Mozarts 23. Klavierkonzert ist auf dem Höhepunkt seiner Fruchtbarkeit entstanden. Er schrieb es während der Arbeiten am „Figaro“, an dem er von Ende November 1785 bis Ende April 1786 arbeitete. Mozart füllte in diesen Monaten im Durchschnitt täglich sechs große Notenbögen, doppelt so viele wie im seinem ebenfalls außerordentlich fruchtbaren Todesjahr, in dem er so große Werke wie die „Zauberflöte“, den „Titus“ und das „Requiem“ komponierte. Mozart hat in dieser Zeit aber nicht nur viel Musik geschrieben. Er befand sich auch auf dem Höhepunkt seiner Sensibilität als Künstler und Zeitgenosse. Insbesondere mit dem „Figaro“ schuf er einen völlig neuen Typus von Oper. Mit einer – damals „revolutionären“ – Mischung von opera buffa und opera seria, von Heiterkeit und Ernst, wagte sich Mozart an das höchst aktuelle und politisch heikle Thema des Verhältnisses von Adel und Bürgertum. In der Zeit kurz vor der französischen Revolution, in der das Wohl und Wehe eines Künstlers und insbesondere einer Oper noch immer weitgehend vom Adel abhing, verlangte dies ein feines Gespür dafür, was schon möglich und was noch nicht opportun war, zumal das zugrunde liegenden Schauspiel von Beaumarchais in Frankreich aus politischen Gründen verboten worden war. Hinzu kam eine Handlung, die zugleich außerordentlich komplex und kompakt war. Die Größe und Schwierigkeit der Aufgabe stimulierte den 30jährigen zu Höchstleistungen. Mozart schrieb eine Oper mit einer Länge von vier Stunden, die Zuschauer und Zuhörer zu keinem Zeitpunkt aus dem Griff lässt und in der sich ein Höhepunkt an den anderen reiht, ohne dass die Spannung der Handlung oder der mitreißende musikalische Strom jemals nachließe.
Die Hochspannung, die die Arbeit am „Figaro“ voraussetzte und zugleich erzeugte, konnte Mozart mit der Arbeit an der Oper aber offensichtlich nicht vollständig abbauen. Neben dem Riesenwerk und neben seiner weiterlaufenden Tätigkeit als Lehrer, Dirigent und Klavierspieler schrieb er in dieser Zeit noch zahlreiche weitere Stücke, bei denen es sich um alles andere als Nebenwerke handelt. Dazu gehören auch drei Klavierkonzerte, darunter das Konzert Nr. 23, das Anfang März 1786 entstand.
Was der genaue Anlass für die Komposition dieses Konzertes war, ist nicht bekannt. Da Mozart seinerzeit vor lauter Arbeit kaum zum Briefeschreiben kam, fehlen die Selbstzeugnisse, die wir sonst von ihm haben. Vermutlich schrieb er das Konzert für eine seiner Akademien, die er auch in dieser hektischen Zeit noch abhielt. Ansonsten kann man einem Brief Mozarts vom 30.9.1786 entnehmen, dass er das Konzert gemeinsam mit zwei weiteren Konzerten und drei Symphonien an seinen Freund Winter schickte, der Kammerherr beim Fürst von Fürstenberg in Donaueschingen war. Dabei merkte er für das A – Dur Konzert an, dass man, falls es am Donaueschinger Hof keine Klarinetten – damals ein neues Instrument – gebe, deren Stimmen für Geige und Bratsche umschreiben solle.
Wie die beiden Schwesterkonzerte Nr. 22 und 24 ist das A-dur Konzert ganz auf der Höhe der Figaromusik. Auch hier sind Heiterkeit und Ernst auf wunderbare Weise mit einer komplexen und kompakten Konstruktion verbunden. Insbesondere der mittlere Satz, der in der – für Mozart völlig ungewöhnlichen – Tonart fis – moll steht, ist eine jener Klangschöpfungen zwischen Wehmut und Trost, die sich auch im „Figaro“ finden, Stücke, mit denen Mozart die Grenzen der Musik seiner Zeit verschiebt und in Dimensionen vorstößt, die musikalisch wohl nur er erreicht hat.