1881 Edvard Grieg (1843 – 1907) – Norwegische Tänze 0p.35

Daß die norwegische Kultur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter anderem mit Grieg, Ibsen, Björnson und Munch eine außerordentliche Blüte erlebte, hatte nicht zuletzt politische Gründe. Die Künste waren bestrebt, einen Beitrag zur nationale Unabhängigkeit Norwegens zu leisten. Der Kampf um eine Lösung der Union mit Schweden, in die das Land im Jahre 1814 gezwungen worden war, nachdem es sich gerade von der dänischen Herrschaft befreit hatte, führte zu einer Rückbesinnung auf die nationalen Grundlagen der norwegischen Kultur. Grieg wurde von dieser Bewegung unter dem Einfluß des genialischen norwegischen Geigers und glühenden Patrioten Ole Bull erfaßt. Über den „nordischen Paganini“, der schon die musikalische Begabung des 15-jährigen Griegs entdeckt und dafür gesorgt hatte, daß er auf das Leipziger Konservatorium geschickt wurde, schreibt Grieg in diesem Zusammenhang: „Ole Bull war mein guter Engel. Er öffnete mir die Augen für die Schönheit und die Ursprünglichkeit der norwegischen Musik. Durch ihn lernte ich viele vergessene Volksweisen und vor allem meine eigene Natur kennen. Ohne ihn hätte ich farblose Musik im Stil eines Nils Gade komponiert.“

 

Ein Produkt der vielfältigen Auseinandersetzung Griegs mit heimischer Musik und Tradition sind die Norwegischen Tänze, die er 1881 ursprünglich für Klavier zu vier Händen schrieb. Die Melodien entnahm Grieg weitgehend den „Norske Fjeldmelodier“, einer 636 Nummern umfassenden Sammlung norwegischer Volksmusik, die im Zuge der patriotischen Bestrebungen seinerzeit von dem Organisten Lindemann herausgeben wurde.

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