Otto Nicolai lief mit 16 Jahren aus seinem Elternhaus weg, weil sein ehrgeiziger Vater ihn mit Musik drangsalierte und ihn mit allen Mitteln zum Wunderkind trimmen wollte. Merkwürdig ist dies deshalb, weil der junge Mann, der vor einer offenbar reichlich rigiden Auffassung von Musik und musikalischer Erziehung flüchtete, später nicht nur ein begeisterter Musiker, sondern gar zum Inbegriff deutschen musikalischen Humors werden sollte. Er schrieb die Erfolgsoper „Die Lustigen Weibern von Windsor“, der die gleichnamige Komödie von Shakespeare zugrunde liegt.
Nicolai, der nach einigen Jahren in Italien Kapellmeister bei den Wiener Philharmonikern wurde, hatte bis kurz vor seinem Tode mit mäßigem Erfolg ausschließlich „ernste“ Opern geschrieben. Auf dem Hintergrund seiner italienischen Erfahrungen geriet er aber über diese Art von Musik schließlich ins Grübeln. Die deutsche Oper, schrieb er, enthalte viel Philosophie und nicht genug Musik. In der italienischen Oper, wo Leichtigkeit herrsche, sei es umgekehrt. „Sollte es denn ganz unmöglich sein“ so fragte er, „einer Vereinigung beider Anforderungen zu genügen?“ Genau dies ist dem Ostpreußen, den es schließlich nach Berlin verschlug, mit seiner letzten Oper gelungen. „Die lustigen Weiber von Windsor“ sollte eine der wenigen in der Wolle gewaschenen deutschen komischen Opern werden. Man kann in diesem Werk die Musik geradezu lachen hören.
Die tiefsinnigeren deutschen Komponisten, Richard Wagner etwa oder Pfitzner, haben es Nicolai nicht gedankt und das Werk etwas sauertöpfig als langweilige und humorlose Kapellmeisteroper abgetan. Das Publikum aber war immer anderer Meinung. Die Oper und Nicolai wurden so bekannt, daß man darüber fast vergaß, von wem das Sujet eigentlich stammte. Ein bekannter Kalauer lautet: „Gestern sind in der Oper ‚Die lustigen Weiber (-) von Windsor‘ gegeben worden“. „Ach, ich dachte, die seien von Nicolai“.