomplexer Konstruktion. Wie immer bei Haydn muß man die Konstruktion aber nicht erkennen, um das Werk zu „verstehen“. Allerdings wird der, der darauf achtet, einen beträchtlichen zusätzlichen Hörgenuß erfahren. Das Spektrum der Stimmungen, die der Hörer durchläuft, ist außerordentlich weit. Neben meisterlicher Kontrapunktik geht es ganz deftig zu, so im Menuett, wo wir uns in einem Bauernfest von breughelschen Farben zu befinden scheinen. In Paris, wofür die Symphonie geschrieben wurde, dürfte Königin Marie Antoinette, die in ihrem Petite Trianon in einer ähnlich fiktiven (Bauern-) Welt lebte, ihre Freude daran gehabt haben. Nicht lange danach sollte diese Welt des schönen Scheins in den Stürmen der französischen Revolution untergehen.

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