Ein- und Ausfälle – Markt und Menschlichkeit

Die Tatsache, dass der Marktmechanismus an jedem Fleck der Erde zu gelten scheint, deutet darauf hin, dass er eine anthropologische Konstante ist. Für den Menschen wäre dies nicht eben schmeichelhaft. Denn bei der Bestimmung des Preises durch Angebot und Nachfrage geht es in aller Regel nicht gerade vornehm zu. Wer herausfinden will, welcher Preis erzielt werden kann oder zu bezahlen ist, kann kaum den aufrechten Gang wagen. Er muss stets auf der Hut sein, muss taktierend ausloten, wie weit er gehen kann, darf sich nicht in die Karten schauen lassen, darf sich keine Blöße geben und muss den Mangel derselben vortäuschen. Darüber hinaus muss er bereit sein, sein Gegenüber in die Enge zu treiben und bei ihm Probleme zu konstruieren oder zu provozieren. Mit anderen Worten, die Beteiligung am Marktgeschehen setzt die Bereitschaft voraus, listig und unehrlich zu sein und die Schwächen anderer auszukundschaften und auszunutzen. „Bestes“ Beispiel: der Markt für illegale Drogen.

 

An Versuchen, der Neigung des Menschen zu derart marktmäßigem Verhalten entgegenzuwirken, hat es in der Menschheitsgeschichte nicht gefehlt. Das christliche Mittelalter kannte das Verbot des Zinses und der unangemessenen Bereicherung, die bürgerliche Gesellschaft den ehrbaren Kaufmann. Die Moderne erfand die soziale Marktwirtschaft und die Planwirtschaft, wobei letztere sogar glaubte, weitgehend ohne Markt auszukommen. Sehr erfolgreich waren all diese Versuche nicht. Die Beschränkungen des Mittelalters verschwanden mit dem Niedergang des Christentums, der ehrbare Kaufmann droht zur Rarität zu werden, die soziale Marktwirtschaft gilt mittlerweile als Hindernis für erfolgreiches wirtschaftliches Handeln und die Planwirtschaft ist am Weltmarkt gescheitert.

 

Im großen und ganzen scheint der Kampf gegen unangemessenes Martktverhalten in den modernen Gesellschaften verloren zu sein. Seit dem Zusammenbruch des Sozialismus, dem man bezeichnenderweise nachsagte, er sei von einem falschen Menschenbild ausgegangen, ist der Markt zum mehr oder weniger konkurrenzlosen Verhaltensmodell geworden. Monopole aber tun dem Markt nicht gut.

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2 Antworten zu “Ein- und Ausfälle – Markt und Menschlichkeit

  1. Der schoenste Geist, auch noch so wohlvollendet schreibend, blamiert sich dann, wenn er gross- bzw. klein-philosophisch ausholt und ueber Dinge siniert, von denen er leider nur ein wenig versteht.

    Hier der Fall. Bewundere vieles und oft an diesem Blog — aber bei diesen drei Absaetzten muss ich Einspruch erheben: So schwuelstig wie falsch… das ist leider ein sehr, sehr unausgereiftes Bild des Marktes (und der menschlichen Natur).

    Setzen. Hayek lesen, von Mieses lesen. Abschmecken, mit David Ricardo und J.S.Mill je nach Geschmack nachwwuerzen. Es gibt keinen Kampf der Kultur (oder Lebensqualitaet) vs. Markt, es gibt die Kultur (ohne Terror, Tod, und Unterdrueckung) nur mit dem – und in dem – Markt.

  2. Angesichts des Tsunamis, der als Folge eines wild gewordenen Marktes gerade vom Land der unbegrenzten Marktmöglichkeiten aus die (Wirtschafts)Welt verwüstet, muss ich über die uneingeschränkt positive Einschätzung des Marktes von eben dieser Seite des großen Teiches doch etwas schmunzeln. Dabei habe ich gar nichts gegen den Markt, zumal ich ihn ja für eine anthropologische Konstante halte. Das ändert aber nichts daran, dass man die Probleme, die damit verbunden sind, zur Sprache bringen kann und wohl auch soll. Man ist ja auch nicht notwendig ein Feind der Meinungsfreiheit ist, wenn man einen allzu uneingeschränkten, z.B. einen unnötig personalisierenden Gebrauch derselben anmerkt.

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