Krüger Park

 

Es ist Mittagszeit im Krügerpark. Die Sonne steht senkrecht über einem Wasserloch. Zwei Zebras, Mutter und Kind, nähern sich und trinken. Müde trotten sie ein paar Meter weiter und bleiben stehen. Das Fohlen drückt sich an die Flanke der Mutter. Die Mutter legt den Kopf auf den Rücken ihres Kindes. So stehen sie eine Stunde lang in der prallen Sonne. Nur gelegentlich wechseln sie die Stellung, um sich in neuer Position, mal mit verschlungen Hälsen, mal den Kopf auf dem Rücken des anderen gelegt, wieder eng aneinander zu schmiegen.

 

Eine Affenfamilie überquert vor einem Fahrzeug die Straße. Vornweg geht gemäßigten Schrittes der Vater. Die Mutter folgt im Abstand von einigen Metern. Dazwischen springt aufgeregt ein kleiner Affenjunge. Laut quietschend fordert er die Mutter zur Eile auf, was diese wenig beeindruckt. In aller Ruhe trottet sie weiter über die Straße. Der Kleine wird immer unruhiger und hüpft vor Aufregung ständig in die Höhe. Als die Mutter die Straße überquert hat, beruhigt er sich und springt auf ihren Rücken. Er krallt sich in ihr Fell und blickt erleichtert zum Fahrzeug zurück.

 

Eine Elefantenherde frisst sich durch das Buschland am Rande der Straße. Zunächst kann man sie nur hören. Äste werden abgerissen oder zertreten. Dann wird ein dicker Rüssel sichtbar, der einen Zweig umschlingt und ihn mit einem Ruck abreißt. Langsam schiebt sich danach ein Bulle durch das dichte Laub und überquert kauend die Straße. Auf der anderen Seite setzt er seine Mahlzeit fort. Es folgt eine Elefantenkuh mit einem Kleinkind, das mit baumelndem Rüssel tollpatschig auf der Straße umherspringt. Die Mutter drückt sich in das Gebüsch der gegenüberliegenden Straßenseite. Als das Kleine bemerkt, dass die Mutter nicht mehr zu sehen ist, rennt es in die nächste Lücke zwischen den Büschen. Kurz darauf stürzt es aufgeregt trompetend wieder auf die Straße, um in einer anderen Lücke der Vegetation zu verschwinden.

 

Dann treten Elefanten von allen Seiten aus dem Gebüsch. Die meisten überqueren gemächlich die Straße und setzen ihre Mahlzeit auf der anderen Seite fort. Eine Gruppe von fünf Tieren, drei Elefantenkühe und zwei Kinder, bleibt auf der Straße stehen. Die beiden Kleinen legen sich müde am Straßenrand nieder. Die erwachsenen Damen, unter denen mindestens eine Tante sein muss, stellen sich, jede in eine anderen Richtung blickend, um die schlafenden Kinder und warten regungslos. Nach einer Viertelstunde beginnt sich einer der beiden Youngster zu regen. Genüsslich räkelt er sich auf dem Boden und streckt die Beine. Daraufhin kommt Bewegung in die Damenrunde. Man macht Anstalten zum Aufbruch. Der zweite Schläfer lässt sich vorläufig jedoch noch nicht stören. Auf einen weichen Tritt seines Schlafgenossen zeigt er keine Reaktion. Erst als ihn eine der Damen nachdrücklich mit dem Rüssel schubst, steht er, ein wenig verschlafen, auf. Dann setzt die Gruppe ihren Weg fort und verschwindet im Gebüsch. Der Straßenverkehr, der inzwischen blockiert war, kann wieder rollen.

 

Verdeckt durch Gebüsch schläft ein halbwüchsiger Elefantenbulle am Straßenrand. Ein Auto fährt vorbei. Der junge Bulle springt verschreckt in die Höhe und blickt den Störenfried vorwurfsvoll an. Der Fahrer des Fahrzeuges bleibt stehen und schaltet den Motor ab. Autofahrer und Bulle stehen sich gespannt gegenüber. Schließlich wendet der junge Bulle seinen Blick ab und beginnt schläfrig durch das Gebüsch zu trotten. Hier und dort reißt er ein paar Zweige ab und schiebt sie lustlos ins Maul. Schließlich übermannt ihn wieder die Müdigkeit. Mit einem vernehmbaren Plumps lässt er sich am Straßenrand in die Äste des Buschwerkes fallen. Bald hört man regelmäßiges tiefes Atmen. Nach einer Weile entschließt sich der Fahrer des Wagens weiterzufahren und lässt den Motor an. Wütend springt der Bulle wieder auf, wedelt aufgeregt mit seinen großen Ohren und beschwert sich laut trompetend über die erneute Ruhestörung. Er rennt verärgert umher und verschwindet schließlich im Gebüsch.

 

Im Hause Baboon ist Familienkrach. Ein Teenager hat Vater Baboons Zorn erregt. Der Alte brüllt den Jungen mit gefletschten Zähnen an. Dieser hält dagegen, was Vater Baboon vollends aus der Fassung bringt. Wutentbrannt stürzt er sich auf seinen Sprössling. Dieser flüchtet in den nächsten Baum. Der Alte setzt nach. Begleitet von martialischem Geschrei folgt eine wilde Jagd durch das Geäst, an der auch andere Familienmitglieder teilnehmen. Der Junge fliegt von Baum zu Baum, der Vater folgt mit beängstigender Nachdrücklichkeit. Einmal, als er sich in gesicherter Position wähnt, hält der Junge an und zetert unbeeindruckt gegen den Alten. Der setzt nun alles auf eine Karte und rast, koste was es wolle, hinter dem respektlosen Jüngling her, bis dieser das Feld räumt.

 

Im Schatten von Schirmakazien haben sich einige hundert Springbock-Antilopen niedergelassen. Propere Weibchen mit schöner Zeichnung liegen zufrieden kauend im Steppengras umgeben von ihren Jungen. Die Teenager sitzen, eng zusammengeschart und nach Geschlechtern getrennt, etwas abseits. Von den männlichen Youngstern erhebt sich gelegentlich ein Paar und geht mit den Geweihen aufeinander los. Dabei achten sie sorgfältig darauf, dass sie sich nicht gegenseitig verletzen. Gelegentlich verhaken sie sich und haben Schwierigkeiten wieder auseinander zu kommen. Ihre Geweihe sind noch kurz. Ein großes Geweih hat hier nur einer. Durch die Herde stolziert ein prächtiger Bock, der alles im Blick und im Griff hat.

 

Eine Gruppe von Zebras grast friedlich am Straßenrand. Unter ihnen befindet sich ein junges Tier, das auf drei Beinen humpelt. Den Fuß des vierten Beines hat es sich gebrochen. Er baumelt nur noch lose an einigen Fleischlappen. Tapfer versucht das Junge mit der Gruppe mitzuhalten. Aus ihr kommen immer wieder einzelne Tiere in seine Nähe und muntern es auf, indem sie ihm mit der Nase in die Seiten drücken oder ihm mit dem Kopf über den Rücken streichen. Es wird das nächste Opfer der Raubkatzen oder der Hyänen sein.

 

Man geht in den Krüger Park, um Antworten auf Fragen über Tiere zu erhalten, kommt aber mit Fragen über den Menschen heraus, welche die Antworten in Frage stellen, die er über die Tiere zu geben pflegt.

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