Bernhard Romberg ist heute fast nur noch den Cellisten ein Begriff. Zu seiner Zeit aber war er hochberühmt. Er galt als einer der größten Meister auf dem Cello und hatte auch als Komponist einen guten Namen.
Romberg entstammte einer westfälischen Musikerfamilie. Die ersten Jahrzehnte seines Lebens teilte er musikalisch mit seinem Vetter, dem Geiger Andreas Romberg, mit dem zusammen er meistens genannt wird. Beide gingen schon als Kinder gemeinsam mit ihren Vätern auf große Konzertreisen. Später spielten sie im Orchester des Fürstbischofs von Köln, wo sie Beethoven kennen lernten. Die Vettern besuchten den Meister im Jahre 1796 in Wien, wo Bernhard mit Beethoven dessen erste und zweite Cellosonate aufführte, die soeben entstanden waren. Erst im Jahre 1799 teilte sich der Lebensweg der beiden Rombergs. Während Andreas seßhaft wurde, setzte Bernhard das Leben eines reisenden Virtuosen fort. In teilweise jahrelangen Konzerttourneen kam er bis in die entferntesten Winkel Europas.
Es scheint, daß sich Romberg, der sich einen beachtlichen Wohlstand erspielte, in jenen politisch unruhigen Zeiten auch weit abseits der üblichen Künstlerrouten lukrative Märkte eröffnete. Nachdem ihn die französische Revolution aus dem Rheinland vertrieben hatte, reiste er, als Napoleon West- und Mitteleuropa durcheinanderschüttelte, jahrelang durch den Osten des Kontinentes. In Kiew etwa, wo es seinerzeit noch keinerlei öffentliches Musikleben gab, habe er, so berichtete ein Zeitgenosse, für ein Konzert in einem Adelshaus nicht weniger als 1000 Dukaten erhalten. Zur Nachahmung wurde Rombergs Fischzug freilich nicht empfohlen. Kiew, so hieß es in dem gleichen Bericht, sei inzwischen vollständig abgebrannt.
Wie viele Instrumentalvirtuosen war Romberg auch als Komponist aktiv. Er schrieb vornehmlich für sein eigenes Instrument, dessen Möglichkeiten von den großen Meistern der Zeit – Haydn und Boccherini ausgenommen – erheblich unterschätzt und daher kaum für Solowerke genutzt wurden. Romberg schloß die Lücke und schrieb allein zehn Cello-Konzerte, von denen einige noch heute zum Grundbestand der Celloliteratur gehören. Neben weiteren Werken für dieses Instrument komponierte er auch für andere Besetzungen. So gibt es von ihm mehrere Opern, Symphonien, Solokonzerte und allerhand Kammermusik. Viele seiner Werke sind durch seine Reisen geprägt. Romberg hat Stücke mit russischem, moldavischem, polnischem, schwedischem, norwegischem und spanischem Einschlag geschrieben.
Welchen Rang Romberg zu seiner Zeit einnahm, zeigt die wohlwollende Beachtung, die ihm die zeitgenössische Musikpublizistik schenkte. Über seine Konzerte und die Aufführung seiner Werke wurde regelmäßig berichtet. 1801 heißt es in der „Allgemeinen Musikzeitung“ von „Breitkopf und Härtel“, Romberg sei „als Komponist und Kunstkenner der erste Violoncellospieler auf dem Erdboden“. 1805 bezeichnet ihn die gleiche Zeitschrift als „den trefflichsten aller lebenden Violoncellisten“, ihn nennen, heiße ihn loben. Und ein Rezensent aus dem Jahre 1812 meinte: „Möchten so viele moderne Componisten, die sich in ihren affektierten Künsteleyen in Rauch und Nebel verlieren, Herrn Romberg nachahmen, dessen Concerte immer voller Charakter sind, in denen nie ein schöner Gesang, nie eine natürliche, doch an der Quelle der Tonkunst geschöpfte, Harmoniefolge vermißt wird“.
Das Konzert für Flöte und Orchester entstand im Jahre 1810 offenbar als Auftragswerk für einen russischen Musikliebhaber. Das hochvirtuose Werk, das packende Dramatik ebenso wie anrührende Melodik enthält, zeigt, auf welch‘ solidem Fundament die großen Namen der klassischen Zeit standen, die heute mehr oder weniger als die alleinigen Repräsentanten dieser Epoche der Musikgeschichte angesehen werden.